Tierschau in Kell feiert ihren Fünfzigsten

Kell am See · Für die Landwirte in der Region ist sie die wichtigste Bühne, um ihre züchterischen Leistungen zu zeigen. Zugleich ist sie der traditionelle Treffpunkt für Tausende einheimische Besucher. Im Veranstaltungskalender der Verbandsgemeinde (VG) Kell am See nimmt die Tierschau die unangefochtene Spitzenposition ein. Am 30. August wird sie zum 50. Mal ausgetragen.

 Die amtierende Miss Hochwald, gekürt während der Keller Tierschau 2009: Kuhdame Emily aus dem Stall von Stefan (im Bild) und Matthias Zens aus Musweiler (Kreis Bernkastel-Wittlich). TV-Foto: Archiv/Hans Muth

Die amtierende Miss Hochwald, gekürt während der Keller Tierschau 2009: Kuhdame Emily aus dem Stall von Stefan (im Bild) und Matthias Zens aus Musweiler (Kreis Bernkastel-Wittlich). TV-Foto: Archiv/Hans Muth

"Spaßeshalber könnte man die Tierschau als Nationalfeiertag in der VG Kell bezeichnen, für den sich viele, viele Leute extra Urlaub nehmen." Dieses Zitat von Bürgermeister Werner Angsten (CDU) sagt alles über den Stellenwert einer Veranstaltung aus, die alljährlich am letzten Montag im August am Keller Sportplatz über die Bühne geht.

Die Verbandsgemeinde-Tierschau, die ins Programm der Keller Kirmes eingebettet ist, zählt zu den größten Publikumsrennern im Hochwald.

Kuh und Co. locken stets Tausende Besucher an. Neben diesem Massenauftrieb ist die Schau zugleich ein Pflichttermin fürs Fachpublikum. Denn: "Für die Landwirte in den Kreisen Trier-Saarburg und Bernkastel-Wittlich ist Kell die wichtigste Ausstellung, die sie haben." Das betont Helmut Backes, der Vorsitzende der Kreis-Züchtervereinigung Trier-Wittlich.

Die Züchter bereiten sich oft schon Wochen vorher auf die Keller Schau mit ihrer Prämierung der besten Tiere vor. Teilnehmen dürfen nur Kühe, die der Kreis-Tierzuchtwart im Vorfeld in den Betrieben mit den Landwirten ausgesucht hat. Danach ist Training angesagt. "Denn die Kuh muss sich führen lassen, wenn sie am Strick ihres Besitzers durch den Ring geht", sagt Backes.

Aus einer Gebrauchsschau wurde eine Leistungsschau



Dieser große Auftritt wird in Kell von einer Jury bewertet, die vor allem auf das Aussehen der Tiere achtet. Für ihre fachmännischen Blicke ganz wichtig ist die Euterform und die Kenntnis um die Milchleistung. Aber sauber soll das Tier natürlich auch sein. Deshalb bringen die Landwirte ihre Prachtexemplare mit großem Aufwand in Façon. Sie werden gewaschen, das Fell wird geschoren und "die Schwänze werden toupiert", wie Backes verrät.

50 Tiere werden am 30. August bei der 50. Tierschau in der Abteilung "Kühe und Rinder" an den Start gehen. Mit dem Titel "Miss Hochwald" küren die Juroren schließlich die beste Kuh der Schau. Um Siege und Preise wetteifern nebenan auch die Pferdezüchter. Diesmal sind bei diesem Wettbewerb 30 Tiere angemeldet.

Hervorgegangen ist die VG-Tierschau aus dem Keller Viehmarkt. Dort ging es in früheren Zeiten allein darum, dass Nutztiere wie Kühe, Pferde oder auch Schweine ge- und verkauft wurden. Als 1961 mit der Premiere der Tierschau auch die Prämierungen eingeführt wurden, wandelte sich der Charakter der Veranstaltung grundlegend. "Aus einer Gebrauchsschau wurde eine Leistungsschau", sagt Angsten. Die VG ist Organisator der Tierschau, die bis Mitte der 1970er Jahre auf dem Platz an der heutigen Schule stattfand und dann an den Sportplatz umzog. Denkwürdiges spielte sich im Jahr 1984 ab. Damals boykottierten die Bauern mit Kühen aus Protest gegen die Einführung der Milchquote die Veranstaltung. Es gab nur eine Pferde-Prämierung.

Doch das blieb eine Episode. Bis heute ist die Keller Schau ein Besuchermagnet geblieben. Das erklärt sich Angsten vor allem damit, "dass wir das Rahmenprogramm ausgeweitet und daraus ein Fest für die ganze Familie gemacht haben" (siehe Extra). Ganz entscheidend kommt jedoch hinzu, dass es nach der Tierschau für die meisten Besucher ein festes Ritual gibt. Sie brechen vom Sportplatz in Richtung Ortsmitte auf und bummeln noch eine Runde über den Krammarkt bei der Keller Kirmes. Extra Programm der 50. VG-Tierschau: Die Jubiläums-Veranstaltung beginnt am Montag, 30. August, um 9 Uhr. Dann werden die Pferde und Kühe in die beiden Vorführringe geschickt und in unterschiedlichen Kategorien von der Jury bewertet und für das Publikum auch kommeniert. Gegen 12 Uhr wird als Höhepunkt der Schau die Siegerkuh als "Miss Hochwald" ausgezeichnet. Danach wartet die Jubiläumsausgabe mit einem besonderen Spektakel auf. Promis und Profis aus der Landwirtschaft messen bei einem Melkwettberwerb ihre Kräfte. Zum Rahmenprogramm zählen wie gewohnt ein Zelt mit Kleintieren wie Kaninchen und Geflügel. Für die kleinen Besucher wird zudem unter anderem Ponyreiten angeboten. Das Fachpublikum kann sich an mehreren Ständen mit Bedarfsartikeln für Hof und Garten eindecken. Der Musikverein "Concordia" spielt zum Konzert auf und sorgt mit seinen Helfern zugleich für das leibliche Wohl der Besucher. Aus den Reihen der Politik hat die Staatsekretärin im Bundes-Landwirtschaftsministerium, die CDU-Politikerin Julia Klöckner, ihr Kommen zugesagt. (ax)

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