Keine Musik aus dem Museum

Eine neue Spielzeit des Barockorchesters der Europäischen Union (Eubo) hat in Echternach begonnen. Schon der erste Abend mit der neuen Besetzung löste Jubelstürme beim Publikum aus.

Echternach. (gkl) Im dritten Jahr ist Echternach nun schon die Heimat für das Eubo und hat seinem Publikum in dieser Zeit wahrhaft traumhafte Stunden beschert. Es hat den Zuhörern präsentiert, wie Völkerverständigung über alle Sprachgrenzen und Mentalitätsunterschiede hinweg funktionieren kann. Nun ist ein neuer Jahrgang in Echternach eingetroffen und hat sich an die Arbeit gemacht.

Unter der Überschrift "Maladies et Mélodies" (Krankheiten und Melodien) haben die 25 jungen Menschen aus zwölf europäischen Nationen ein neues Programm einstudiert und gestalteten in der ehemaligen Pfarrkirche St. Peter und Paul unter dem Dach des Echternacher Festivals einen beeindruckenden Abend. Wie sagte der künstlerische Leiters des Eubo, Lars Ulrik Mortensen, in einer kurzen Ansprache nach dem Konzert: "Wenn man diese jungen Musiker hört, glaubt man nicht, dass die Musik schon 300 Jahre alt ist. Sie ist aktuell, lebendig und für unsere Zeit geschrieben." Dabei war seinen Augen anzusehen, wie begeistert er selbst vom Engagement seines Orchesters ist. Von der Art, wie sie mit dem Notenmaterial von Pietro Locatelli (Concerto grosso, opus 1,8), Franz Bibers "Battalia", Marc Antoine Charpentiers "Der eingebildete Kranke" oder auch Georg Muffats Concerto "Convalescentia" umgingen.

Es war faszinierend, wie viel Kontakt zwischen Mortensen und seinen Musikern, aber auch wie viel Kontakt unter den Musikern beim Musizieren besteht. Die aufmunternden Blicke, das Gegenseitige-sich-Anfeuern. Das, was die Zuhörer in Echternach erleben durften, war wirklich "keine Musik aus dem Museum" (Mortensen), sondern springlebendiger Ausdruck gerade erlebter Emotion, auch verbunden mit einer gehörigen Portion Humor, wie er der Jugend zu eigen ist. Welches Potenzial in jedem Einzelnen der Orchestermitglieder steckt, zeigte sich in Tommaso Albinonis Konzert für zwei Oboen und Orchester, bei dem die Deutsche Iris Desiree Balzereit und der Niederländer Rebert De Bree die Solistenrollen übernommen hatten.

Natürlich ist noch nicht alles perfekt beim Eubo 2010. Dieses Ensemble muss noch zusammenwachsen, kennt sich erst wenige Wochen. Es gab Intonationsprobleme, namentlich in der Bassgruppe zwischen Celli, Kontrabass und Fagott, und nicht alle Einsätze kamen gemeinsam. Das aber ist restlos gleichgültig, wenn man sich von der Wahrhaftigkeit anstecken ließ, mit der hier musiziert wurde.

Das nächste Konzert des Eubo in Echternach kommt am 17. Oktober. Die Leitung hat dann mit Ton Koopman einer der Gründungsväter des Ensembles und der Idee.

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