Radio kaputt! Wegwerfen? Denkste!

Saarburg · Ehrenamtliche übernehmen eine Dienstleistung, die beinahe aus der Mode gekommen ist: Reparieren. Kilian Zender, Koordinator der Ehrenamtsbörse in Saarburg, hat mit seinen Helfern bei der Erstauflage des Repair-Cafés gute Erfahrungen gesammelt. Aus dem Stand gaben 70 Hilfesuchende Geräte ab. Bald gibt es eine neue Gelegenheit für Menschen, denen kaputte Gegenstände einfach zu schade sind für die Tonne.

Radio kaputt! Wegwerfen? Denkste!
Foto: Herbert Thormeyer (doth), Herbert Thormeyer ("TV-Upload Thormeyer"

Saarburg. Der Schalter an der Nachttischlampe ist kaputt. Aber deshalb die ganze Lampe wegwerfen? Bloß nicht, denn das Saarburger Repair-Café am 20. November in der Kulturgießerei am Staden hilft. Von 15 bis 20 Uhr erwarten neun Fachleute an fünf Tischen Menschen, die sich nicht einfach so von kaputten Dingen trennen, sondern sie reparieren wollen.
"Rund 70 Leute sind im Juli zu uns gekommen", freut sich der Koordinator der Ehrenamtsbörse des Lokalen Bündnisses für Familie, Kilian Zender, über den Erfolg des ersten Versuchs der Wegwerfmentalität Paroli zu bieten. Elektrogeräte, Computer, Fahrräder, Stühle und andere Gegenstände aus Holz, sowie Textilien können von neun Fachleuten instandgesetzt werden.
"Der Renner waren Textilien", erklärt Zender, der selbst ein Loch in der Hose reparieren ließ, die anschließend wieder wie neu aussah. Rund 20 Reparaturen sind bei der Saarburger Repair-Café- Premiere geglückt.Gegenseitige Hilfe


Jetzt sollen es immer mehr werden. Eine Voranmeldung ist nicht nötig. Die Nutzer bekommen einen Laufzettel mit Wegweiser und Hausordnung. An jedem Tisch wird Fachwissen vorgefunden. Fachleute und die Menschen mit den kaputten Sachen sollen gemeinsam an der Reparatur arbeiten, und dabei auch einen guten Kaffee und ein Stück Kuchen genießen.
"Jeder hat irgendein Spezialwissen, und wir helfen uns auch gegenseitig", erklärt Franz-Josef Quante, der schon vieles wieder zum Funktionieren gebracht hat.
Professionellen Reparaturbetrieben wolle man aber nicht ins Handwerk pfuschen.
Oft hängen langjährige Erinnerungen an Geräten, wie etwa der ersten Stereoanlage, die ein Symbol für eine glückliche Zeit und die Jugend sein kann, und manchmal sind es ja nur Kleinigkeiten, die ein Gerät vor dem Müll retten können. "Ganz schwierig sind Tintenstrahldrucker instandzusetzen, die lange nicht benutzt wurden", weiß Florian Broschart aus Erfahrung. Eingetrocknete Tinte sei hier das Problem.
Eine kleine Spende wird für das Bemühen und den Reparaturerfolg erwartet. Bei Bedürftigen verzichten die Ehrenamtler auch darauf. Das Geld wird wieder in die Organisation des nächsten Repair-Cafés und für den Kauf von Ersatzteilen gesteckt. "Wir haben eine Veranstaltung pro Quartal ins Auge gefasst und streben einen Vier-Wochen-Rhythmus an", plant Zender. Die Geräte und Gegenstände müssen, ob repariert oder nicht, wieder mitgenommen werden. "Wir sind hier keine Müllkippe", macht Franz-Josef Quante klar.
Weitere Informationen unter www.kulturgiesserei-saarburg.de .Extra

Die Idee zum Repair-Café stammt von der Umweltjournalistin Martine Postma aus den Niederlanden. Sie hat inzwischen weltweit Nachahmer gefunden. Seit 2007 setzt sie sich auf verschiedene Arten für Nachhaltigkeit auf lokaler Ebene ein. Das allererste Repair Café organisierte Martine am 18. Oktober 2009 in Amsterdam. Es erwies sich als ein großer Erfolg. Für Martine was dies der Anlass, im Jahr 2010 die Stiftung "Stichting Repair Café" ins Leben zu rufen. Diese niederländische Non- Profit- Organisation bietet lokalen Gruppen im In- und Ausland, die selbst ein eigenes Repair Café eröffnen wollen, seit 2011 Unterstützung an. doth/Quelle: www.repaircafe.org

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