Gesellschaft Wo es nach Kaffee und Hoffnung riecht

Deutsche und Geflüchtete treffen sich jede Woche beim Café Miteinander in Bitburg. Hier lernen sie voneinander und genießen Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten.

 Zum Café Miteinander in Bitburg kann jeder kommen. Vor allem bei Geflüchteten kommt das Programm gut an. Die Teilnehmer unterstützen sich gegenseitig und können dabei helfen, einen kleinen Garten zu bewirtschaften.

Zum Café Miteinander in Bitburg kann jeder kommen. Vor allem bei Geflüchteten kommt das Programm gut an. Die Teilnehmer unterstützen sich gegenseitig und können dabei helfen, einen kleinen Garten zu bewirtschaften.

Foto: TV/Nathalie Hartl

Viele Menschen tummeln sich im zweiten Stock des Mehrgenerationenhauses in Bitburg. Wie Schmetterlinge schwirren sie durch den Flur. Unter ihnen sind Syrer, Libanesen, Iraner, Eritreer oder Afghanen, aber auch Deutsche in allen Altersklassen. Immer mehr strömen in das Café Miteinander, in dem schon Tische und Stühle für sie bereitstehen. Circa 25 Personen versammeln sich in dem Raum. Anders als sonst, gibt es heute einen besonderen Gast: Die Ernährungsexpertin Ingid Höss erklärt den Leuten, was es über gesundes Essen zu wissen gibt.  Gurken, Tomaten, Kürbisse, Auberginen, Äpfel und Pflaumen schmücken die langen Tische. Viel von dem  Gemüse und Obst kommt frisch aus dem hauseigenen Garten, um den sich einige der Café-Teilnehmer kümmern.

Was in Syrien wächst, sprießt auch in Bitburg „Ich habe all dieses Gemüse auf den Tischen gepflanzt“, sagt Ramadan aus Syrien. Das Rote Kreuz habe ihm erlaubt, ein Grundstück in der Nähe des Jobcenters zu bepflanzen. Der 50-Jährige ist seit 2014 mit seiner Frau, einem Sohn und zwei Töchtern in Deutschland. „Während des Krieges fühlten wir uns wie blinde Gefangene“, sagt Ramadan. „Hier haben wir wieder sehen können. Ich bin froh für meine Familie.“ Seine Kinder seien in Bitburg sicher, frei und könnten die Schule wieder besuchen. Was Ramadan in Syrien gepflanzt hat, wächst auch hier im Garten. „Ich danke dem deutschen Volk und der Regierung und möchte jedem eine Blume schenken.“

Das Café Miteinander Organisiert wird der Treff vom Deutschen Roten Kreuz Kreisverband Bitburg-Prüm (DRK). Jeden Mittwoch von 13 bis 16 Uhr treffen sich die Teilnehmer in der Erdorfer Straße 9. Donnerstags gibt es außerdem seit Kurzem eine Begegnungszeit nur für Frauen. Karin Jung vom DRK bertreut das Projekt: „Wir helfen den Flüchtlingen bei der Wohnungs- und Arbeitssuche, bei der Kommunikation mit Behörden wie dem Jobcenter oder dem Sozialamt.“ Jung und ihr Team beraten die Leute gerne. Einige nehmen dafür sogar weite Wege in Kauf und fahren zum Beispiel von Neuerburg aus extra nach Bitburg.

Libanesisches Blut, deutsches Gefühl Eine junge Frau mit Kopftuch richtet den Essenstisch sorgfältig her. Mariam kommt, um zu helfen. Sie wohnt seit 15 Jahren in Bitburg, wo sie glücklich und zufrieden sei. Die Stadt habe alles und man könne zu Fuß leicht überall hingehen. „Ich habe libanesisches Blut, aber fühle mich deutsch und danke Deutschland, denn die Nation hat hunderttausende Kinder und Frauen vor der Vertreibung gerettet.“ Mariam ist gelernte Zahnarzthelferin, arbeitet aber nicht in ihrem Beruf. Sie habe es schwer mit Kopftuch.

Ein Afghane ist kein Syrer Sadik aus Afghanistan ist 27 Jahre alt, seit 2016 in Deutschland und lernt fleißig Deutsch im Café Miteinander. Er träumt von einer Ausbildung als Altenpfleger. „Ich möchte älteren Leuten helfen, in ihnen sehe ich meine Eltern.“ Sein Asylantrag sei abgelehnt worden, denn Anträge der Afghanen würden fast immer abgelehnt - im Gegensatz zu denen der Syrer und Eritreer, die mit ihm an dem Tisch sitzen. Sadik setzt jetzt seine letzte Hoffnung auf das deutsche Verwaltungsgericht. Wenn die Entscheidung für ihn positiv ausfällt, kann er vielleicht bald alte Menschen pflegen.

Ehrenamtliche helfen weiter Ohne ehrenamtliche Mitarbeiter wäre das Café Miteinander wahrscheinlich lange nicht so erfolgreich.

Lisa Heck-Holdsworth arbeitet  seit Juli 2015 mit und kümmert sich vor allem um die Geflüchteten. Zu Beginn übt die Ehrenamtliche mit ihnen vor allem die Sprache. Mit dem Zeitverlauf verbessern sich ihre Deutschkenntnisse durch den Kontakt mit den Einheimischen. „Die Syrer und Eritreer bekommen meist eine Aufenthaltserlaubnis. Der überwiegende Teil der Afghanen wird hingegen abgelehnt. Sie müssen zudem oft lange auf den Bescheid vom Bundesamt oder dem Gericht warten“, sagt Heck-Holdsworth. Solange Flüchtlinge jedoch nur geduldet sind, unterliegen sie der Wohnsitzauflage und dürfen nur innerhalb ihrer Verbandsgemeinde umziehen. Zudem haben sie kein Recht auf einen Integrationskurs. Doch für eine Ausbildung sind deutsche Sprachkenntnisse erforderlich. „Ein solcher Weg ist lang und die afghanischen Flüchtlinge schwanken zwischen der Angst vor der Abschiebung und der Hoffnung auf eine Aufenthaltserlaubnis.“

Heck-Holdsworth versucht mühsam, die Geflüchteten zu beruhigen. „Wir erklären ihnen die Lebensart und die Arbeitsverhältnisse in Deutschland und motivieren sie, Kontakte zu Deutschen zu knüpfen und einen Job zu suchen.“ Ettliche von ihnen hätten bereits  Arbeitsstellen bekommen.

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