Niemand will Häuser in "faulenden Ortskernen"

Beuren · Die Info-Runde "Zukunft der Dörfer" nähert sich ihrem Abschluss. Zur dritten von fünf Veranstaltungen der Verbandsgemeinde (VG) Hermeskeil in Beuren kamen etwa 70 Interessierte aus verschiedenen Dörfern.

Beuren. Die angeregten Gespräche hinterher sagen mehr als die Referate selbst. Die Problematik Dorfinnenentwicklung ist bei den Menschen vor Ort angekommen. Entsprechend rege war der Besuch der dritten von fünf Infoveranstaltungen (siehe Extra) der VG Hermeskeil. Nach Reinsfeld und Gusenburg mit laut Büroleiter Werner Haubrich etwa 30 und 50 Besuchern ging es nun auch in Beuren um "Die Zukunft der Dörfer". Etwa 70 Interessierte aus dem Ort wie aus Bescheid, Rascheid, Geisfeld, Hinzert-Pölert und Naurath waren gekommen.
Hauptreferent Professor Karl Ziegler von der Technischen Universität Kaiserlautern zeigte schonungslos negative Entwicklungen infolge des Bevölkerungsrückgangs auf. In einigen Dörfern könne bereits in zehn Jahren jedes vierte Haus, viele davon schwer oder gar unverkäuflich, leer stehen. Daher brauche es keine Neubaugebiete, für ihn "beleuchtete Äcker", mit immens belastenden Hypothekenzinsen: "Die Ortskerne faulen und die Schale außen rum wächst." Bürgermeister Michael Hülpes warb für das VG-Förderprogramm zur Stärkung der Ortskerne (der TV berichtete) und lobte die Gemeinde Beuren. Statt neue Baugrundstücke zu erschließen, helfe sie, private Parzellen zu vermarkten.
Positive Zwischenbilanz


Ortsbürgermeister Manfred Köhl zog eine positive Zwischenbilanz. Von 62 Eigentümern hätten 15 auf Anhieb eingewilligt, so dass schon vier Grundstücke verkauft seien, was er aber auch auf die solide Infrastruktur des Ortes zurückführt. Da die Mopsfledermaus die Windkraftpläne ausbremse, brauche es aber weiter gute Ideen, den Ort auch mit wenig Geld zu entwickeln. Kollege Theo Palm (Geisfeld) ermutigte, Fachleute von außerhalb in die Dörfer schauen zu lassen, was einen völlig anderen Blickwinkel ergebe. Andreas Ludwig (Rascheid) begründete die Entscheidung, eine Sanierungszone mit steuerlichen Vorteilen auszuweisen, wovon er sich mehr Bauaktivitäten verspricht. Raimund Olinger (Bescheid) berichtete von den Erfolgen des dank Windkrafteinnahmen seit 2007 gefüllten Gemeinde-Fördertopfes, der schon sieben Projekte angestoßen habe. Werner Weber (Naurath) ist sich bewusst, dass der Ort von der Nähe zu Schweich, wo Bauland und Häuser teuer sind, profitiert.
Die Vertreter der beiden Partnerbanken, Werner Dellwing, Volksbank Hochwald-Saarburg, und Gerd Keller, Sparkasse, nannten konkrete Beispiele. Den steigenden Preisen im städtischen Raum stehe oft eine fehlende Nachfrage auf dem Land gegenüber. Zum einen drücke marode Bausubstanz die Preise im gesamten Ort, zum anderen sollte eine gute Geldanlage bis zur Rente finanziert sein. Notar Mathias Queck berichtete von vermeidbaren Verzögerungen beim Vererben oder Verkaufen von Häusern. Oft seien in Grundbüchern uralte Wohnrechte oder eine Grundschuld eingetragen, deren Streichung Monate dauern könne. Notare würden aber auch "siedlungspolitisch" aktiv, nannte er als Beispiel weit verzweigte und oft erst zu ermittelnde Erbengemeinschaften. Nicht selten müssten Erben erinnert werden an ihre Verkehrssicherungspflicht, die im Schadensfall sehr teuer werden könnte.Extra

Zwei weitere Infoveranstaltungen sind am Donnerstag, 28. November, im Bürgerhaus Züsch - auch für Damflos und Neuhütten - sowie am Mittwoch, 4. Dezember, in der Hochwaldhalle Hermeskeil. Beginn ist jeweils um 19.30 Uhr. In Hermeskeil wird erneut Professor Ziegler referieren, in Züsch wie schon zuvor in Gusenburg Andreas Kühn von der Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz, einer Schnittstelle von Wissenschaft und Praxis. Beide werden sich dem Thema "Stärkung der Ortskerne" widmen. urs

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