Viel Wirbel um den Wiesengraben

Nittel · Neuer Plan für das Baugebiet Wiesengraben: Einige Weinberge inmitten des rund 13 Hektar großen Geländes bleiben erhalten. Eine Folge: Für die ursprünglich vorgesehene Ansiedlung eines Drogerie-Marktes fehlt der Platz.

 Der Weinberg hinter dem Straßenschild gehört zu insgesamt drei Grundstücken, die der Eigentümer nicht für das Baugebiet „Wiesengraben“ verkaufen möchte. TV-Foto: Jürgen Boie

Der Weinberg hinter dem Straßenschild gehört zu insgesamt drei Grundstücken, die der Eigentümer nicht für das Baugebiet „Wiesengraben“ verkaufen möchte. TV-Foto: Jürgen Boie

Die Emotionen kochten hoch auf der Ortsgemeinderatssitzung in Nittel. Stein des Anstoßes: das geplante Neubaugebiet "Wiesengraben". Da ein Grundeigentümer, dem insgesamt gut zehn Prozent der für das Baugebiet vorgesehenen Gesamtfläche gehört, seinen Grund und Boden weiter als Weinberg nutzen möchte und auch mit einem Flächentausch nicht einverstanden ist, wurde eine komplette Neuplanung des "Wiesengrabens" notwendig. Der neue Entwurf wurde lange und kontrovers diskutiert, bis am Ende eine große Mehrheit (acht Ja-Stimmen, zwei Enthaltungen, eine Gegenstimme, sechs Ratsmitglieder konnten wegen Befangenheit nicht abstimmen) für die Annahme der Neuplanung votierte. Ein interessierter Sitzungsgast verließ daraufhin mit lautem Türenknallen den Saal.
Platz für geplanten Drogerie-Markt entfällt

Die Neuplanung bedeutet, dass von den ursprünglich vorhandenen rund 13 Hektar nur noch 11,5 Hektar zur Verfügung stehen. "Deshalb entfällt der Platz, der einmal für einen Drogerie-Markt vorgesehen war", erläutert Projektentwickler Claudius Frühauf. Der heiß ersehnte Frischemarkt bekommt die benötigten Flächen, ebenso die Residenz für betreutes Wohnen. Für eine Wohnbebauung stünden nach der Neuplanung 114 Grundstücke zur Verfügung. "Für den Winzer, der seine Flächen weiterhin für den Weinbau nutzen möchte, sei ein späterer Beitritt zur Eigentümergemeinschaft immer noch möglich", sagt Frühauf. Allerdings: "Die Kosten, die jetzt für die Neuplanung angefallen sind, müsste der Eigentümer in diesem Fall übernehmen." Sollte der Winzer seinem Standpunkt treu bleiben, würden die Weinberge mit einer immergrünen Hecke eingefasst. "Der Winzer wird seiner Tätigkeit weiter uneingeschränkt nachgehen können", versichert der Projektentwickler. Bei einer neuen Entscheidung zugunsten der Eigentümergemeinschaft würde die ursprüngliche Planung wieder in Kraft gesetzt.

Weitere Veränderungen aufgrund der Neuplanung: den offenen Bachlauf wird es nicht mehr geben. "Der Bach führt nicht genug Wasser, und ein stehendes Gewässer wird zu einer Brutstätte für Ungeziefer", berichtet Frühauf aus einem Gutachten. In der Regel käme kein oder nur wenig fließendes Wasser am Fuß des Hanges an. Gemeindearbeiter und Ratsmitglied Peter Bock bestätigt das Gutachten mit seinen Erfahrungswerten.

Die ehemals in der Mitte des Baugebiets geplante, den Hang abwärts führende Straße entfällt. Aufgrund der inmitten des Baugebiets liegenden Weinberge sei eine "Umfahrung" der Landwirtschaftsfläche nicht sinnvoll.

Meinung

Die Verlierer sind die Nitteler

Von Anke Pipke

Ein Winzer spielt bei der Planung des Nitteler Neubaugebiets nicht mit. Die Folge: Der angedachte Drogerie-Markt fällt aus der Planung heraus. In seiner Abwägung zwischen Eigeninteresse und Gemeinwohl hat sich der Weinbauer gegen die Gemeinde entschieden - gegen das Gesamtkonzept des Baugebiets, gegen die damit beabsichtigte Fortentwicklung des Obermosel-Dorfes. Sein Weinberg scheint ihm wichtiger zu sein. Und das trotz der von Projektentwickler Frühauf angebotenen Alternativen, mit denen der Winzer seinen Weinbau hätte weiterführen können. Es scheint, als hätte der Landwirt bei den Verhandlungen um seinen Grund und Boden zu hoch gepokert. Nun gibt es eine Neuplanung ohne ihn. Dadurch hat niemand gewonnen, und die eindeutigen Verlierer sind die Nitteler und ihre Nachbarn, die sich auf den Drogerie-Markt gefreut haben. a.pipke@volksfreund.de

Extra

Wirtschaftsplan

Der Wirtschaftsplan des Forstamtes Saarburg zur Bewirtschaftung des Nitteler Waldes wurde angenommen. Aufgrund der starken Sturmschäden wird der Ertrag aus dem Holzverkauf hoch sein. "In den nächsten Jahren fehlen uns dann aber die zu früh verkauften Bäume", erklärte Revierförster Peter Strupp. An der Landesstraße 135 wird in Höhe der Anbindung des Baugebiets "Oberberg" eine Schutzplanke installiert. Knapp 4500 Euro wurden für die Sanierung der historischen Wegekreuze gespendet. Das Ordnungsamt der VG Konz wird verstärkt Verkehrskontrollen in Nittel vornehmen. Im Blickpunkt stehen die Parksituation in der Moselstraße und die Autofahrern nicht gestattete Nutzung des Wanderwegs nach Wellen. VG-Beigeordneter Joachim Weber berichtete über die Verlegung eines Glasfaserkabels für DSL-Verbindungen nach Nittel in einer Trasse des Wasser- und Schifffahrtsamtes. Die asphaltierte Fläche am Portal des Bahntunnels könnte nach Beendigung der Bauarbeiten am Nitteler Tunnel zu einer Stellfläche für Wohnmobile ausgebaut werden, da Wasser- und Stromanschluss bereits vorhanden wären. Der Wasserfall "Ob der Strenz" soll nach den umfangreichen Aufräumarbeiten des "Après-Ski-Teams" und der Gemeinde mit einer Illumination versehen werden.

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