Von Ufos und Gummibäumen

Prüm · Für einen Kabarettisten ist er zu unpolitisch, für einen Comedian zu hintergründig. Vor allem aber ist er richtig witzig. Mit seinen skurrilen Geschichten aus dem Alltag hat Horst Evers 500 Besucher beim Eifel-Literatur-Festival zum Lachen gebracht.

 Wozu hat das Ding eigentlich ein Kabel? Das Lesebändchen seines Buches irriert Horst Evers. TV-Foto: Daniel John

Wozu hat das Ding eigentlich ein Kabel? Das Lesebändchen seines Buches irriert Horst Evers. TV-Foto: Daniel John

Foto: Daniel John (daj) ("TV-Upload John"

Prüm. "Sie haben sich den Ort angeschaut?" Die ungläubige Nachfrage eines Prümer Passanten hat bei Horst Evers ein wenig Verwunderung ausgelöst. Denn wo er auch hinkommt, stets ist der Mann mit dem roten Hemd auf der Suche nach Motiven für kleine Alltagsgeschichten, die er dann auf der Bühne zum Besten geben kann. Und er hat ja schon wahrlich Unattraktiveres gesehen als das kleine Eifelstädtchen.
Absoluter Tiefpunkt


Absoluter Tiefpunkt - und das ist ganz und gar wörtlich gemeint - war die Wilstermarsch. "Sie wissen doch, was hier ganz in der Nähe ist?", habe ihn die Veranstalterin einer Lesung gefragt, mit einer dieser Fragen, die keine Antwort erwarten, sondern nur ein schlechtes Gewissen erzeugen wollen. "Der tiefste Punkt Deutschlands!" Und im Gegensatz zum höchsten Punkt, der Zugspitze, ist der ziemlich unscheinbar.
"Eine Delle mit einer Bank", berichtet Evers von seiner zwanzigminütigen Besichtigung am frühen Morgen. Die Einladung, beim nächsten Mal mehr Zeit mitzubringen, wird er wohl dankend abgelehnt haben.
Wie viel Wahrheit in den Geschichten von Horst Evers steckt, das lässt sich schwer sagen. Oder genauer: wie viel Wirklichkeit. Denn erst durch die Ausschmückungen wird aus einer wirklichen Geschichte auch eine wahre, eine gute und vor allem eine lustige - eine, bei der auch in der Aula der ehemaligen Prümer Hauptschule schallend gelacht wird.
Etwa wenn es um die Schefflera-Pflanze geht, die sich für einen Gummibaum hält (oder war es umgekehrt?) und eine Online-Massage möchte. Oder wenn Evers am sprachgesteuerten französischen Kaffeeautomaten scheitert, bis er auf ein plötzliches Husten hin einen Cappuccino erhält und gleich noch einen grünen Tee erräuspert und eine Gemüsebrühe erwiehert.
Zugegeben, das alles wirkt reichlich skurril. Wirklich absurd wird es jedoch im neuen Roman "Alles außer irdisch", der in irgendeiner fernen Zukunft nahe Berlin spielt. Nein, nicht etwa, weil darin Außerirdische auftreten, das ist für Science Fiction ja geradezu normal.
Ein Raumschiff wie ein Bus


Auch nicht, weil deren Raumschiff sich wie ein Berliner BVG-Bus verhält und nicht starten kann, weil wieder mal die hintere Tür nicht richtig schließt. Und auch nicht, weil ausgerechnet ein etwas verpeilter Langzeitstudent die Menschheit erretten kann, indem er eine Klage beim Intergalaktischen Verbrauchergerichtshof anstrengt.
Nein, die wirklich absurde Idee steht gleich am Anfang: Der Berliner Hauptstadtflughafen wird eröffnet. Es muss sich also wirklich um eine sehr weit entfernte Zukunft handeln.
Stürmischer Beifall veranlasst Horst Evers schließlich noch zu einer Zugabe - "eine Premiere in 22 Jahren Eifel-Literatur-Festival", wie Festival-Leiter Josef Zierden betont.
Übrigens: Vielleicht wird aus der eingangs erwähnten Begegnung mit dem Prümer Passanten ja auch noch eine neue Geschichte. Die Fortsetzung klingt jedenfalls schon pointenreif: "Ja, ich bin eine gute Stunde durch den Ort gegangen", hat Evers entgegnet, was des Passanten Erstaunen nur noch vergrößerte: "Eine gute Stunde? Da waren Sie aber nicht nur im Ort!" Umso besser: Dann weiß er ja auch schon, was hier ganz in der Nähe ist.
Karten für weitere Termine des Eifel-Literatur-Festivals gibt es im TV-Service-Center Trier, unter 0651/7199-996 sowie im Internet auf <%LINK auto="true" href="http://www.volksfreund.de/tickets" text="www.volksfreund.de/tickets" class="more"%>

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