Galopp in den Kaiserthermen

TRIER. Was gut ist, setzt sich durch – der darwinistische Grundsatz, den auch die Puhdys schon besungen haben, wird beim Auftritt der Hooters vor mehr als 800 begeisterten Fans in den Kaiserthermen zur sicht- und hörbaren Realität. Der Trierische Volksfreund präsentierte das Konzert.

Die Hooters sind gut - daran dürfte kein Zweifel bestehen, auch wenn die Rock-Pop-Ska-Reggae-Mischung der Fünf aus Philadelphia für viele ein Anachronismus ist. Damals, in den von einer unerträglichen musikalischen Leichtigkeit des Seins geprägten 80ern, waren die energiegeladenen Hooters-Songs eine feste Größe, deren Qualität sich gegen jedes Computerpop-Gedudel durchsetzte. Heute steht der melodiöse Folk-Rock der Multi-Instrumentalisten in Konkurrenz zur verbalen Härte der Hip-Hop-Welt und zur sterilen Techno-Stimulation - da liegen Welten dazwischen. Die Fans ließen sich am Sonntagabend davon nicht stören. Sollen doch andere schwermütig über Originalität, Virtuosität und Glaubwürdigkeit der Musiker heute und vor 20 Jahren philosophieren - in den Kaiserthermen war Party angesagt. Diese begann bereits mit Fool's Garden. Kennt die noch jemand? "I wonder how, I wonder why..." - der "Lemon Tree" der Pforzheimer Combo ging 1996 um die Welt und gehört seitdem zu den Songs, denen man auf lange Sicht nur durch permanentes Tragen von Ohrenschützern oder durch ein freiwilliges Eremitendasein in einer nepalesischen Berghöhle entgehen könnte. Sänger Peter Freudenthaler und Gitarrist Volker Winkel kamen ohne ihre neue Band nach Trier - die alte trennte sich 2003. Als Duo stimmten sie auf die Hooters ein - die eher zögernde Reaktion des Publikums ließ erkennen, dass dies nicht jedermanns Sache war. Macht aber nichts - der "Lemon Tree" wurde trotzdem mitgesungen. Offenbar war gerade keine nepalesische Berghöhle mehr frei. Dann kamen die Hooters. Sie brachten alles mit, was ein alter Fan sich hätte wünschen können. Keyboarder und Sänger Rob Hyman griff zur Melodika und zum Akkordeon. Eric Bazillian sang mit ebenso viel Freude und Professionalität wie am 13. Juli 1985, als die Hooters die US-Version des legendären Live-Aid-Festivals eröffnet hatten. Gitarrist John Lilley ergänzte sein Spiel mit der für ihn typischen Mimik, und auch Fran Smith und Schlagzeuger David Uosikkinen waren in Topform. Was will man von einer alten Band hören? Ihre alten Hits. Die Galopp-Nummern "Karla with a K", "Satellite" und "And we danced" provozierten teilweise skurrile, aber immer unterhaltsame Tanzstile eines begeisterten Publikums, dessen relativ hohes Durchschnittsalter schon Fool's Garden aufgefallen war. "All you zombies", der langsamere Monster-Hit aus 1985, kam als erste Zugabe. Die Hooters zelebrierten jedoch nicht nur ihre Vergangenheit. Das Quintett hat sich die Deutschland-Tournee als Live-Premiere seines neuen Materials ausgesucht. Ein neues Album soll demnächst erscheinen. Was gut ist, setzt sich eben durch.

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