Von Ansturm bis Zusammenbruch

Die Abwrack-Prämie gilt als eines der Instrumente, von denen sich die Bundesregierung eine Ankurbelung der Wirtschaft verspricht. Der TV hat Autohändler in Konz und Saarburg gefragt, was sie davon halten und wie sich die Regelung auf ihr Geschäft auswirkt.

Konz/Saarburg. 1,5 Milliarden Euro hat die Bundesregierung bislang bereit gestellt, um den Verkauf von Neu- beziehungsweise Jahreswagen anzukurbeln. Für etwa 600 000 Fahrzeuge werde das Geld reichen, so die Schätzung.

Auch in Konz und Saarburg nutzen Autofahrer die Gelegenheit, sich nach einem Neuwagen umzuschauen und bei erfolgreicher Suche die Verschrottungsprämie von 2500 Euro einzustecken.

Ökologisch wenig sinnvoll



Franz-Josef Rütz, Geschäftsführer von Auto Rütz in Konz, ist überrascht über die Resonanz: "Obwohl wir hauptsächlich Transporter aus dem oberen Preis-Segment verkaufen, nutzen doch einige die Prämie für einen Neukauf." Etwa zehn Prozent mache der Anteil aus. Dennoch findet Rütz: "Das Ganze ist schlecht durchdacht. Es hätte von Anfang an feststehen müssen, wann die Frist endet, dann hätte nicht so ein Ansturm eingesetzt."

Zudem moniert Rütz, dass die Neuwagen, die gekauft würden, häufig mehr verbrauchten als die alten Fahrzeuge der Kunden. "Das ist unter Umweltaspekten nicht hilfreich."

"Ein gewisses Plus" beim Verkauf von Kleinwagen registriert Fritz Wiedemann, freier Autohändler und Inhaber von Auto Wiedemann in Konz-Karthaus und Saarburg. Größer sei hingegen die Nachfrage bei den Vertragshändlern. Auch Wiedemann schätzt die Abwrack-Prämie kritisch ein. "Das ist kein günstiges Mittel, um die Flotte auszutauschen." So profitierten viele von der Regelung, die auch ohne den Zuschuss ein neues Auto finanzieren könnten. "Diejenigen, die ein so altes Auto fahren, können aber auch trotz 2500 Euro sich häufig kein neues leisten." Andererseits sei die Regelung "ein Glück in der Rezessionsphase". "Das ist eine winzige Veränderung des Abschwungs", meint Wiedemann.

Ähnlich schätzt Sascha Meyer, Kundendienstberater bei Auto Peter in Könen, die Lage ein. "Das ist gut für die Wirtschaft, benachteiligt aber die Menschen mit wenig Geld. Denn viele können sich auch mit der Prämie kein neues Auto kaufen."

Offensichtlich genügend Interessenten gibt es bei Meyers Kollegen in Saarburg: "Seit Ende Januar verzeichnen wir einen großen Ansturm", berichtet Gabriele Metrich von Fiat Metrich in Saarburg-Beurig. "Wir machen viele Angebote, haben aber auch schon gut verkauft." Für sie bedeute die Abwrack-Prämie in vielerlei Hinsicht eine zusätzliche Belastung. "Wir treten für unsere Kunden in Vorlage." Zudem übernehme das Autohaus die Abwicklung. Trotz positiver Resonanz sieht Metrich das Geschäft durchaus kritisch: "Die Lager sind leer, und ich habe Angst vor dem Loch, das in ein paar Monaten kommen wird."

Mit zwiespältigen Gefühlen betrachtet auch Patrick Michels, Inhaber von Auto Michels - der Opel-Niederlassung am Saarufer -, die Situation. Mehr Kleinwagen als sonst würden derzeit auch in seinem Haus verkauft. "Für den Moment ist das schön. Das Geschäft nehmen wir gerne mit." Gleichwohl sieht er im angekurbelten Verkauf nur "eine Verschiebung". Michels ist überzeugt: "Das Loch wird kommen. Das reißt vor allem die freien Werkstätten und Zulieferer-Betriebe nach unten."

Eine düstere Prognose stellt Matthias Pinnel vomk Autohaus Pinnel-Schneider in Saarburg. Schon in einigen Wochen werde es nach dem derzeitigen Ansturm "sehr, sehr dünn" werden, schätzt er. "Ich fürchte, dass der Markt zusammenbricht."

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