Fantasievolle Brillanz beim 5. Sinfoniekonzert in Trier

Trier · Harfenklänge und ein russisches Programm - diese Mischung hat das 5. Trierer Sinfoniekonzert zum Publikumsmagneten gemacht. Im ausverkauften Trierer Theater drängten sich gut 620 Besucher. Und manche warteten an der Abendkasse vergeblich.

Trier. Es liegt eine einzigartige Aura über der Harfe, ein Schimmer des Außergewöhnlichen, Erlesenen, Schwerelosen und Unnahbaren. Und wenn sich Ronith Mues im Trierer Theater an ihr goldglänzendes Instrument setzt und in Reinhold Moritzewitsch Glières Harfenkonzert die ersten Arpeggien intoniert, dann kommt etwas hinzu: Die junge Harfenistin verbindet beherzten Zugriff mit feinsinnigem Fili gran. Damit musizierte sie sich souverän durch ein Dickicht entlegener Tonarten (etwa Ces-Dur) und verlor in den vielen Figuren bei aller fingertechnischen Brillanz nie die musikalische Linie.
Anfangs taten sich Generalmusikdirektor Victor Puhl und seine Philharmoniker schwer mit der Begleitung und der kompakten Instrumentation bei Glière. Aber Ronith Mues entfaltete in einer umfangreichen Solokadenz eindrucksvoll ihr Können und ihre sensible Klangästhetik, und das Orchester hörte sich auf sie ein, musizierte leiser, beweglicher, transparenter.
Einfach war das russische Programm im 5. Sinfoniekonzert bestimmt nicht. In der Fantasie-Ouvertüre "Romeo und Julia" kennt Tschaikowsky kein Pardon. Nichts versteckt sich in fülligem Klang, alle Strukturen liegen offen. Vielleicht fehlte bei Puhl und den Philharmonikern etwas von der aggressiven Brillanz, die Tschaikowsky mitkomponiert hat. Doch in den sauber und ausgewogen musizierten Holzbläserakkorden zu Beginn, den beweglichen, nur selten leicht diffusen Streichern, der weich und lyrisch musizierten Pendelmelodik der Hörner und überhaupt im gefühlsstark, aber unsentimental musizierten Seitenthema - immer wieder wird die ordnende und motivierende Hand des Dirigenten spürbar und die enorme Konzentration der Musiker dazu.
Träumerischer Beiklang


Und dann Rimsky-Korsakows "Scheherazade" - was für ein Glanzstück! Abgesehen von kleinen Live-Unebenheiten brillierten Cellist und Solobläser - präsent in den Rhythmen und kultiviert in der Tongebung. Konzertmeister Petar Entchev distanzierte sich von robuster Tongebung und gab den zahlreichen Violinsoli einen zarten, träumerischen Beiklang mit.
Und Victor Puhl brachte die helle, transparente Instrumentation dieser Komposition überlegt zum Klingen - mal versponnen, mal leichtfüßig und zum Ende im heißblütigen "Allegro frenetico". Dabei ersparten sich Dirigent und Orchester alle Anflüge von platter Bildlichkeit - Rimsky-Korsakow zielte nicht auf klingende Abbildungen, sondern auf die ganz allgemeine Idee einer fantasievollen, orientalischen Erzählung. Allgemeiner Jubel. Der Generalmusikdirektor gratulierte den Solisten aus dem Orchester per Handschlag.

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