Geschüttelt und gerührt

Trier · 30 Musiker auf der Bühne für 30 Bühnenjahre von Gastgeber Steff Becker, dazu ein lauer, regenfreier Sommerabend: Das Jubiläums-Benefizkonzert im Exhaus-Innenhof stand unter einem guten Stern - und brachte ein paar ungewohnte Begegnungen.

Trier. Die Sommerbühne im Exhaus hat sicher schon manches gesehen, aber eine Bigband mit einem Chef, der das Publikum als "Werte Damen, meine Herren" begrüßt, war sicher noch nicht darunter. Und Steff Becker hätte sich bei seinem Sängerdebüt als junger Wilder vor dreißig Jahren an gleicher Stelle schwerlich träumen lassen, dass zum Jubiläumskonzert sogar italienische Schnulzen oder Lionel-Richie-Schmonzetten auf dem Programm stehen würden.
Aber mit zunehmendem Alter und wachsender Erfahrung wird auch das Spektrum breiter und so durfte sich das Publikum über ganz unterschiedliche musikalische Stilrichtungen freuen. Den Auftakt machte das Trio Feinripp um Gerd Senftleben mit deutschsprachigem Soul-Pop und Blues Marke Stefan Gwildis, gefolgt von dem routinierten "Best of Classic"-Pop-Rock der Gruppe Timeless mit Sänger Danny Geib.
Auffällig dabei: Eine sehr eigenständige Fassung von Billy Idols "White wedding", die einen Bogen schlug zum ersten Auftritt des Gastgebers. Steff Becker präsentierte mit dem Becker-Haupers-Ensemble seine ganz eigene Interpretation von Welthits, weit ab von den üblichen gefälligen Festzelt-Coverversionen. Höhepunkte: Peter Gabriels "Solsbury Hill" sowie zwei gänsehautträchtige Duette mit Shirley Winter ("Don\'t give up") und Annette Rolinger ("Fields of gold").
Und dann das große BigBand-Finale mit der Formation Art of Music: Da durften alle Solisten noch mal ran, um das Gefühl auszukosten, von echten Bläsern - darunter einem Hochkaräter wie Trompeter Markus Stoll - begleitet zu werden, statt von einem Chip im Synthesizer.
Tenor Thomas Kiessling zeigte, dass eine klassische Stimme auch auf einer Rockbühne funktionieren kann, wenn man tatsächlich singt, anstatt zu schmettern. Christoph Haupers zauberte auf der Gitarre, Andy Woythe brachte Soulfans zum Schmelzen, Temperamentsbündel Shirley Winter lieferte sich bei "Proud Mary" ein grandioses Duell mit dem eher stoisch über die Bühne stapfenden Steff Becker, der wiederum mit "I\'m a soul man" ein musikalisches Glaubensbekenntnis ablegte, angetrieben von Dirigent Christian Botzet und seiner exzellent aufspielenden BigBand.
Am Schluss, typisch Becker, eine wunderbare Ballade mit Stings "Shape of my heart", und dann war es so, wie es sich für ein Jubiläumskonzert gehört: Das Publikum gut durchgeschüttelt, der Jubilar gerührt.

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