60 Freiwillige helfen gegen Kost und Logis bei der Renaturierung der Moore im Oberluderbruch bei Hinzerath

Morbach/Hinzerath · Sie sind zwischen 19 und 73 Jahre alt, kommen aus ganz Deutschland und malochen eine Woche für Essen und Unterkunft: Insgesamt 60 Freiwillige haben mit angepackt, um am Oberluderbruch bei der Wiederherstellung der Hunsrücker Moore mitzuwirken.

 Susanne Kollmann tritt die Grassoden am neu gebauten Damm fest. TV-Foto: Claudia Szellas

Susanne Kollmann tritt die Grassoden am neu gebauten Damm fest. TV-Foto: Claudia Szellas

Morbach/Hinzerath. "Für mich ist es eine körperliche und idealistische Herausforderung: Was wir jetzt hier machen, das wirkt sich auf unsere Zukunft positiv aus", sagt Susanne Kollmann (44) aus Kiel. Für sie ist es eine "unglaublich erfüllende Erfahrung, was mit den eigenen Händen zu schaffen und abends k.o. und zufrieden schlafen zu gehen".Die Erosion stoppen


Von morgens um acht Uhr bis nachmittags etwa fünf Uhr sind im Oberluderbruch bei Hinzerath 60 Freiwillige im Rahmen des EU Life-Projekts, das von der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz mitgetragen wird, mächtig am Ackern. Jan Hoffmann von der Stiftung erläutert: "Um die Erosion zu stoppen, bauen wir zusammen mit Ehrenamtlichen in drei Wochen etwa 30 Dämme. So soll die Fließgeschwindigkeit gebremst werden und das Wasser in die Breite gelenkt werden, damit Torf wieder wächst." Der Verein Bergwaldprojekt, der freiwillige ökologische Arbeitseinsätze in ganz Deutschland organisiert, unterstützt diese Aktion. Er hat Helfer mitgesucht und betreut sie.
Genau einen Millimeter pro Jahr wächst Torf - Erfolge sind also erst in zig Jahrzehnten sichtbar. Der 73-jährige Thomas Lonicer aus Erlangen ist auch aus schlechtem Gewissen dabei: "Als Schüler habe ich mal Torf gestochen, um mir Geld zu verdienen. Nun helfe ich mit, dass wieder Torf wachsen kann, das ist auch ein bisschen Wiedergutmachung von mir", gesteht der Elektroingenieur. Er hat im Fernsehen über die Bergwaldprojekte einen Beitrag gesehen und war spontan davon angetan, etwas Gemeinnütziges zu machen. Wie ihm geht es auch den anderen: "Ich bin erstaunt, was man alles leisten kann, wenn man nur will."
Die Helfer sind in drei Gruppen mit unterschiedlich schweren Arbeiten unterteilt: Einige fahren per Schubkarre Material heran, andere schneiden Stücke aus dem Gras, sogenannte Grassoden, die am Damm festgetreten werden und wieder andere bauen mit Holz die Dämme..
Lars Hildebrand (34) aus Hamburg ist selbstständiger Baum- und Landschaftsgärtner. Er hat Geografie studiert und sagt: "Es ist bereits das sechste Bergwald-Projekt, das ich mitmache. Für mich ist es eine Kombination aus Freude und Idealismus. Klar, ich opfere dafür meine Zeit, aber etwas mit anderen zusammen zu schaffen, das macht einfach Spaß." Die Genugtuung der körperlichen Arbeit sei dabei ein Aspekt, der andere: "Das Thema Moore habe ich während des Studiums nur in der Theorie erfahren. Für mich ist hier ein sichtbarer Erfolg da und ich weiß, dass ich damit für die Zukunft etwas Gutes mache."
Bereits im vergangenen Jahr waren gut 70 Fleißige damit beschäftigt, Dämme zu bauen, die man heute sehen kann. Das Resultat: Das Wasser staut sich, die Moore entwickeln sich wieder in ihren ursprünglichen Zustand. Das heißt, Pflanzen, wie der fleischfressende Sonnentau, das Wollgras und vor allem die Torfmoose wachsen wieder auf dem feuchten Untergrund. Anna Helms ist Projektleiterin vor Ort. "Mit diesen Einsätzen können wir das Interesse an den Naturräumen wecken", sagt sie. Für die Helfer sei es wichtig, aktiv etwas zu tun, draußen in der Natur zu sein und sich mit einzubringen - alles für Kost und Logis. Hier zeigt sich eine Menge Idealismus.Extra

Renaturierung der Moore: Hangbrüche sind eine besondere Art von Mooren. In niederschlagsreichen Hochlagen entstehen sie auf wasserstauenden Schichten am Hang. Weitere Informationen zu den Projekten erhalten Interessierte unter www.life-moore.de , www.bergwaldprojekt.de oder www.snu.rlp.de jo

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