Episoden wie Edelsteine

Ganz der russischen Literatur der Kammermusik war das Konzert der Villa Musica im Kurfürstlichen Palais gewidmet. Es zeigte, wie wertvoll die Arbeit der Landesstiftung für die jungen Künstler und auch für das Publikum ist.

 Die Villa Musica brachte den russischen Winter nach Trier. Die Dozentin Barbara Doll und der Stipendiat Jaka Stadler. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Die Villa Musica brachte den russischen Winter nach Trier. Die Dozentin Barbara Doll und der Stipendiat Jaka Stadler. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Trier. Man musste schon einen Moment überlegen, um zu begreifen, wie denn die Ankündigung der Villa Musica für den Kammermusikabend im Kurfürstlichen Palais gemeint war. Dort war zu lesen, das Konzert sei dem russischen Komponisten Peter I. Tschaikowsky gewidmet. Auf dem Programm fanden sich aber keine Werke von ihm, sondern von Sergej Tanejew und Sergej Rachmaninow. Erst der zweite Blick erschloss dann den dahinter stehenden Gedanken, nämlich dass Tanejew der vielleicht bedeutendste Schüler des Meisters war und Rachmaninows "Trio élégiaque Nr. 2" dem Andenken seines großen Vorbildes gewidmet ist.Selten zu hören: Opus von Tanejew

Den Auftakt bildete das Klavierquartett E-Dur Tanejews, ein Komponist, der leider viel zu selten auf den Konzertprogrammen erscheint. Mit rund 40 Minuten Dauer ist dieses Opus 20 ein dicker Brocken, der aber in der Interpretation von Polina Nikiforova (Violine), Thomas Selditz (Viola), dem Cellisten Thomas Jamnik und der Pianistin Beatrix Klein in keinem Moment die Spannung verlor. Vitalität von der ersten bis zur letzten Note kennzeichnete das Geschehen im Rokokosaal, hielt Musiker und Zuhörer in Atem. Es war schlicht großartig, was die Stipendiaten der Villa Musica zusammen mit ihrem Dozenten Selditz hier ihren Zuhörern anboten. Große musikalische Gesten und kleine, bis ins letzte Detail ausgearbeitete Feinheiten kamen gleichermaßen zu ihrem Recht, gestalteten einen in sich geschlossenen Bogen.Rachmaninows Opus 9 gehört nicht gerade zu den beliebtesten Werken der Konzertliteratur und wird, abgesehen von seinem ersten Satz, der angefüllt ist von Trauer und Verzweiflung über den Tod Tschaikowskys, nicht gerade zu den herausragenden Werken des Komponisten gezählt. Die Komposition weist Längen auf, die ein konzentriertes Folgen manchmal mühsam machen. Wenn Barbara Doll (Violine), Jaka Stadler (Cello) und Sarah Hiller am Flügel sich des Werkes aber annehmen, fallen diese Schwächen längst nicht mehr so sehr auf. Die Empathie, mit der das Trio den ersten Satz erklingen ließ, war gewaltig, ließ den Schmerz über den Verlust, den der Komponist empfunden hatte, nachvollziehen.Arbeit der Villa Musica ist wertvoll für junge Künstler

Technisch ansprechend gestalteten sie auch die beiden anderen, ebenfalls überwiegend dunkel gefärbten Sätze, wobei sie es verstanden, die wenigen hellen Momente wie kleine Edelsteine aufleuchten zu lassen.Das Konzert war wieder einmal ein Abend, der deutlich machte, wie wertvoll die Arbeit der Villa Musica für die jungen Künstler ist und welch große Bereicherung das Konzertleben in Rheinland-Pfalz durch dieses Engagement erfährt.

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