Im Sturzflug in die Drogenhölle

Trier · Mit "Berlin Calling" zeigt das Theater Trier ein modernes Musikerporträt, das den Absturz eines gefeierten DJs in den Drogensumpf thematisiert. Ein zerstörerisches Leben am Limit, spannend und rasant inszeniert ab dem 17. April auf der Studiobühne. Weitere Spieltermine sind im Forum geplant.

Trier. Selbstzerstörerisch, leidenschaftlich, egozentrisch tourt DJ Ickarus, gespielt von Matthias Stockinger, durch die Tanzclubs der Welt. Immer tiefer gerät der Star aus der Elektro-Musik-Szene in den Drogensog, bis er im Rausch in einer Nervenklinik landet.
Die Inszenierung am Trierer Theater basiert auf Hannes Stöhrs Erfolgsfilm von 2008 mit Kult-DJ Paul Kalkbrenner. Im Unterschied zur Vorlage setzt das Ensemble unter der Regie von Britta Benedetti darauf, die Beziehung der Figuren zueinander stärker herauszuarbeiten. Die Berliner Partyszene rückt in den Hintergrund. "Wir spielen nicht den Film nach", stellt Benedetti gleich klar. Anders als im Film findet Ickarus auf der Trierer Bühne keinen Ausweg.
Die Inszenierung soll realistischer sein als die Kinoversion. Dabei half ein Gespräch mit dem Oberarzt der Psychiatrie des Verbundkrankenhauses Bernkastel/Wittlich.
Um sich ein authentisches Bild von der Clubszene zu machen, hat Britta Benedetti bei DJs in Miami recherchiert. Was sie an Bildmaterial mitgebracht hat, zeigt ein Video auf der Facebook-Seite "Berlin Calling - Theater Trier".
Nachhilfe beim Profi


Wie live gemischt wird, hat sich Matthias Stockinger von einem Profi zeigen lassen. Neben der Musik von Paul Kalkbrenner gibt es eigens für die Trierer Inszenierung komponierte Elektromusik von DJ Kroehnadus, dem Bruder von Schauspieler Daniel Kröhnert.
Der Stoff, der vor allem das junge Publikum ansprechen soll, sollte ursprünglich im Forum gespielt werden. Der neue Betreiber des Clubs musste die Neueröffnung jedoch verschieben, so dass die Produktion vorerst ins Studio verlegt wurde.
Die Clubatmosphäre geht der Inszenierung dadurch leider verloren. Das alternative Bühnenbild im Studio bringt Wohnräume, Tanzclub, Arzt- und Krankenzimmer so auf die Bühne, dass während der Aufführung keine Umbauten stattfinden. Die Figuren sind somit nonstop in ihrer Umgebung präsent.
Hauptdarsteller Matthias Stockinger spürt, was er zu leisten hat: "Weil Ickarus wahnsinnig getrieben ist, ist er sehr anstrengend zu spielen. Auch rein körperlich." Die größte Herausforderung sieht Stockinger allerdings darin, den Film theatertauglich umzusetzen. Laut Benedetti ist das Experiment gelungen. Herausgekommen seien 90 "rasante" Minuten Theater.
Premiere ist am Mittwoch, 17. April, um 20 Uhr im Studio. Weitere Termine: 30. April, 2., 3., 17., 18., 19., 30. Mai, 2. Juni.
Extra

 Matthias Stockinger als DJ Ickarus und Regisseurin Britta Benedetti bei den Proben zu Berlin Calling. TV-Foto: Sybille Schönhofen

Matthias Stockinger als DJ Ickarus und Regisseurin Britta Benedetti bei den Proben zu Berlin Calling. TV-Foto: Sybille Schönhofen

"Berlin Calling" ist Britta Benedettis erste Ensemblearbeit in Trier. Vorher inszenierte sie bereits die Ein-Personen-Stücke "Bartsch, Kindermörder" und "Nipple Jesus". Ausgerechnet am Tag der Premiere von "Berlin Calling" wird die Regisseurin das Stadttheater verlassen. In Frankfurt am Main plant sie gemeinsam mit Schauspielerin Vanessa Daum neue künstlerische Projekte. sys

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Vom erwischt werden
Vinyl der Woche: Love Is A Wonderful Thing – Michael Bolton Vom erwischt werden
Aus dem Ressort