Motive in der Schwebe zwischen Traum und Wirklichkeit

Einen ausgesprochenen Höhepunkt in ihrem Ausstellungsjahr verzeichnet die Trierer Gesellschaft für Bildende Kunst. Sie zeigt die eindrucksvollen Gemälde des Berliner Malers Sebastian Schrader.

 Sebastian Schrader vor seinem Gemälde „Spießrutenlauf“. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Sebastian Schrader vor seinem Gemälde „Spießrutenlauf“. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Trier. (er) Wenn er so da sitzt und mit gezähmter Berliner Schnauze über seine Malerei spricht, hat er eigentlich nichts vom einsamen Künstler, der in der Abgeschiedenheit seines Ateliers mit der Sinnfrage ringt. Der dunkelhaarige Mann mit dem Bud-Richards-Shirt ist ein anregender Gesprächspartner, der mit Bedacht und großer Distanz über die eigene Arbeit spricht. So als hätte er längst im Bild geäußert, was ihn bei der Arbeit bewegt und damit abgeschlossen. "Natürlich fließen in meine Bilder eigene Erfahrungen ein", sagt Sebastian Schrader. Gleichwohl versteht der Meisterschüler der Kunsthochschule Berlin-Weißensee seine Gemälde nicht ausschließlich als Selbstauskunft: "Sie sollen ganz allgemein etwas über die Situation des Menschen aussagen." Der ist auch in Schraders Bildern ein einsames Wesen, auf der Suche nach dem eigenen Ich. Soweit wäre das nichts Neues. Neu ist auch nicht Schraders Rückgriff auf die Altmeister der Kunstgeschichte, die den 1978 geborenen Berliner seit Kindertagen faszinieren. Vom Italiener Caravaggio hat er in Trier das Licht, die Farben zuweilen aus Renaissance und Mittelalter.

Aber dabei bleibt es nicht. Dem ergiebigen Nährboden der Kunstgeschichte fügt Schrader ganz eigene zeitgenössische Bildbotschaften ein. Dabei entstehen farbmächtige, eindrucksvolle Szenerien, Bühnenstücken gleich. Es sind vielschichtige Bilder einer Welt voll Licht und Schatten. Mal befeuert die Farbe Rot das Bild, dann wieder sorgt sie als kühles Blau für Abstand und verhindert, dass die Szene zum Rührstück wirkt. In seinen neuen Bildern, die mit Titeln wie "Spießrutenlauf" unmittelbar Bezug auf die eigene Befindlichkeit nehmen, hat Schrader seinen Malstil verändert. Er ist flächiger, die Farben sind zum Teil sanfter. Schrader verkündet keine Wahrheiten. Er hält - meisterlich gemalt - die Dinge in der Schwebe. Frei nach Shakespeare: Schraders Menschen sind aus jenem Stoff, aus dem die Träume sind, vermischt mit einem gehörigen Schuss Wirklichkeit.

Ausstellung bis 5. September, Dienstag und Freitag 14 bis 18 Uhr, Donnerstag 14 bis 19 Uhr, Mittwoch, Samstag 10 bis 13 Uhr, Sonntag und Montag geschlossen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Vom erwischt werden
Vom erwischt werden
Vinyl der Woche: Love Is A Wonderful Thing – Michael BoltonVom erwischt werden
Zum Thema
Aus dem Ressort