Die Großen der Tradition

Trier · Wer einmal tief eintauchen will in deutsche Sinfonik, für den kommt das zweite Trierer Sinfoniekonzert gerade recht. Am kommenden Donnerstag (12. November, 20 Uhr, Theater Trier) erklingen mit Beethovens Klavierkonzert Nr. 3 und Schumanns "rheinischer" Sinfonie zwei klassisch-romantische Großwerke.

 Die israelische Pianistin Einav Yarden und Dirigent Claude Villaret unterstützen das Philharmonische Orchester der Stadt Trier beim Sinfoniekonzert am kommenden Donnerstag. Fotos (2): Pilvax/Claude Villaret

Die israelische Pianistin Einav Yarden und Dirigent Claude Villaret unterstützen das Philharmonische Orchester der Stadt Trier beim Sinfoniekonzert am kommenden Donnerstag. Fotos (2): Pilvax/Claude Villaret

Foto: (g_kultur

Trier. Manch ein Konzertbesucher mag es sich schon lange gewünscht haben, dieses durch und durch traditionelle Programm. Beethovens c-Moll-Klavierkonzert und Schumanns 3. Sinfonie sind Höhepunkte - in der Musikgeschichte und im Schaffen beider Komponisten. Und Fabian Müller (geboren 1964) verbeugt sich vor der Tradition. Warum sonst bezeichnet er seine Komposition "Eiger", mit der das Sinfoniekonzert beginnen wird, als "symphonische Skizze"?
Auch bei Beethoven und Schumann klingt die Musik großer Vorbilder mit. Bei Beethovens c-Moll-Klavierkonzert ist es das Mozart-Konzert in derselben Tonart (KV 491) - das gewichtigste und am größten besetzte Klavierkonzert Mozarts. "Wir werden niemals im Stande sein, etwas Ähnliches zu machen", soll Beethoven nach einer Aufführung 1799 in Wien gesagt haben.
Humor klingt mit


Keine Frage: Zu Beginn des Beethoven-Konzerts ist Mozarts lakonischer Unisono-Einstieg ganz präsent. Aber bei Beethoven klingt untergründig immer so etwas wie Humor mit. Und während Mozarts Konzert düster-pathetisch in c-Moll abschließt, endet der Schlusssatz bei Beethoven beinahe komödiantisch im hellen C-Dur. Gewidmet ist das Werk übrigens dem musikalisch hochbegabten Prinzen Louis Ferdinand von Preußen, der 1806 in der Schlacht bei Jena und Auerstedt gegen Napoleon fiel.
Und dann Robert Schumann! Gerade der "rheinischen" Sinfonie von 1850 ist anzuhören, mit welcher seelischen Energie Schumann das Pathos des übermächtigen Vorbilds Beethoven neu formuliert und dabei überhöht. Mit dem Beginn, dessen Schwung alle Taktgrenzen ignoriert, stimmt Schumann ein auf eine euphorische Reise durch die lyrische Beschaulichkeit und bodenständige Religiosität des Rheinlands. Ein Hymnus auf eine Region.
Die israelische Pianistin Einav Yarden spielt das Solo bei Beethoven. Emanuel Krasovsky und der bedeutende Leon Fleisher zählen zu ihren Lehrern. Sie ist unter anderem Preisträgerin der International Telekom Beethoven Competition 2009 in Bonn. Das Philharmonische Orchester Trier wird am Donnerstag von Claude Villaret dirigiert. Villaret wurde in Lausanne geboren. Er studierte Klavier und Dirigieren in der Schweiz, in Deutschland und in Italien. Nach einigen Jahren in Argentinien kehrte er 1994 nach Europa zurück. Seither ist er in den Musikzentren des Kontinents ein gefragter Gast.Extra

Die Großen der Tradition
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Herr Puhl, Sie haben für das zweite Sinfoniekonzert am Donnerstag mit Claude Villaret einen Gastdirigenten engagiert. Warum dirigieren Sie als Generalmusikdirektor denn nicht selber? Victor Puhl: Wir engagieren pro Spielzeit zwei Gastdirigenten für die Sinfoniekonzerte; das gibt auch dem Orchester neue Anregungen. Außerdem bereite ich zurzeit die beiden nächsten Opernproduktionen vor - Puccinis "Tosca" im Januar und "Die Ausflüge des Herrn Broucek" von Leos Janacek im März. Wir werden kommende Woche mit den Sängerproben zu "Tosca" beginnen. Es gibt viel zu tun. Es ist ja ein sehr deutsches Programm, mit Beethoven und Schumann. Warum dann ein Dirigent, der aus der französischen Schweiz stammt? Puhl: In Frankreich und auch in der Schweiz hat man zu Beethoven ein anderes Verhältnis als in Deutschland. Ich erhoffe mir davon neue Impulse - beispielsweise im Orchesterklang. Außerdem hat Claude Villaret in der ganzen Welt dirigiert und längere Zeit in Lateinamerika gelebt. In Beethovens 3. Klavierkonzert tritt die israelische Pianistin Einav Yarden auf. Hat sie sich schon mit Beethoven profiliert? Puhl: Ich kenne Frau Yarden nicht persönlich. Ich verlasse mich da auf die Empfehlung von Personen, deren Urteil ich schätze. Eiger, eine symphonische Skizze von Fabian Müller (Jahrgang 1964) zu Beginn - was erwartet die Zuhörer denn da? Puhl: Das Werk wurde von Claude Villaret vorgeschlagen. Und der Blick in die Partitur zeigt - es ist für Trierer Konzertbesucher keine fremde Welt. Die Komposition stellt den Klang in den Mittelpunkt und nicht Themen oder Motive. Also spätimpressionistisch? Puhl: Ja, so könnte man sagen. mö

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