Liebe zur Heimat und zum Menschen

Sein Werk findet sich allerorts in der Region und über die Region hinaus. Johann Baptist Lenz selbst ist Teil der hiesigen Kulturlandschaft. Am Samstag ist der Oberkailer Bildhauer im Alter von 85 Jahren gestorben.

Oberkail. "Ich freue mich an meinen Arbeiten", hat er vor ein paar Jahren beim Blick auf sein Werk festgestellt. Was könnte man Schöneres über das eigene Schaffen sagen. Johann Baptist Lenz war einer von denen, die das berühmte Wort des weisen Salomon bestätigen: "Es ist nichts Besseres, als dass der Mensch bei seiner Arbeit fröhlich sei." Dabei war der Bildhauer aus der Eifel weiß Gott keine vordergründige Frohnatur, kein willfähriger Genosse einer zeitgenössischen Spaßgesellschaft. Wer die hohe Stirn und das disziplinierte Gesicht des Künstlers betrachtet, versteht sofort, dass Lenz' Frohsinn etwas war, das tief aus seinem Innern leuchtete. Lenz' Freude kam aus der Zufriedenheit einer sinnvollen Lebensaufgabe, aus der Gewissheit des Künstlers, der nach hartem Ringen die rechte Form gefunden hat. Sicher hatte seine Freude auch etwas mit seiner Menschenliebe und jenem Gottvertrauen zu tun, dem der Katholik Lenz unzählige Male in Altären, Kreuzwegen, Mahnmalen und Kirchenportalen Gestalt gab. Und schließlich hatte seine Lebensfreude - nichts anderes war schließlich die Freude am eigenen Werk - auch etwas mit jenem Lächeln zu tun, das zuweilen verschmitzt in seinen Mundwinkeln saß. Im Hungerjahr 1922 wurde Lenz in Oberkail geboren und auf den schönen alten Namen Johann Baptist getauft. Dass der Bauernjunge dem kleinen Eifel-Ort, dessen Ehrenbürger er heute ist, zu überregionaler Bekanntheit verhelfen sollte, ahnte damals niemand. Ein Leben lang hat sich der Bildhauer in seinem Geburtsort geborgen gefühlt. "Ich bin ein Eifeler", hat er bekannt. Seine Liebe zur Heimat hatte nichts von dumpfer Heimattümelei, es war eine Heimatliebe, die den Blick in die Ferne einschließt, so wie ihn die weiten Höhen der Eifel geradezu herausfordern. Unfreiwillig war Lenz erste Welt-Reise. Der 18-Jährige, der gerne Goldschmied geworden wäre, musste in den Krieg. 1946 beginnt er seine Ausbildung als Bildhauer, schreibt sich an der Trierer Werkkunstschule ein und hospitiert bei Hanns Scherl in Wittlich. 1951 geht er nach München, um an der Kunstakademie beim berühmten Bildhauer Josef Henselmann sein Studium fortzusetzen. Zurück in Oberkail richtete sich der junge Künstler eine eigene Werkstatt ein. In allen bildhauerischen Materialien ist er zu Hause. Später heiratet er seine Frau Maria. In über 50 Jahren künstlerischer Tätigkeit hat Lenz ein unverkennbares Werk geschaffen. Ob Stein oder Bronze: Lenz' Thema ist der Mensch. Ihn stellt er in Freud und Leid dar, ihm gibt er seine Geschichte zurück. Im Brunnen feiert er die lebensspendende Kraft des Wassers, und selbst seine sakralen Arbeiten bebildern mehr als Glaubenslehre. Als tröstende, heilsbringende Botschaften richten sie sich an ihre Betrachter. Ob in Oberkail, Prüm, Bitburg, Manderscheid oder Saarlouis, Lenz' Arbeiten ist eins gemein: Von ihnen geht Kraft und Klarheit und das tiefe Wissen um Menschsein aus. Jetzt ist Johann Baptist Lenz kurz vor Weihnachten gestorben.

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