"Völlig aus der Luft gegriffen"

Hermeskeil · Der Schlagabtausch zwischen Verbandsgemeinde-Bürgermeister Michael Hülpes (CDU) und der Interessengemeinschaft (IG) "Rettet den Hochwald" geht weiter. Die Gruppe um den früheren SPD-Bundestagsabgeordneten Karl Diller hatte eine Fotomontage mit möglichen Windrädern bei Hermeskeil veröffentlicht und ihre ablehnende Haltung erneut deutlich gemacht. Hülpes wirft der IG vor, dass einige ihrer Aussagen "aus der Luft gegriffen sind".

Hermeskeil. Der Stein des Anstoßes ist ein Bild im TV und der dazugehörige Artikel "Virtueller Blick auf Hermeskeiler Windräder" vom 9. Januar. Die IG "Rettet den Hochwald" hatte damit veranschaulichen wollen, wie sich der geplante Bau von Windrädern auf das Stadtbild auswirken würde. In oben genanntem TV-Bericht war auch Rathaus-Chef Hülpes zu Wort gekommen. Er hatte darin der IG eine "unverantwortliche Panikmache" vorgeworfen. Die Retourkutsche ließ nicht lange auf sich warten. Der Sprecher der IG, Karl Diller, hatte zwei Tage später reagiert und in unserer Zeitung gefragt, was man davon halten solle, dass Hülpes eine solche Aussage trifft, obwohl er die Fotomontage vorher gar nicht kannte.
Diese Auseinandersetzung geht nun weiter. Der Hermeskeiler Rathaus-Chef stellt klar, dass sich seine Wortwahl nicht auf die Fotomontage bezogen habe. Als "unverantwortliche Panikmache" sieht Hülpes vielmehr die von der IG vorgelegten Formulierungen an, dass beispielsweise die Bürger "mindestens 30 Jahre lang den Anblick der Monster ertragen müssen", "der Lebensraum seltener Tiere verloren geht" oder die Investoren "mehr als zwei Dutzend Anlagen genau im Abstand von 1000 Metern zur Wohnbebauung planen".
Die letztgenannte Aussage sei "völlig aus der Luft gegriffen" und ein "Horrorgemälde", betont Hülpes. Bei der Standortauswahl komme im laufenden Planungsprozess gerade dem Artenschutz eine besondere Rolle zu.
"Im Übrigen ist auch die Fotomontage bezüglich Standorten, Entfernung von der Wohnbesiedlung und Proportionen fehlerhaft und vermittelt insofern einen falschen Eindruck", sagt Hülpes.
Zu "gegebener Zeit", so der Verwaltungschef, würden "fachlich korrekte Visualisierungen öffentlich vorgestellt".
Abschließend äußert Hülpes seine Zweifel an der "Glaubwürdigkeit des Politrentners Diller". Dieser belehre den VG-Rat, dass im Norden der VG "noch was möglich wäre", während er den Bau von Anlagen in seinem Wohnumfeld - der Stadt Hermeskeil - ablehne.
IG will größeren Mindestabstand


Angesprochen auf diese Kritik, sagt Diller: "Ich rate, verbal abzurüsten. Wir alle wollen die Windenergie nutzen, wollen neue Einnahmemöglichkeiten für die Gemeinden, wollen Windenergie mit Augenmaß." Strittig sei aber die Frage, ob die insgesamt 57 geplanten Anlagen im Süden der VG "noch Augenmaß oder Übermaß" sind.
Die IG ist mit dem von der VG vorgesehenen Mindestabstand von 1000 Metern zu Wohnhäusern nicht einverstanden und fordert eine Veränderung nach dem Motto: "Je höher das Windrad, desto weiter weg muss es von der Wohnbebauung bleiben", so Diller. Die IG spreche sich für einen Mindestabstand aus, der der zehnfachen Nabenhöhe entspricht. Da die Investoren aber 145 Meter hohe Windräder planen, würden nach Kenntnis der IG 27 Anlagen im Korridor zwischen 1000 und 1450 Metern Abstand liegen.
Bezüglich des Hülpes-Vorwurfs einer "fehlerhaften" Fotomontage weist Diller darauf hin, dass die IG diese auf Basis der bekannten Pachtverträge der Stadt Hermeskeil mit den Investoren erstellt habe.
Andere Pläne sollen nach Dillers Kenntnis erst nächste Woche in den städtischen Gremien vorgestellt werden.
Abschließend stellt Diller noch einmal klar, warum er vor allem den geplanten Windpark bei Beu-ren - der allerdings zurzeit durch die streng geschützte Mopsfledermaus blockiert ist - für geeignet hält. "Die Beurener Pläne hätten die geringsten Auswirkungen auf die Landschaft. Sie betreffen die riesige Windwurffläche westlich der A 1, und die Räder wären mehr als 1600 Meter von der Wohnbebauung entfernt." ax

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