Lebensgefahr! Stollen am Judenkopf stürzen ein

Trier · Gefahr um Leib und Leben: Alte Bergwerksstollen sind an der Bergflanke des Judenkopfes auf Greimerather Gemarkung eingebrochen. Im Wald haben sich bis zu zwölf Meter tiefe Spalten aufgetan. Anwohner machen die ersten Arbeiten am Windpark dafür verantwortlich.

 Die Greimerather Simone Martini, Bernhard Schmitt, Christel Martin und Jürgen Witt (von links) beobachten die klaffenden Spalten, die sich im Wald am Judenkopf aufgetan haben, mit Sorge. TV-Foto: Christian Moeris

Die Greimerather Simone Martini, Bernhard Schmitt, Christel Martin und Jürgen Witt (von links) beobachten die klaffenden Spalten, die sich im Wald am Judenkopf aufgetan haben, mit Sorge. TV-Foto: Christian Moeris

Trier. "Das ist lebensgefährlich", sagt Bernhard Schmitt von der Greimerather Bürgerinitiative (BI), die seit Beginn des Jahres gegen die geplante Windkraftanlage auf der saarländischen Seite des Judenkopfes ankämpft. Bis zu zwölf Meter tiefe Erdspalten hat ein Einwohner der Gemeinde vergangene Woche im Wald entdeckt - nur 600 Meter vom geplanten Windpark am Judenkopf entfernt, wo eine Investorengemeinschaft fünf Windräder bauen will.
Die Greimerather machen die ersten Arbeiten am Windpark für die lebensgefährlichen Abgründe in der Bergflanke des Judenkopfes verantwortlich.
"Im März hat es da oben Erdarbeiten mit schwerem Rammgerät gegeben", sagt Schmitt. Die Vibrationen hätten Schächte des stillgelegten Eisenerzbergwerkes Louise einstürzen lassen, das sich von rheinland-pfälzischer Seite ausgehend in die Flanke des Judenkopfes erstreckt.
Nach Einschätzung der Bürgerinitiative erstreckt sich das Bergwerk mit seinem mindestens fünf Kilometer langen unterirdischen Stollensystem auf drei Ebenen direkt bis unter den Ort, wo die saarländischen Investoren fünf Windräder bauen möchten. Das alte Stollensystem sei aber im Bebauungsplan für die Windräder nicht berücksichtigt worden, sagt die BI. "Das saarländische Landesumweltamt wusste nichts von der Existenz eines alten Bergwerks im Judenkopf", sagt Schmitt. "Die Verantwortlichen haben erstmals im April durch uns etwas davon erfahren." Deshalb befürchten die Greimerather noch weitere Einbrüche, da die wirklich schweren Arbeiten am Judenkopf noch gar nicht begonnen haben. Zudem sind die Stolleneinbrüche für die Greimerather Bürgerinitiative ein weiteres Beispiel dafür, wie oberflächlich die Gutachter bei ihrer geologischen Untersuchung des Berges vorgegangen sind. "Das alte Bergwerk verläuft aller Wahrscheinlichkeit nach bis unterhalb der geplanten Windräder. Wie können die geologischen Gutachter da zu dem Ergebnis kommen, der Berg sei unbelastet?", fragt sich Schmitt.
Die Windräder über dem alten maroden Stollensystem zu errichten, grenzt für die Bürgerinitiative deshalb an Wahnwitz. "Da verlaufen Wanderwege wie der Greimerather Höhenweg und zudem eine Gaspipeline. Wenn sich da der Boden auftut, ist das lebensgefährlich", sagt Schmitt. Schon jetzt sei Gefahr im Verzug, weshalb auch das Geologische Landesamt noch in dieser Woche zu einem Ortstermin in Greimerath erwartet wird. Die Gemeinde Greimerath möchte den Windpark mit einer Klage vor dem Oberverwaltungsgericht in Saarbrücken stoppen.
Demonstration in Losheim


Das alte Bergwerk sei auch beim artenschutzrechtlichen Gutachten nicht berücksichtigt worden, sagt der frühere Revierförster Ralf Tauber. "In den stillgelegten Stollen haben unzählige Fledermäuse ihr Winterquartier. Das haben die Gutachter des Investors vollkommen ignoriert."
Die Greimerather erwarten, dass der Flächennutzungsplan und der Bebauungsplan Ende Mai rechtswirksam erklärt werden. Dann wollen sie gegen die Pläne Widerspruch einlegen. Zudem planen sie eine Demonstration. Die saarländische Nachbargemeinde Losheim erwartet am Pfingstsonntag, 19. Mai, Bundesumweltminister Peter Altmaier zu einem bundesweiten Wandertag für biologische Vielfalt. Am Rande der für elf Uhr geplanten Podiumsdiskussion wollen die Greimerather lautstark gegen den Bau der Windräder am Rande ihres Dorfes protestieren.Extra

Die Firma Gebrüder Böcking hat im Jahr 1843 erste Stollen in die rheinland-pfälzische Flanke des Judenkopfes bei Greimerath gegraben, um Eisenerz abzubauen. Das Erz wurde an die Eisenindustrie im Saargebiet geliefert. Bis zum Zweiten Weltkrieg wurde in Greimerath Erz abgebaut. Die aktuellste Skizze des alten Bergwerks stammt aus dem Jahr 1938. Demnach soll sich im Berg ein Stollensystem mit fünf Kilometern Länge auf drei Ebenen befinden. cmo

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