Gegen den Hass, für die Träume

TRIER. Die Neuinszenierung des Märchen-Musicals über den kleinen Jungen "Flori" wanderte mit farbenfrohen Kostümen und hinreißenden Liedern auf die Bühne der Arena Trier.

Vor acht Jahren setzte der Komponist Thomas Schwab zum ersten Mal ein selbst geschriebenes Musical in Szene. Er wählte einen Stoff, in dem Feen und Elfen wandeln und der in einer Zauberwelt spielt. Er komponierte dazu kräftige Balladen und rockige Nummern und startete eine zweijährige Tournee. Jetzt hat er das Stück, mit dem er und sein Ensemble die ersten Versuche im Unterhaltungsgeschäft wagten, neu bearbeitet. Die Neuinszenierung fand nun aber nicht mehr vor 500 Zuschauern statt - wie bei der ersten Premiere Ende März 1996 -, sondern vor 4500 in der voll besetzten Arena Trier.Wo das Gute mit dem Bösen ringt

"Flori - Träume werden Wirklichkeit" ist ein traditionelles Märchen-Musical. Die Geschichte bebildert das Ringen des Guten mit dem Bösen, den Weg des Helden durch das Gebiet des Feindes, das Lösen von Rätseln, um ans Ziel zu gelangen. Hier kriechen "Todesmänner", die nichts so sehr lieben wie die Gewalt und den Hass der Menschen, aus ihren modrigen Höhlen. König Malin, Herrscher im Reich des Bösen, führt die Horde an. Gemeinsam mit seiner Dienerin Aranea, dem "schwarzen Gefühl", wollen sie den Menschen, den Feen und den Waldgeistern die Gefühle und Träume rauben. Die Handlung setzt ein, als der gute König Aaron von Malin getötet worden ist und mit ihm alle Fabelwesen - just im Augenblick der Geburt von Aarons Tochter. Doch Oja, der Baum der Weisheit, beschützt das Neugeborene. Santana überlebt und hält nun das "Buch der sieben Rätsel" bereit, damit ein Menschensohn dessen Lösungen findet und die Welt dadurch rettet. Santana trifft also Flori, einen kleinen Jungen mit einem großen Traum, und trägt ihm diese schwierige Aufgabe auf: "Nun suche ich den, der an seinen Traum glaubt, der die Kälte der Zeit mit Liebe raubt." Guido Illigen übernimmt bereits seit der Uraufführung die Rolle des Flori. Tesz Millan (als Santana) arbeitet erst seit einem Jahr mit Thomas Schwab zusammen. Nach Deutschland ist sie durch ein Engagement beim Stuttgarter Musical "Miss Saigon" gekommen, in dem auch David Moore aufgetreten ist. In der Arena Trier sehen ihn die Zuschauer als König Malin. Es sind demnach professionelle Darsteller, die diese Figuren verkörpern. In den Kostümen von Eugenie Risto tanzen sie durch die Kulissen - doch nicht nur in der Leder- und Nieten-Kleidung der grausamen Horde, sondern auch als farbenfrohe Tiere des Zauberwaldes. Sie unterstützen Flori nach Kräften. Vor allem ein freches Häslein weicht ihm nicht von der Seite. Anita Vidovics Daisy ist ein putziges Geschöpf. Daisy schnüffelt, hoppelt, schmust wirklich liebenswert. Sie ist der heimliche Star der Aufführung. Selbstredend setzen die bösen Todesmänner alles daran, um Flori davon abzubringen, alle Rätsel zu lösen. Sein Bruder Richie (Marco Wedel) hat sich Malin angeschlossen und wird Floris Widersacher.Das Aufeinandertreffen der Gegner, die Klage des roten Gefühls oder Floris Zweifel am Gelingen seiner Aufgabe - das alles begleitet Thomas Schwabs Band mit mitreißenden Rhythmen und Liedern: Eddie Gimler (Gitarre), Volker Weber (Keyboards), Andreas Steffens (Saxophon), Andreas Düro (Bass) und Ingo Esch (Schlagzeug) haben zwar im Bühnenhintergrund Position bezogen. Ihre Musik spielt allerdings die größte Hauptrolle im "Flori"-Musical. So auch die Weisen des Baumes Oja. Horst Friedrich singt, ächzt und sorgt sich um seinen Schützling. Die Anspielung auf andere Märchenstoffe, die kürzlich großartige Kinoerfolge feierten, ist kaum von der Hand zu weisen. Dass aber solche Elemente aus verschiedenen, einander ganz ähnlichen Geschichten musikalisch verwoben und neu aufbereitet worden sind, macht den eigentlichen Charakter dieses Musicals aus.

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