XXL- Prinzessin mit frecher Schnauze

Trier · Sie ist dick, sie ist laut, sie nimmt kein Blatt vor den Mund: Das hat Comedystar Cindy aus Marzahn auch den Zuschauern ihres Auftritts am Sonntag in der Arena Trier bewiesen. Neben derben Sprüchen hatte die Plattenbau-Prinzessin auch viele Geschenke im Gepäck.

Trier. Männer mit silberfarbenem Diadem im Haar, junge Frauen im pinken Jogginganzug mit rosa Federschmuck auf dem Kopf: Die 1800 Zuschauer in der Arena Trier sind bestens gerüstet für den Empfang von Comedy-Star Ilka Bessin alias Cindy aus Marzahn, die am Sonntagabend mit ihrem aktuellen Programm "Nicht jeder Prinz kommt uff\'m Pferd" nach Trier gekommen ist. Als wollten die Fans ihrem Idol schon durch ihr Outfit zeigen: "Cindy, du bist eine von uns!"
Dieses Image pflegt die Komikerin im drei Nummern zu kleinen rosa Hausanzug dann auch von der ersten Minute an. Der direkte Draht zum Publikum, das ist die Stärke der selbst ernannten Plattenbau-Prinzessin. Und so verteilt "Frau Cindy" erst einmal fleißig Geschenke. Geburtstagskind Michelle (10) erklimmt den überdimensionalen Prinzessinnen-Thron auf der Bühne, die Halle singt Happy Birthday. Für Gabi Hahn, den Trierern aus dem kleinen Volkstheater bekannt, gibt\'s einen 120-Kilo-Kürbis, "für die Fensterbank". Dem 14-jährigen Stefan aus Trier-Irsch lässt die Komikerin Pfannkuchen mit Apfelmus ("selbst gekauft in Wasserbillig") bringen. Dann ruft sie mal eben per Handy dessen Mutter Sandra an und holt sich die Erlaubnis ein, das böse F-Wort sagen zu dürfen.
Definitiv kein Shakespeare


Und das tut sie dann auch ausgiebig. Derb und deftig geht es zu bei der Proll-Prinzessin. Sprüche wie "Männer sind wie Toiletten - besetzt oder beschissen" gehören noch zu den harmloseren Gags des Abends. Nichts für zarte Gemüter, "aber ihr seid ja och nicht hier, um Shakespeare zu hören", ruft Cindy ihren Gästen zu. Wahrlich nicht. Was dem Programm an intellektuellem Tiefgang fehlt, macht die Gewinnerin des deutschen Comedypreises 2011 allerdings mit ihrer Schlagfertigkeit wieder wett. Die greift vor allem im direkten Kontakt mit dem Publikum, das nirgends vor ihren Argusaugen sicher ist. Für eine Besucherin, die sich unbemerkt zur Toilette schleichen will, lässt Cindy mal eben das große Hallenlicht einschalten.
Im eigentlichen Programm greift die Frau in Pink auf Altbewährtes zurück, bedient das Klischee der prolligen Hartz-IV-Empfängerin, kokettiert mit ihrem Gewicht. Für den Playboy habe sie sich neulich ausgezogen, denn: "Das Geld hat gestimmt, 500 Euro hab ick bezahlt." Ihr Fitnesstrainer Romeo helfe ihr, "den Winterspeck aus den Jahren 83 bis 96" loszuwerden. Sein Rat: "Training acht Tage die Woche."
Dem Publikum gefällt\'s, es klatscht, singt, lacht und schwenkt die Arme. Ihren Traumprinzen findet Cindy aber auch in Trier nicht. Peter aus Bitburg darf zwar auf ihrem Schaukelpferd reiten, aber mit Porsche und Smartphone ist er nicht ihr Typ. Cindys Begründung: "Männer mit iPhone haben einen kleinen Penis."

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