Gestalten statt knipsen

Trier · Alle Erwartungen übertroffen hat das Ergebnis des ersten Jugend-Fotowettbewerbs der Fotografischen Gesellschaft und der Sparkasse Trier. Zu den Themen "Wo ich Zuhause bin" und "Unser Charly" gab es über 100 Einsendungen, von denen 13 prämiert wurden. Die Kreativität der Teilnehmer ist jetzt im Foyer der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Trier (ADD) zu bestaunen.

Trier. Mit dem Smartphone knipsen und den Schnappschuss ins soziale Netzwerk stellen - so sieht der Umgang mit Fotografie im Alltag der meisten jungen Leute aus. Mehr daraus zu machen: Diesen Anreiz hat der erste, von der Fotografischen Gesellschaft und der Sparkasse Trier initiierte Jugend-Fotowettbewerb gegeben. Mit Erfolg, zeigt die aktuelle Abschlussausstellung im Foyer der ADD Trier: Hier hängen knapp 30 Arbeiten, mit denen elf- bis 25-jährige zielgerichtete Auseinandersetzung, Ideenreichtum und bewussten Gestaltungswillen unter Beweis stellen. Sie konnten zwei Themen wählen, "Wo ich Zuhause bin" oder "Unser Charly", zum 130. Todestag von Karl Marx.
"Wir wollten Jugendliche mit etwas ansprechen, das durch Nähe zu ihrem Alltag oder zum aktuellen Zeitgeschehen attraktiv ist", sagt Richard Krings, der Vorsitzende der Fotografischen Gesellschaft. Das ging auf, über 100 Einsendungen kamen, mehr als erwartet.
In vielfältigen Techniken und ungewöhnlichen Perspektiven haben die Teilnehmer Motive von der roten Karl-Marx-Plastik-Skulptur über die Ente im Nells Park bis zum Heimatdorf bei Nacht festgehalten. Teils haben sie interessante Kommentare zu persönlichen Gedanken beigefügt. Zwölf von ihnen, je drei pro Thema und Altersgruppe (10-17 und 18-25 Jahre), sind durch eine Fachjury der Fotografischen Gesellschaft und ein Internet-Voting zu Preisträgern, eine weitere zur Sonderpreisträgerin gekürt und mit Geldbeträgen von 50 bis 150 Euro belohnt worden.
Heimat auf Gefühle verlagern


Der erste Preis zum Thema "Zuhause" in der Gruppe ab 18 Jahren ging an Natascha Kittler (19), Schülerin des Trierer Humboldt-Gymnasiums für ihr Motiv "Heimat hautnah", das das Ausstellungsplakat ziert. Es zeigt das Porträt ihrer mit Buchstaben beschriebenen Freundin Filiz Jätzold. "Ich wollte den oft mit Landschaft besetzten Begriff Heimat auf die Gefühlsebene verlagern", erklärt sie. Im Gedicht "Heimat" von Arnold Scherner habe sie ihre Vorstellungen davon wiedergefunden. "Und da die etwas ganz Intimes sind, habe ich das Gedicht Filiz auf die Haut geschrieben." Über vier Stunden haben Vorbereitung und Aufnahme des Bildes gedauert. Auf den Wettbewerb ist Natascha in der Schule aufmerksam gemacht worden. "Das war mal eine ganz tolle Möglichkeit, themenbezogen zu arbeiten", bilanziert sie.
Seine Kreativität in Sachen Fotografie erprobt auch Lukas Barz (17), Sieger beim gleichen Thema in der jüngeren Gruppe. Er engagiert sich seit knapp zwei Jahren in der Foto AG der Berufsbildenden Schule für Technologie und Umwelt in Wittlich. Sein Motiv ist im Sparkassenkalender 2014 abgedruckt: "Ich habe mir überlegt, dass das Zuhause ein Ort ist, an dem ich ausruhe, runterkomme, und das Bild dafür ist ein Bett". Er hat eins aus Zahnstochern gebaut, es aufs Gartengras gestellt und aus der Froschperspektive aufgenommen.
Beeindruckt von diesen und allen anderen Ergebnissen haben Richard Krings für die Fotografische Gesellschaft, Matthias Schwarz für die Sparkasse und Kulturdezernent Thomas Egger als Schirmherr bekundet, auch im nächsten Jahr wieder einen Wettbewerb auszuschreiben: "Es ist eine tolles Instrument zur Förderung junger Menschen."
Die Ausstellung von Teilnehmerarbeiten des Jugendfotowettbewerbs "Zoom" ist noch bis 30. November im Foyer der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Trier (ADD), montags bis freitags 9-17 Uhr, zu sehen.
Die Namen der Preisträger und ihre Fotografien sind zudem auf der Internetseite
www.foto-trier.de veröffentlicht.

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