Sinnbild für die Schnelllebigkeit der Zeit
Trier · Als Volkskunde- und Freilichtmuseum zeigt der Roscheider Hof in Konz auf 4000 Quadratmetern Ausstellungen vom Weinbau bis zum Zahnarzt. Was Museumsleiter Ulrich Haas am liebsten zeigt, ist ein kleiner Metallgegenstand. Er erzählt, warum:
Mein liebster Gegenstand ist ein 30 Zentimeter langes Lohschälmesser. Es ist etwa hundert Jahre alt, aus Eisen geschmiedet, hat auf der einen Seite ein löffelartiges und auf der anderen Seite ein spitzes, scharfes Ende. Ich habe immer eins auf meinem Schreibtisch liegen, um es den Besuchern zu zeigen.
Die Lohschälmesser wurden benutzt, um die Eichenrinde in den Niederwäldern dieser Gegend abzuschälen. Diese Eichenlohe diente den Gerbereien zur Lederfabrikation. In der Region gab es zahlreiche Gerbereien, einen Hinweis liefert die Namensgebung der Gerberstraße in Trier. In Gruben wurden Tierhäute im Wechsel mit Lohe aufgeschichtet. Durch die Gerbsäure der Rinde entstand das Leder. Der Prozess dauerte zwei bis drei Jahre. Ein Hauptabnehmer war der Militärfiskus, der das äußerst stabile Leder für festes, solides Schuhwerk der Soldaten brauchte.
Die große Zeit der Gerber endete nach dem Ersten Weltkrieg. Dann kamen Schnellgerbeverfahren auf, die zügiger Umsatz brachten. Das Leder verlor allerdings an Qualität.
Das Lohmesser ist mein Lieblingsinstrument, weil es ein Sinnbild für die Schnelllebigkeit der Zeit ist. Vor drei Generationen besaßen noch alle Menschen in der Region ein Lohmesser. Es bot ihnen eine der wenigen Möglichkeiten, Bargeld zu verdienen, indem sie die abgeschälte Rinde an Gerbereien verkauften. Heute kennt es niemand mehr.
Aufgezeichnet von
Sybille Schönhofen
Auf dem Roscheider Hof gibt es neben volkskundlichen Ausstellungen ein Zinnfiguren- und Spielzeugmuseum und ein großes Freigelände mit Hunsrückdorf und Gärten.
Adresse: Volkskunde- und Freilichtmuseum Roscheider Hof, Roscheiderhof 1, in Konz. Telefon: 06501/92710.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag: 9 bis 18 Uhr (von November bis März: 9 bis 17 Uhr). Montags geschlossen. Samstag, Sonntag und an Feiertagen: 10 bis 18 Uhr (November bis März: 10 bis 17 Uhr). Letzter Einlass eine Stunde vor Schließung.
Eintritt: Erwachsene 4 Euro, ermäßigt 3 Euro. Kinder von sechs bis 14 Jahren 2 Euro. Familien 10 Euro. Gruppen ab 15 Personen pro Person 3 Euro. Führung in Deutsch 25 Euro, Führung in anderen Sprachen auf Anfrage. (sys)
