Gründerinnen brauchen Mut und Durchhaltevermögen

SAARBURG. Erfolgreiche Frauen plauderten aus ihrem "Unternehmerinnen-Nähkästchen" und wollten den Zuhörerinnen Mut machen, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen.

Unter dem Motto "Unternehmerinnen und solche, die es werden wollen, tauschen ihre Erfahrungen aus" hatten die Gleichstellungsstelle des Landkreises, die Wirtschaftsförderung und die Volkshochschule Saarburg zu einem Informationsabend in die Villa Keller geladen. "Für mich stand schon mit 21 Jahren fest, dass ich den Weinbaubetrieb meiner Eltern übernehmen will", sagte Maria Willems vom Weingut Willems in Oberemmel, das sie seit 1970 leitet. "Ich habe schon als kleines Mädchen immer sehr gerne Kaufladen gespielt, im Grunde mache ich heute nichts anderes." Wichtig sei für sie immer die Persönlichkeitsentwicklung und der Besuch von Weiterbildungsveranstaltungen gewesen, fasste die Vorsitzende des Landfrauenverbandes Saarburg zusammen. "Wir haben es stets geschafft, Referenten für Themen zu finden, die uns interessieren." Um ihren Weinverkauf zu steigern, nimmt Maria Willems regelmäßig an Messen oder Winzerfesten teil. "Wenn man etwas zu verkaufen hat, muss man zum Kunden hin", lautet ihr Motto. Auf die Frage, wie sie Familie, Beruf und Kinder unter einen Hut gebracht hat, antwortete sie lächelnd: "Ich mache das Wichtigste grundsätzlich zuerst, und die Oma im Haus wird beim Zeitmanagement oft verkannt." Oberste Priorität neben einem einheitlichen Erscheinungsbild hat die Kundenpflege. "Zweimal im Jahr geht ein Mailing mit unserer neuen Preisliste raus", erzählte sie. Auch bei der Produkt- und Sortimentsgestaltung müsse man "das Ohr immer am Verbraucher haben". Demnächst wird ihre Tochter das Weingut übernehmen. "Das wäre dann die fünfte Generation, in der Frauen den Betrieb weiterführen", sagte sie stolz. Ihr Tipp für alle selbständigen Eltern: Kindern früh Lust auf eine Nachfolge machen, damit sie sich innerlich darauf einstellen können.Mit der Handwerkskammer verbündet

Auch Gaby Donwen war noch sehr jung, als sie ihren Frisörladen in Wasserliesch eröffnete. Anders als bei Maria Willems musste sie sich gegen ihre Eltern durchsetzen, die nie wollten, dass ihre Tochter Friseurin wird. "Ich habe mich mit der Handwerkskammer verbündet", verriet sie ihr Erfolgsrezept. Brigitte Thomas bezeichnete ihren Weg in die Selbständigkeit augenzwinkernd als "bisschen dämlich". Bis zur Eröffnung ihrer ayurvedischen Naturheilpraxis in Zerf hat es fast zwei Jahre gedauert. Der Weg sei dornenreich gewesen. "Zuerst hatte ich eine Architektin, die mir einen Umbauvorschlag machte, der mein Budget weit überschritten hat", erzählte die im Ruhrpott geborene Heilpraktikerin. "Dann bin ich an eine Unternehmensberatung gekommen, die mich beinahe ein Vermögen gekostet hätte und deren Konzept weder meinen Vorstellungen entsprochen hat noch für einen Bankenkredit tauglich war." Ihr Fazit rückblickend: "Durchhaltevermögen und nicht bange machen lassen, sind das Wichtigste." Am Anfang habe sie immer tausend Leute gefragt, wie sie dieses oder jenes finden, anstatt auf ihr eigenes Urteil zu vertrauen. Das habe sie viel Geld gekostet. Im Landkreis Trier-Saarburg gibt es zahlreiche Weiterbildungs- und Beratungsangebote für (künftige) Unternehmerinnen. Die Volkshochschule Saarburg bietet beispielsweise eine Kompetenzwerkstatt für Frauen, die Seminare von Webseitengestaltung über Vorbereitung zur Berufsrückkehr bis hin zur Planung der beruflichen Entwicklung im Angebot hat. Hilfe beim Kontakt mit Behörden findet man bei der Wirtschaftsförderung in Trier. Dazu zählen Baugenehmigungen oder Umweltrecht, aber auch die Suche nach öffentlichen Förderprogrammen. Eines jedenfalls haben alle Unternehmerinnen ihren Mitstreiterinnen empfohlen: Mut, den eigenen Weg zu gehen.

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