100 Seiten über mutigen Pfarrer

Hermeskeil · Dechant Wilhelm Greff hat vor 100 Jahren - am 12. Juli 1912 - sein Amt als Pfarrer von Hermeskeil angetreten. Für Buchautor Dittmar Lauer ist das der Anlass, das Wirken des Seelsorgers in der Zeit zwischen Kaiserreich und Hitlerdiktatur zu würdigen.

 Der Archivkreis der Großpfarrei Hermeskeil-Beuren bringt mit Dittmar Lauers (Zweiter von rechts) Werk das erste von weiteren geplanten Büchern heraus. Im Bild (von links): Rudolf Müller, Leiter der Kreisvolkshochschule, Reiner Schmitt, Renate Nickels, Frank Gehl, Dechant Clemens Grünebach und Hans Scherer. TV-Foto: Ursula Schmieder

Der Archivkreis der Großpfarrei Hermeskeil-Beuren bringt mit Dittmar Lauers (Zweiter von rechts) Werk das erste von weiteren geplanten Büchern heraus. Im Bild (von links): Rudolf Müller, Leiter der Kreisvolkshochschule, Reiner Schmitt, Renate Nickels, Frank Gehl, Dechant Clemens Grünebach und Hans Scherer. TV-Foto: Ursula Schmieder

Hermeskeil. Die Biografien von Autor und Gewürdigtem überschneiden sich: Historiker Dittmar Lauer (75) ging gerade zur Schule, als Dechant Wilhelm Greff am 4. März 1944 mit 71 Jahren eines natürlichen Todes starb. 32 Jahre war Greff katholischer Pfarrer in Hermeskeil, wo er früh Position gegen nationalsozialistisches Gedankengut bezogen hatte. "Mutig und kompromisslos" stemmte er sich laut Lauer dagegen. Gescheitert sei Greff nur, weil er sich seinem Bischof gefügt habe. Die Kirche habe ihn "zurückgepfiffen", er solle sich mehr um das Seelenheil der Menschen kümmern denn um das politische Tagesgeschäft.
Schüler des Gymnasiums, damals noch Öffentliche Höhere Schule, schwärzten Greff bei ihrem Vertrauenslehrer an. Der Priester hatte es als Sünde bezeichnet, an Sonnwendfeiern, wie damals von Schülern praktiziert, Wotan anzubeten. "Gott ist unser Vorbild", hatte er gemahnt.
Sein Buch "Wilhelm Greff, Pastor in Hermeskeil" sieht Lauer als "Versuch, der Person gerecht zu werden". Denn Greffs Einstellung als "Seelsorger und Politiker zwischen Kaiserreich und Hitlerdiktatur", so der Untertitel, sei für die damalige Zeit bemerkenswert gewesen.
Das "Kleinklima einer Hochwaldstadt" liefere wichtige Erkenntnisse, durch die sich die damalige Entwicklung erschließe, warum Menschen etwa nationalsozialistisches Gedankengut unterstützten - oder im Falle Greffs eben nicht. urs
Das Buch "Wilhelm Greff, Pastor in Hermeskeil - Seelsorger und Politiker zwischen Kaiserreich und Hitlerdiktatur" ist im Pfarramt Hermeskeil sowie über Autor Dittmar Lauer (Telefon 06589/611, www.dittmar-lauer.de) erhältlich. Herausgegeben vom Archivkreis der Pfarreiengemeinschaft Hermeskeil-Beuren ist das 100-seitige Werk (Verlag Alta Silva, ISBN 978-3-9814071-2-9) für 8,50 Euro erhältlich. Der Verkaufserlös ist für die Renovierung der Hermeskeiler Pfarrkirche bestimmt. Ein Aufsatz zum Thema ist auch im Jahrbuch 2012 des Kreises Trier-Saarburg erschienen.

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