Immer auf Achse

KELL AM SEE. Zu Hause ist Marlene Haag kaum anzutreffen. Denn ihr Tagesablauf ist vielseitig, und ihre Interessen liegen mehr außerhalb ihrer vier Wände. Als leidenschaftliche Walkerin und Radlerin ist sie jede freie Minute in den nah gelegenen Wäldern unterwegs.

"Wenn man in eine andere Umgebung kommt und dort mit Freude leben und mit den Menschen warm werden will, dann muss man sich engagieren." So habe sie gedacht und gehandelt, als sie vor einigen Jahren mit Ehemann Klaus von Trier nach Kell gezogen ist, erzählt Marlene Haag, der man ihr Alter von 68 Jahren nicht ansieht. Dafür hat sie eine Begründung parat: "Viel Bewegung, Rad fahren, Nordic Walking, immer unterwegs sein - im Sommer wie im Winter. "Schlechtes Wetter gibt es für mich nicht, wenn die Kleidung stimmt", sagt sie.Umzug nach Kell am See

Bis zu ihrer Heirat arbeitete Haag im Haus Schiefer in Trier. Der Wechsel aus der Stadt ins Dorf habe ihr nichts ausgemacht - eher schon die Tatsache, dass sie ihre Arbeit aufgeben musste. "Meine Eltern kamen mit dem Wohnortwechsel erst nicht klar", erinnert sie sich. "So weit weg", sei ihr besorgter Kommentar damals gewesen. Inzwischen möchte sie das Leben in Kell am See nicht mehr missen. Ehemann Klaus starb vor sechs Jahren, und so gab es vieles, was sie alleine meistern musste. "Aber das konnte ich auch schon vorher", sagt die Mutter zweier Söhne und einer Tochter und erinnert sich, dass sie bereits beim Bau ihres Wohnhauses kräftig mit angepackt habe. "Wenn ein LKW Boden auf unserem Grundstück abgeladen hatte, dann habe ich mich daran gemacht und die Erde verteilt." Als die Kinder in den Kindergarten kamen, habe sie die ersten Eltern aus Kell kennen gelernt, sei Elternsprecherin des Kindergartens und Schulelternsprecherin geworden. Dem Pfarrgemeinderat gehört sie außerdem seit über 30 Jahren an. "Der damalige Pastor drückte mir ein Buch in die Hand und forderte mich auf, in der Kirche vorzulesen", blickt sie zurück. "Das war mein Beginn als Lektorin. Als die Kinder zur Kommunion kamen, half ich als Katechetin aus und bin inzwischen seit 20 Jahren Vorsitzende des Pfarrgemeinderates." Vier Pastöre habe sie bereits erlebt. "Wenn der jetzige Pastor in Pension geht, dann war es auch für mich lange genug. Dennoch hoffe ich, dass Heinz-Werner Schultes noch lange Pastor bleibt." Ihr Engagement begründet Haag so: "Ehrenämter bringen nicht nur Verantwortung, sondern auch viel Freude", sagt Haag, die auch über zehn Jahre im Vorstand der Frauengemeinschaft war. Doch der gesamte Vorstand habe ein Abkommen getroffen. "Ab dem 60. Lebensjahr wollten wir alle unsere Vorstandsarbeit nieder legen und Jüngere ranlassen. Das haben wir auch so gehalten." Lediglich eine Frau sei im Vorstand geblieben, um die anderen einzuweisen. Deshalb ist der Kontakt allerdings nicht abgebrochen: "Auch heute kommen wir Frauen immer noch zusammen zu einem Kaffeekränzchen oder gemütlichen Beisammensein." In der Tanz- und Theatergruppe der Frauengemeinschaft hat sie ebenfalls gespielt. Dort habe sie auch den Keller Dialekt sprechen sollen, "doch das gab nur Gelächter. Man ließ mich dann spielen, wie mir der Schnabel gewachsen war." Im Gesundheitspark Kell ist Haag ständiger Gast. Sie macht Nordic Walking, Herz-Kreislauf-Training und fährt außerdem viel Rad. "Ich bin bekannt dafür, dass ich viel auf Achse bin. In jeder freien Minute bin ich in den Wäldern um Kell unterwegs, sei es zu Fuß oder mit dem Fahrrad." Über einen Umstand freut sich Haag besonders. Ihre beiden Enkel wohnen inzwischen in Kell: "Da habe ich endlich mehr von ihnen."

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