Wenn aus Stein lebendige Kunst wird

Im neuen Ausstellungsraum ihres Hauses oben über dem Aveler Tal zeigen Ele und Bernd Bleffert Fotoarbeiten des Trierer Künstlers Markus Bydolek aus den vergangenen zehn Jahren.

 Gestein, im Bild gebannt: Das schwarz-weiße Liniennetz ist typisch für Markus Bydoleks „FotoGraphik“. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Gestein, im Bild gebannt: Das schwarz-weiße Liniennetz ist typisch für Markus Bydoleks „FotoGraphik“. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Trier. Es gibt zwei Orte, an denen Markus Bydolek ganz bei sich ist. Der eine ist seine Dunkelkammer, der andere das Gebirge. Dort, inmitten der Berge, ist der Trierer Künstler ganz auf sich zurückgeworfen. "Es ist schon eine einzigartige Herausforderung, in dieser Einsamkeit mit sich allein zu sein", bekennt der leidenschaftliche Bergwanderer. Der Mann mit dem wachen Blick hört dort nicht nur in sich hinein. Sein Fotografenauge schärft sich für die Strukturen des Gesteins, für seine Geschichte, die in Falten, Schichtungen, Schrunden und Geröll augenfällig wird. Bydolek hört dann gleichsam mit den Augen auf das Lied, das in der scheinbar toten Materie klingt.

Zu Hause in der dunklen Kammer seines Labors, wo er seine Gesteinsaufnahmen entwickelt, bearbeitet und übermalt, gilt es, eine andere Herausforderung zu bestehen. Dort muss Bydolek das Bild gewordene Gestein, das sich längst aus seinem natürlichen Zusammenhang gelöst hat, "lebendig und sinngebend", wie Goethe sagen würde, zum Kunstwerk werden lassen. Markus Bydolek ist sicher einer der konsequentesten Fotokünstler der hiesigen Kunstszene.

Die Nachhaltigkeit und Sorgfalt, mit der er an seinem großen Thema Struktur arbeitet, zeichnet auch das kulturpolitische Engagement des 1960 in Hildesheim geborenen Künstlers aus, der seit 1995 in Trier lebt. Der Wahltrierer betrachtet die Welt ganzheitlich. Für den einstigen Braunschweiger Studenten der Kunst und Werkpädagogik bleiben Kunst und Wissenschaft ein großes zusammenhängendes Universum. Die experimentelle Musik begeistert den Künstler neben der Bildenden Kunst genauso wie die Physik oder die Geheimnisse des Gehirns: "All das ist faszinierend."

Dem eigenen Geheimnis und dem seiner Naturstücke ist er einmal mehr auf der Spur, wenn er im schwarz-weißen Liniennetz seiner "FotoGraphik" (so nennt er seine Arbeiten) Strukturen offenlegt. Es ist ein Stück eigener Seele, die in Bydoleks Fotoarbeiten, die vielfach feinen Schwarz-Weiß- Zeichnungen gleichen, sichtbar wird.

Wie heißt es in Franz Schuberts Lied: "Ich komme vom Gebirge her." Markus Bydolek ist auch solch ein Wanderer, der in der Natur die Kunst sucht und erkennt (übrigens auch in seinen jüngsten Pflanzenbildern) und dabei zum Grenzgänger wird zwischen materieller und geistiger Wirklichkeit. Künftig will sich der Fotokünstler, der bislang analog fotografiert, an digitale Farbfotografie wagen. "Eine spannende Herausforderung und Aufgabe nach zehn Jahren."

Bydoleks "FotoGraphik" ist noch am 21. und 25. März in der Baltzstraße 10 in Trier zu sehen. Die Finissage mit Performance findet am 25. März um 18 Uhr statt. Geöffnet ist die Ausstellung jeweils von 14 bis 16 Uhr sowie nach Vereinbarung, Telefon 0651/29557 oder 0651/26893.

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