Als die Coke aus Wittlich kam

Bis vor einem Vierteljahrhundert hat der ehemalige Eifeler Getränkehersteller Heinrich Mergelsberg die Region mit Coca-Cola-Produkten versorgt. Die eigene Soft-Drink-Produktion wurde 1939 gestartet. Der Wirtschaftsstandort Wittlich beherbergt seit Jahrzehnten mehrere große Industriebetriebe, die weltbekannte Markenprodukte für den internationalen Markt herstellen.

Was heute nahezu in Vergessenheit geraten ist: Zu den ersten industriellen Markenartikeln, die in der Säubrennerstadt gefertigt wurden, zählt das aus den USA stammende Erfrischungsgetränk Coca-Cola. Bereits 1939 begann der einstige Wittlicher Getränkehersteller Heinrich Mergelsberg mit der Produktion des beliebten koffeinhaltigen Soft-Drinks als Coca-Cola-Konzessionär. Der 1936 gegründete Familienbetrieb startete mit 15 Mitarbeitern und füllte zunächst etwa 800 Flaschen pro Stunde ab. Darüber hinaus stellte die ursprünglich in der Wallstraße angesiedelte Fabrik eine Fruchtlimonade der Eigenmarke "Vitellia" her und handelte mit Spirituosen. Um ihren aufstrebenden Getränkegroßhandel erweitern zu können, erwarb die Firma Mergelsberg gegen Ende der 1930er Jahre ein Grundstück in der Wittlicher Römerstraße. Dort plante das Unternehmen den Bau einer neuen Fabrikanlage, deren Errichtung sich jedoch durch den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges jahrelang verzögern sollte.

Erst nach Heinrich Mergelsbergs Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft konnte das geplante Bauprojekt 1948 wieder aufgenommen werden. Zwei Jahre später erhielt der Wittlicher Betrieb die zweite Coca-Cola Konzession in der Bundesrepublik Deutschland. Die Coke-Herstellung startete in der neuerbauten Fabrik mit einer Leistung von 3500 Flaschen pro Stunde. Nach einer im Jahre 1954 erfolgten Erweiterung der Betriebsgebäude erhöhte sich die Abfüllkapazität der Fabrikation bis ins Jahr 1967 auf maximal 8000 Flaschen pro Stunde. 1969 ging Firmengründer Heinrich Mergelsberg sen. (1903-1978) in den Ruhestand und übergab den Betrieb an Karl-Heinz und Horst Mergelsberg. Die neuen Gesellschafter schlossen einen weiteren zehnjährigen Konzessionsvertrag mit der Coca-Cola GmbH Essen ab und erhielten somit die Berechtigung zur Produktion und zum Vertrieb der Marken Coca-Cola, Fanta, Sprite, Kinley, Cappy und Rosalta in der Großregion. Nach einer weiteren baulichen Vergrößerung nahm die Wittlicher Coke-Fabrik 1971 eine neue Hochleistungs-Abfüllanlage mit einer 25-fach höheren Produktionskapazität in Betrieb.

Zu jener Zeit beschäftigte das Unternehmen 70 Mitarbeiter und lieferte seine Getränke mit 30 Fahrzeugen in den Landkreisen Bernkastel-Wittlich, Bitburg-Prüm und Daun aus. Darüber hinaus versorgte der damalige Coke-Partner Mergelsberg 16 Nachbarkonzessionen im Raum Aachen, Köln und Saarbrücken. Auch die Deutsche Lufthansa AG wurde einst von Wittlich aus mit Kinley, einem Bittergetränk des Coke-Produktportfolios beliefert. Im Verlauf der 1970er Jahre produzierte der Coca-Cola-Konzessionär Mergelsberg circa 20?000 Flaschen Soft-Drinks pro Stunde und erreichte zu Spitzenzeiten einen Umsatz von über einer Million Kisten. Nachdem ihre Limonaden-Fabrikation in den 1980er Jahren eingestellt wurde, setzte die Firma Heinrich Mergelsberg & Co. KG den Coca-Cola-Großhandel fort und bezog ein neues Firmengebäude in der Wittlicher Otto-Hahn Straße (heutiger Standort des MAN Truck Modification Center). Vor 25 Jahren endete schließlich die jahrzehntelange Ära von Coca-Cola Wittlich mit dem im März 1992 erfolgten Verkauf an die Karlsberg Brauerei GmbH.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort