Brisanz im Hintergrund
KONZ. Vordergründig verlief die Jahreshauptversammlung der Ortsgruppe Konz im Sozialverband VdK so unspektakulär wie Vereinsversammlungen normalerweise ablaufen. Dass hinter der Vereinarbeit erhebliche Brisanz lauert, enthüllte sich erst im Hintergrundgespräch.
Die Jahreshauptversammlung eines Ortsvereins gehört in der Regel nicht zu den spannendsten Veranstaltungen. Auch die Konzer Ortsgruppe des "Sozialverbands VdK" hakte auf ihrer Tagung im Gasthaus Schons zunächst einmal die Vereinsregularien ab. Nach Begrüßung und Totengedenken legte der Vorsitzende Werner Faber seinen Rechenschaftsbericht vor. Er berichtete den rund 100 Anwesenden von der positiven Mitgliederentwicklung, von den Aktivitäten des zurückliegenden Jahrs und stellte die Planungen für 2006 vor. Die Entlastung des Vorstands erfolgte erwartungsgemäß einstimmig. Ein Kurzreferat des Vorsitzenden zum Thema "Besteuerung der Alterseinkünfte" wurde beifällig zur Kenntnis genommen. Auch mit den Ehrungen für zehn-, 25- und sogar 50-jährige Mitgliedschaft bewegte sich der Konzer VdK auf bewährtem Gebiet.Blick hinter die Kulissen der Vereinsarbeit
Um zu entdecken, welche Brisanz in der Arbeit des VdK steckt, war ein Blick hinter die Kulissen der Vereinsarbeit notwendig. Werner Faber eröffnete ihn im Gespräch am Rande der Versammlung. Steigende Mitgliederzahlen sind normalerweise ein Grund zur Genugtuung, und seit 2002 ist die Zahl der Personen, die sich beim VdK Konz eingeschrieben haben, von 437 auf jetzt 694 hochgeschnellt. Die Ursachen dafür sind allerdings alles andere als erfreulich. "Jedes dritte Mitglied tritt ein, weil es ein persönliches Anliegen hat", sagt Werner Faber. So gesehen spiegelt sich im Mitgliederzuwachs die verschärfte soziale Situation in der Republik. Probleme auch beim Bahnhof Konz-Mitte
Immer häufiger muss der VdK seinen Mitgliedern Rechtsschutz gewähren und sie in Auseinandersetzungen mit den Behörden unterstützen. Verfahren gegen Krankenkassen wegen abgelehnter Leistungen, gegen die Berufsgenossenschaft wegen der Anerkennung eines Unfalls als Arbeitsunfall, die Problemfälle bei der Pflegeversicherung steigen rasant an. Und der VdK, der allen Sozialversicherten, Behinderten, Beschädigten, Rentnern und Pensionären sowie den Angehörigen dieser Gruppen offen steht, registriert nur bei den Kriegsbeschädigten und Schwerbehinderten eine Entspannung. Auch in Verbandsgemeinde Konz ist die Zusammenarbeit zwischen VdK und Verwaltung verbesserungsfähig. Werner Faber beklagt, dass sie trotz generell guter Beziehungen nicht so funktioniert, wie es andernorts üblich ist. Positive Beispiele sind der behindertengerechte Zugang zum Konzer Rathaus mitsamt den beiden Parkplätzen für außergewöhnlich Gehbehinderte (AG-Parkplätze). Der Zugang zum Bürgerhaus Kommlingen findet gleichfalls den Beifall des VdK. Allerdings fehlen, so Faber, im Haus behindertengerechte Toiletten und davor der dringend notwendige AG-Parkplatz. Auch in der Konzer Bahnhofstraße und vor allem beim Bahnhof Konz-Mitte haben es gehbehinderte Autofahrer schwer. Faber: "Diese Probleme wären vermieden worden, wenn man uns rechtzeitig gehört hätte." Auf Anfrage weist die Verwaltung allerdings darauf hin, dass sie bereits eigenständig auf behindertengerechte Einrichtungen geachtet habe und das auch in Zukunft tun werde. So verbergen sich hinter der Kaffee- und-Kuchen-Idylle im Karthäuser Gasthaus harte soziale Probleme. Sogar der hohe Altersdurchschnitt der Versammlung täuscht: Zu fast einem Drittel sind die Mitglieder jünger als 50 Jahre. Folgende Personen wurden für ihre langjährige Mitgliedschaft geehrt: Katharina Dethloff (50 Jahre), Alfred Baum (40), Walter Holderer, Alfons Kohl, Peter Mayenfels, Hildegard Richter (25), Roswitha Berg, Helmut Hengel, Günther Junk, Walter Lauer, Werner, Lehnertz, Otto Mergens, Gisela Meyer, Horst Möllendorf, Günther Moersch, Heinz Ostlender, Heinz Peifer, Agnes Pütz, Matthias Pütz, Werner Reuter, Jörg Roos, Wolfgang Scalla, Heinz Scheffer, Josef Schmitz, Arno Serowy, Martin Weier (zehn).
