REINGEHÖRT

ELVIS COSTELLO: My Flame Burns Blue (DEUTSCHE GRAMMOPHON) (hpl) Nach drei Veröffentlichungen bei Deutsche Grammophon - den exquisiten Jazz- und Rockballaden in "For the Stars" mit Anne Sofie von Otter, dem Album "North" mit einer Sammlung einfühlsamer, vor allem vom Klavier begleiteter Balladen und seinem ersten abendfüllenden Orchesterwerk, "Il Sogno" - bringt Elvis Costello 2006 ein weiteres Projekt beim Gelblabel heraus: "My Flame Burns Blue", den Mitschnitt seines Auftritts mit dem Metropole Orchester beim North Sea Jazz Festival 2004. Das Album enthält Songs für Singstimme, Klavier und Orchester arrangiert von Costello, Mike Mossman, Bill Frisell, Sy Johnson, Vince Mendoza und Steve Nieve.

Darunter sind mehrere bislang nicht eingespielte Titel und einige von Costellos berühmtesten Songs in überraschendem Gewand. Hinzu kommen Kompositionen von Charles Mingus und Billy Strayhorn mit Texten von Costello sowie ein Song von Costello und Burt Bacharach. SouloungE: Say it all (EDEL) (hpl) Der Titel sagt alles: "Say it all", das dritte Album der Alleskönner von Soulounge, ist ein umfassendes und aussagekräftiges Gesamtkunstwerk. Die Musik ist vielsagender denn je: Liebe, Leidenschaft und Mysterien treffen große Songs mit satten Grooves und Arrangements zwischen Soul, Funk und Pop. "Can't Stop", die erste Single und das unausgesprochene Motto der Soulounge, steigert sich in kaum drei Minuten vom herrlichen Hook in einen perfekten Hit und das traumhafte "Head Above Water" wird rasch zum Lieblings-Sommersong. Am anderen Ende des Gefühlsspektrums berührt der dramatische Abschiedssong "Lose Me" oder bewegt der Funk von "Mystery". Das klingt immer besser, ist aber schlicht und einfach gute, gefühlvolle Musik - zeitlos und zeitgemäß produziert und interpretiert von den vier Musikern der Soulounge, darunter die Sängerin Astrid North von den Cultured Pearls. Gregorian: Masters of Chant Capter V (EDEL) (ts) Wer schon immer Mick Jagger, den Lucky Man oder Metallicas "Unforgiven" als Chorgesang hören wollte, für den ist "Masters of Chant" genau das Richtige. Aber aufgepasst: Die Platte hat außer dem effektheischenden Cover - dunkle Mönche stehen auf dunklen Felsen, ihre dunklen Roben flattern im Wind - wenig mit Gregorianischer Choralmusik gemein. Die Sänger machen normale Chormusik, wie sie auch in jeder Weihnachtsmette zu hören ist. Langsam und manchmal etwas träge interpretieren sie Punk-, Pop- und Rock-Hits, bemächtigen sich Werken wie "I feel free" von Cream oder "Boulevard of Broken Dreams" von Green Day. Neu interpretiert wird wenig, denn bis auf ein bisschen Pop-Athmo werden die Songs fast originalgetreu nachgespielt, nur langsamer und mit Chor. Bisweilen ein wenig eintönig. Shaka Ponk: Loco con da frenchy talkin' (EDEL) (ts) Die Debutplatte von Shaka Ponk wird nicht in den CD-Player gelegt, sie springt von alleine hinein. Alles zappelt, wabbelt, flimmert, wackelt und dann geht's los. "Irgendetwas zwischen Rock und Dancefloor" liest man über die in Berlin lebenden Franzosen, und das stimmt. Schubladendenken hin oder her, zuordnen lässt sich die Scheibe wahrlich nicht, es ist etwas komplett Neues, was da aus dem Lautsprecher plärrt, chaotisch und laut, mal klingelt was, mal wummert der Bass, dazwischen sägen die Gitarren, präzise wie ein Moog-Synthie, und der ist laut Inlay auch irgendwo eingebaut. Die Texte gehen mit der Musik einher. Ein Auszug: "Así, como todas da mutaz here, see my body is sexy ainsi!" Was das heißen soll? Keine Ahnung. Gewöhnungsbedürftig ist das ganze, aber mindestens genauso unterhaltsam. CECILIA BARTOLI: MOZART PORTRAITS (DECCA) (bre) Die Neuauflage dieser CD von 1994 bietet ausschließlich Höhepunkte begnadeter Gesangskunst. Die italienische Mezzosopranistin Cecilia Bartoli beherrscht das Dramatische ebenso wie das Lyrische, sie singt virtuose Koloraturen ("Al desio" aus Figaros Hochzeit), ihre Stimme ist von großer Strahlkraft, sie erledigt weite Sprünge scheinbar mühelos, ob forte oder piano, verfügt über eine reiche Palette von Klangfarben und ihre Atem- und Phrasierungskunst sind von atemberaubender Schönheit. Wer im Geschäft in die Nr. 6 hineinhört, die Zerlina-Arie "Batti, batti, o bel Masetto" aus Don Giovanni, und sich dann gegen den Kauf entscheidet, dem ist wohl nicht zu helfen. Das Wiener Kammerorchester unter György Fischer klingt leider zu hallend und undifferenziert. Aber dieses Manko vergisst man, wenn man sich eine Stunde und drei Minuten von Cecilia Bartoli berauschen und betören lässt. ZONA ZUL: BEIRA (EDEL) (hpl Ganz der Leichtigkeit des Bossa Nova verschrieben hat sich Sophie Wegener, deutsch-französischen Sängerin und Bandleaderin von Zona Zul und ihr aktuelles Album Beira produziert. Nach den positiven Pressestimmen zu ihrem Debüt "Pure Love" hatte sich die Sängerin bewusst zwei Jahre Zeit gelassen, um die Stücke für ihre zweite CD auszuwählen. Nichts sollte dem Zufall überlassen werden. Erst eine inspirierende Reise nach Brasilien und zahlreiche Live-Auftritte mit ihrer hervorragend eingespielten Band zeigten, welche Stücke wirklich auf das nächste Album sollten. Geschafft haben es elf ihrer Lieblingstitel aus unterschiedlichen Epochen und Stilrichtungen, die schließlich im Sommer 2005 - nach einer Woche Live-Erprobung im Münchener Jazzclub Unterfahrt - im Studio von Florian Oestreicher für die Nachwelt verewigt wurden. Der Name des Ergebnisses: "Beira" - portugiesisch für Ufer, Strand, Grenze. Eine Einspielung, die noch eigenständiger ist als der Vorgänger "Pure Love". Ein Album, das die Eigenart von Sophie Wegener und ihrer Band noch stärker zum Ausdruck bringt. Ein Aufbruch also zu neuen Ufern, mit Stücken über das Meer, das Leben und die Liebe. Cesaria Evora: Rogamar (Edel) (hpl) "Rogamar" zollt dem Talent von Fernando Andrade, besser bekannt als Nando, Tribut. Nando ist seit 1999 der Pianist von Cesaria Evora und verleiht dem Album seine heitere, tropische Melancholie. Auf sechs der 15 Stücke ist Jaques Morelenbaum zu hören, ein außergewöhnlicher brasilianischer Cellist, Arrangeur und Klanggestalter. Gitarren, Klavier, Violinen und eigenartige Rhythmen. Da Cesaria Evora jetzt ein Studio in Mindelo gehört, konnte sie mit örtlichen Musikern arbeiten. Die "Batucada", das Percussionsensemble der Insel São Vicente, verfügt über einen ganz besonderen Schlagzeugrhythmus, der hier zu hören ist. Der Begriff "Rogamar" leitet sich ab von rogar, beten, und mar, das Meer. Evora bietet so eine sehr persönliche CD, die viele Gefühlee und Eindrücke ihrer Heimat, der kapverdischen Inseln, zeigt.

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