Nachrichtenfernsehen, völlig verdichtet

Ich habe ein neues Wort gelernt. Bei RTL (Das war schon die Pointe. Puristen müssen nicht weiterlesen. Was jetzt noch kommt, ist Bonusmaterial, entfallene Absätze, verworfene Passagen und solches Zeug.

Dies ist übrigens vermutlich der längste Text in einer Klammer, den wir je in der Zeitung hatten. Mal sehen, wie weit ich das treiben ka... gut, ich hör schon auf). Klammer zu, Punkt.

Das Wort kam in einem "RTL-Aktuell"-Beitrag über Menschen mit Rückenproblemen vor. Menschen wie mich! Ich fühlte mich so angesprochen, so gemeint! Dabei dachte ich immer, sobald man, wie wir Eifeler sagen, Malesse mit dem Rücken hat, ist man fürs Privatfernsehen nicht mehr interessant.

Denn dann ist man doch längst aus der werberelevanten Zielgruppe gestürzt, weil "Rücken" ja meistens nur Menschen im, sagen wir, Erwachsenenalter betrifft.

Egal, das Wort, das ich gelernt habe, lautet: Arbeitsverdichtung. Die, sagte der Fachmann im RTL-Beitrag, sei nämlich einer der wesentlichen Gründe für die immer größere Zahl der Rückenschmerzleidenden.

Arbeitsverdichtung, toll. Ein feines Wort dafür, dass immer weniger Leute immer mehr aufgehalst bekommen - und deshalb Rückenweh. Dagegen müssen sie sich dann behandeln lassen, verlieren dabei wiederum Arbeitszeit, das Ergebnis ist: noch mehr Arbeitsverdichtung, schon wieder Rücken.

Alle anderen, also die, die nicht arbeiten dürfen, haben vermutlich Freizeitverdichtung. Aber auch die kriegen etwas ganz Schlimmes, nämlich Frechheiten von Westerwelle.

Bonusmaterial 2: die aktuelle Fernsehkritik. Haben Sie "Die Grenze" bei SAT1 gesehen? Dieser, schauder, "Event"-Zweiteiler, in dem die Nazis aussahen wie vom Sekten-Couturier eingekleidet (Motto: Weiß ist das neue Braun)? Dazu nur dies: Ein Deutschland, in dem, wie in "Die Grenze", die Fernsehnachrichten ausschließlich von "N24" kommen, will ich mir gar nicht erst vorstellen.

Bonusmaterial 3: Zurück zu RTL. Ist Ihnen auch aufgefallen, wie verzückt "Spocht"-Ansagerin Ulrike von der Groeben seit ein paar Wochen wieder dreinschaut, wenn sie von Kloeppel übernimmt? Weil sie doch jetzt, seit der Pisten-Rückkehr des Senderheiligen aus Kerpen, schon im ersten Satz wieder "Formel 1" und "Michael Schumacher" direkt hintereinander sagen kann. Trotzdem nur Sechster, Mist.

RTL Aktuell wird täglich um 18.45 Uhr bei RTL ausgestrahlt. Fritz-Peter Linden

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