Lachen erwünscht: Philharmoniker spielen zu "Lichter der Großstadt"

Trier · Wie gut, dass Charlie Chaplin sich dem Tonfilm verweigerte, als er 1931 "Lichter der Großstadt" drehte. So konnten die Besucher des Theaters Trier am Donnerstag einen anrührenden musikalischen Abend genießen: Das Philharmonische Orchester spielte live zum Stummfilm-Klassiker.

Trier. Der Blick von Dirigent Valtteri Rauhalammi schweift immer wieder über sein Orchester hinweg - dorthin, wo der Tramp, Chaplins berühmte Filmfigur, sich auf der Leinwand in ein blindes Blumenmädchen verliebt; wo er einen Millionär vor dem Selbstmord bewahrt und mit ihm durch die nächtliche Großstadt zieht; wo er stolpert, boxt und eine Trillerpfeife verschluckt.
Nicht nur Partitur und Orchester muss Rauhalammi im Blick haben. Chaplins Film "Lichter der Großstadt", der im Rücken des Orchesters auf Leinwand projiziert ist, gibt den Trierer Philharmonikern ebenso Takt und Tempo vor wie die Filmmusik, die Chaplin selbst komponierte.
Ungewohnt für das Orchester ist auch das lebhafte Publikum: Im etwa zu zwei Dritteln gefüllten Großen Haus des Theaters wird gekichert und laut gelacht. Und zwischendurch kommt es sogar beinahe zum Szenenapplaus - für Chaplins komische Pantomime, aber auch für die Musiker, die trotz dieser ungewöhnlichen Konzertbedingungen hochkonzentriert bleiben. Einerseits unterstreichen sie die Akzente der Slapstick-Elemente, übersetzen lautmalerisch Bewegung, Mimik und Gestik des Tramps. In anderen Szenen wiederum müssen sie einen Kontrapunkt zum haltlosen Treiben auf der Leinwand bieten - ohne sich vom hörbar amüsierten Publikum ablenken zu lassen, das spätestens beim mehrere Minuten dauernden, turbulenten und fantastisch choreografierten Boxkampf den Klangteppich des Orchesters mit lautem Lachen durchbricht.
Die gesamten 90 Minuten hielt sich das Orchester Chaplin zu Ehren im Hintergrund - und war zugleich unverzichtbar für die Wirkung seiner Filmkunst. Ein gelungener Auftakt der nächsten Weltmusikreihe des Theaters, der hoffentlich nächstes Jahr mit einer weiteren Chaplin-Begleitung fortgesetzt wird. arn

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