Star Trek: Der Western im Weltraum

Trier · "Der Weltraum. Unendliche Weiten. Dies sind die Abenteuer des Raumschiffs Enterprise." Im Mai 1972 waren diese Worte zum ersten Mal im deutschen Fernsehen zu hören. Der Kult um die Marke Star Trek hat nach mehr als vier Jahrzehnten nichts von seiner Anziehungskraft verloren. Am Donnerstag startet der zwölfte Film in den Kinos.

Trier. Science Fiction ist eine Bühne für Visionäre, Fantasten und Philosophen. Eine Schnittstelle mit dem Abstrakten, Paradoxen. Eine Herausforderung für den Leser und Zuschauer, der ex tremen Utopien folgen muss. Umso erstaunlicher ist der astronomische Erfolg der Marke Star Trek, denn sie spielt zwar mit fremden Galaxien und Dimensionen, zeigt aber kein einziges dieser Attribute.
Von Captain James T. Kirk und Mr. Spock in den 60ern und 70ern über die nächste Enterprise-Generation mit Captain Jean-Luc Picard (Patrick Stewart) in den 80ern und die späteren Serien "Deep Space Nine", "Voyager" und "Enterprise" bis heute zeigt Star Trek in elf Kinofilmen und sechs Fernsehserien (eine davon war mäßiger Zeichentrick) wesentlich mehr Elemente des klassischen Westerns als der Science Fiction. Die Menschheit trifft auf fremde Welten und Zivilisationen. Diese sind gar nicht so sehr fremd und immer kompatibel mit menschlichen Denkmustern. Manchmal freundlich, manchmal feindlich, manchmal tödlich. Kriege und Kämpfe, Kulturkollisionen, Verhandlungen und Friedenspfeifen - die Handlung war oft spannend, lag sie doch in den Händen der besten Drehbuchautoren ihrer Zeit. Doch gleichzeitig blieb sie immer leicht konsumierbares Actionkino. Captain Kirk zeigte in Stil und Sprache Ähnlichkeiten mit John Wayne, die Enterprise hätte sich jederzeit in Klassiker wie "40 Wagen westwärts" einreihen können.
Fans sind halb so alt wie die Serie


Diese Mischung leicht verständlicher Strukturen mit starken Charakteren und im Actionkino immer gern genommenen Elementen wie Zeitsprüngen, Paralleldimensionen und drohenden Weltuntergängen machte aus Star Trek einen weltweiten Unterhaltungskult und außerdem die langlebigste und erfolgreichste Marke im Fernsehgeschäft. "Raumschiff Enterprise" (Star Trek: The original Series) wurde in den USA von 1966 bis 1969 ausgestrahlt und lief im ZDF von 1972 bis 1974. Die 79 Folgen dieser Uralt-Serie stehen bis heute hoch im Kurs und finden - mittlerweile digital restauriert und neu vertont - auf DVD und Blu-ray immer wieder neue Fans, die sich nicht im Mindesten daran stören, dass die Serie mehr als doppelt so alt ist wie sie selbst. Captain Kirk und Mr. Spock, Dr. McCoy, Chefingenieur Scotty mit seinem im englischen Originalton herrlichen schottischen Akzent, Uhura, Sulu und Checkov sind ein zeitlos erfolgreiches Team. Deshalb starten sie heute ein weiteres Mal in den deutschen Kinos, allerdings in ihrer Jugend.

Oscar fürs beste Make-up


"Star Trek: Into Darkness" ist bereits der zweite Enterprise-Film des Regisseurs J. J. Abrams, in dem er die alten Rollen mit jungen Schauspielern besetzt. Der Erste hieß einfach "Star Trek", lief 2009, erhielt als erster Enterprise-Film einen Oscar - für das beste Make-up - und war ein gigantischer Erfolg an den Kinokassen.
Regisseur Abrams hat Aufstellung und Strategie nicht geändert. Wieder gibt Chris Pine das junge Raubein Kirk, Zachary Quinto trägt die platte Frisur und die spitzen Ohren von Spock und Zoe Saldana strahlt als schöne Uhura. Das gigantische Actionfeuerwerk, das "Into Darkness" abbrennt, wäre den Machern der ersten Enterprise vor fast einem halben Jahrhundert wohl wie Magie erschienen - oder wie Science Fiction.
Der Film läuft ab heute im Cinemaxx und Broadway in Trier sowie in den Kinos in Bitburg, Bernkastel-Kues und Daun.
Extra

Captain James Tiberius Kirk (früher William Shatner, heute Chris Pine): Er ist der Captain der ersten Enterprise, mit der alles beginnt. Kirk steht für die in US-Produktionen immer schon sehr beliebte Verkörperung des Heldentums: Waghalsig, spontan und mit einer Kopf-durch-die-Wand-Mentalität geht er Probleme und Konflikte an und beendet diese meist als strahlender Sieger. Über Regeln und Gebote seines Arbeitgebers, der Sternenflotte, kann er nur verächtlich grinsen. Commander Spock (früher Leonard Nimoy, heute Zachary Quinto): Wer Spocks emotionslose Mine und meist schlaftablettenruhige Stimme für Symptome von Angst oder Unsicherheit hält, sollte sich vergegenwärtigen, dass er als halber Vulkanier über die Kraft von drei Männern und den Intellekt eines Genies verfügt. Vulkanier trainieren die Kontrolle von Emotionen, werden aber zu Berserkern, wenn sie diese Kontrolle verlieren. Spock wurde zur Legende mit seinem typischen Kommentar "Faszinierend" in Verbindung mit einer hochgezogenen Augenbraue - und mit der Fähigkeit, Gegner mit einem Nervengriff außer Gefecht zu setzen. jp Kolumne "Film ab": Das Böse lauert diesmal nicht im All

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