Frühling mit Sturmböen

Trier · Nachwuchstalente haben sich beim Stipendiatenkonzert 2015 des Richard Wagner Verbandes Trier-Luxemburg im Kurfürstlichen Palais dem Publikum vorgestellt. Der Ausblick war erfreulich, die aktuellen Interpretationen der jungen Künstler überzeugten jedoch weniger. Was nicht zuletzt am Programm lag.

 Sopranistin Magdalena Anna Hofmann zählte zu den hoffnungsvollen Talenten, die der Richard Wagner Verband zum Konzert nach Trier eingeladen hatte. Foto: Veranstalter

Sopranistin Magdalena Anna Hofmann zählte zu den hoffnungsvollen Talenten, die der Richard Wagner Verband zum Konzert nach Trier eingeladen hatte. Foto: Veranstalter

Trier. Zu den verdienstvollsten Anliegen der Wagnerverbände weltweit gehört die Förderung junger Nachwuchstalente. Seit seiner Gründung 1987 hat sich der Richard Wagner Verband Trier-Luxemburg mit mehr als 70 Stipendiaten an der Nachwuchsförderung beteiligt. Regelmäßig werden die jungen Musiker in Konzerten vorgestellt.
Umgekehrt haben auch die geförderten jungen Künstler das Bedürfnis, sich mit ihren Konzertauftritten bei ihren Förderern zu bedanken. So auch in Trier. Aktueller Anlass des Stipendiatenkonzerts dort war der Dank für eine Fahrt nach Bayreuth.
Sensible Werke


Wie im Begleitheft zu lesen, hatten die jungen Künstler ihr Programm selbst ausgewählt. Das war nicht unbedingt glücklich. Die präsentierten Stücke offenbarten zwar hoffnungsvolle Talente wie die umfangreiche So-pranstimme von Magdalena Anna Hofmann, aber wenig musikalische Durchdringung.
Das begann gleich eingangs bei Franz Schuberts "Der Hirt auf dem Felsen" von 1828 für Singstimme, Klarinette und Klavier. In dem späten Auftragswerk steckt der ganze romantische Schubert: der Wanderer, der fremd bleibt im Erdental und den es hinauf zu lichten Höhen zieht. Bedenkt man, dass Schubert zum Zeitpunkt der Komposition nur noch wenige Wochen zu leben hatte, so bekommt das Werk mit seiner Heilsgewissheit ("Der Frühling will kommen") eine ganz eigene Symbolik. Die opulente, noch nicht geschmeidige Opernstimme der Sängerin erschlug geradezu das sensible Werk. Da war nichts von jenem inneren Leuchten oder der strahlenden Schwerelosigkeit der Musik.
Hofmanns Frühling kam mit Sturmböen. Zudem blieb der Text völlig unverständlich. Auch das Klarinettenspiel der jungen Luxemburger Stipendiatin Katharina Pickar geriet ebenso deftig wie das Zusammenspiel der Stipendiatinnen mit dem Verbandsvorsitzenden Jochen Schaaf am Klavier. Schaaf moderierte auch den Abend. Spannend erklang dagegen Zoltan Kodalys Duo für Violine und Violoncello, bestens besetzt mit den beiden begabten Nachwuchstalenten Xiangzi Cao (Violine) und Valentin Staemmler (Violoncello).
Eindrucksvolle Stimme


Selbstredend standen Wagner-Arien im Mittelpunkt des Konzerts. Auch da blieb der Eindruck zwiespältig. Ausdrucksvoll gestaltete Hofmanns Stimme das Gebet der Elisabeth aus "Tannhäuser". Reichlich schrill erzählte sie dagegen als Senta ihre Ballade vom "Fliegenden Holländer". Und mit Isoldes Liebestod schien die junge Sängerin überfordert. Da blieb nur der Ausblick auf eine eindrucksvolle, entwicklungsfähige Stimme.
Wenig einsichtig ist, wieso die Musiker im späten Brahms-Trio für Klarinette, Violoncello und Klavier und der ebenfalls späten Sonate f-Moll vom selben Komponisten jeweils nur den 1. Satz spielten. Erlebbar wurden dabei Spielfreude und Dialogfähigkeit, aber kein erhellender Vortrag. Man hätte übrigens gern aus dem Begleitheft das Alter der jungen Musiker erfahren. Das Publikum im vollen Saal jedenfalls applaudierte ihnen herzlich.

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