"Das ist sehr bewegend für mich!"

Trier · Ausnahmsweise steht im 7. Trie rer Sinfoniekonzert (Donnerstag, 19. Mai, 20 Uhr, Theater Trier) mal nicht Generalmusikdirektor Victor Puhl am Dirigierpult. Dirigent des Abends ist Dirk Kaftan - aufgewachsen in Wittlich, wurde er Anfang der 1990er Jahre Korrepetitor am Trierer Theater und ist seit 2013 Chefdirigent in Graz.

 Aufgewachsen in Wittlich und Kanada – Der Dirigent Dirk Kaftan hat seine ersten Schritte auf der Karriereleiter in Trier gemacht. Nun kommt er für ein Sinfoniekonzert zurück. Foto: dirk-kaftan.de

Aufgewachsen in Wittlich und Kanada – Der Dirigent Dirk Kaftan hat seine ersten Schritte auf der Karriereleiter in Trier gemacht. Nun kommt er für ein Sinfoniekonzert zurück. Foto: dirk-kaftan.de

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Trier. Welche Erinnerungen verbinden den renommierten Dirigenten mit Wittlich und Trier? Und wie erarbeitet er mit den Trierer Philharmonikern das Programm des siebten Sinfoniekonzerts? TV-Mitarbeiter Martin Möller hat ihn dazu befragt.Herr Kaftan, Sie stammen aus Wittlich und waren im Jahr 1991 am Trierer Theater als Korrepetitor tätig. Mit welchen Gefühlen kehren Sie jetzt als Gastdirigent zurück?Dirk Kaftan: Das ist sehr bewegend für mich! Meine Erfahrungen als Teenager am Theater Trier haben mich auf die Laufbahn des Dirigierens geschickt. Das war eine der wichtigsten Weichenstellungen in meinem Leben!Haben Sie noch persönliche Kontakte zu Trierer Kollegen von damals?Kaftan: Nein. Dazu liegt meine Trierer Zeit zu weit zurück. Natürlich habe ich viele Kollegen, die am Theater waren, später wiedergesehen. Zum Beispiel Bernhard Helmich, der damals Dramaturg war, oder den Sänger Gerhard Siegel. Und ich kann mich gut an Laszlo Lukacs erinnern, der ja auch heute noch in Trier engagiert ist, genauso wie an etliche Musiker aus dem Orchester, die auch wichtige Instrumental-Lehrer für die Jugend der Region waren und sind.Sie sind seit 2013 Chefdirigent im österreichischen Graz. Was unterscheidet die Theater Graz und Trier voneinander?Kaftan: So groß sind die Unterschiede gar nicht. Beide Häuser versuchen, für Menschen im Umfeld spannende und bewegende Inhalte auf die Bühne zu bringen, Herzen zu gewinnen. Das tun sie mit allen Mitteln, die zur Verfügung stehen. Natürlich gibt es da Unterschiede - das Orchester in Graz ist mehr als 90 Musiker stark. Die Grazer Oper ist das zweite Haus in Österreich und hat - natürlich - noch mehr Ressourcen zur Verfügung.Reden wir über das anstehende Sinfoniekonzert. Haben Sie das Programm ausgesucht oder wurde es Ihnen vorgegeben?Kaftan: Es hat sich ergeben aus Gesprächen mit Victor Puhl. Wir haben beide unsere künstlerischen Vorstellungen ausgetauscht, und daraus hat sich das Programm entwickelt. Eine einseitige Entscheidung war das nicht.Gibt es im Programm ein Werk, bei dem Sie in der Probenarbeit Schwerpunkte setzen?Kaftan: Jedem Stück müssen wir in möglichst intensiver Probenarbeit gerecht werden. In Tschaikowskys 5. Sinfonie gibt es natürlich besonders viel zu entdecken. Das Werk gilt vor allem im deutschen Raum manchmal als emotional überladen und unklar. Ich sehe das anders. Es gibt in dem Werk viele psychologische Feinheiten, sogar Abgründe, ein geheimes Programm hinter den Tönen.Gibt es Sätze in dieser Sinfonie, die Sie ganz besonders schätzen?Kaftan: Nein, das Werk wirkt als Ganzes wie ein Roman mit mehreren Kapiteln. Sein Pathos ist echt. Und manchmal sogar erschreckend abgründig.Nach dem Konzert - werden Sie rasch weiterfahren oder bleiben Sie noch einige Tage in der Region?Kaftan: Ich dirigiere am nächsten Morgen um zehn Uhr die Generalprobe für eine Opern-Gala in Graz. Ich muss also noch in der Nacht zurückfahren.7. Sinfoniekonzert, Donnerstag, 19. Mai, 20 Uhr, im Trierer Theater. Michail Glinka, Ouvertüre zu "Ruslan und Ludmilla"; Edouard Lalo, Cellokonzert d-Moll; Peter Tschaikowsky, Sinfonie Nr. 5. Peter Bruns, Violoncello. Philharmonisches Orchester Trier, Leitung Dirk KaftanExtra

Dirk Kaftan wuchs in Wittlich und in Kanada auf. Bereits mit 18 Jahren war er Korrepetitor am Stadttheater Trier. Nach verschiedenen Zwischenstationen wirkte er als Erster Kapellmeister und Stellvertreter des Generalmusikdirektors an der Grazer Oper. Von 2009 bis 2014 war er in Augsburg Generalmusikdirektor. Anfang 2013 entschloss er sich, in gleicher Funktion wieder nach Graz zu wechseln. Am 23. Juni 2013 gab Kaftan mit Arnold Schönbergs Gurre-Liedern seinen Einstand als Grazer Chefdirigent. 2015 wurde er vom Land Steiermark der Republik Österreich mit dem Karl-Böhm-Interpretationspreis für seine Verdienste zur Weiterentwicklung des Grazer Philharmonischen Orchesters ausgezeichnet. mö

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