Anspannung und Entspannung pur

ZELTINGEN-RACHTIG. (mbl) Die Tage der Balthasar-König-Orgel in der Rachtiger Pfarrkirche St. Marien sind gezählt. Sie wird zum Preis von 345 000 Euro teilweise erneuert und soll Ende 2004 wieder mit vollem Klang von sich hören lassen.

 Josef Thiesen (vorn links), Egon Kappes (hinten rechts) und die Orgelbauer Friedbert Weimbs und sein Sohn Frank schauen sich am Fuße der "alten" Orgel in Rachtig die Pläne der Neuen an.Foto: Marita Blahak

Josef Thiesen (vorn links), Egon Kappes (hinten rechts) und die Orgelbauer Friedbert Weimbs und sein Sohn Frank schauen sich am Fuße der "alten" Orgel in Rachtig die Pläne der Neuen an.Foto: Marita Blahak

Die Orgelbauer Friedbert und Frank Weimbs aus Hellenthal/Eifel brachten die Pläne für das Projekt "neue Orgel in altem Gewand" mit zur Kirche. Nach einer Fülle von Diskussionen, Beratungen, Informationen und zahlreichen Orgel-Erkundungsfahrten durch den Orgelförderverein, hat der für die Vergabe der Orgel-Erneuerung zuständige Verwaltungsrat der Pfarrei St. Marien Rachtig Mitte Mai die Angebote der Ausschreibung zum Projekt Orgel ausgewertet und die Entscheidung getroffen.Enger Kontakt zwischen Werkstatt und Gemeinde

Den Auftrag erhielt das Orgelbauunternehmen Weimbs zum Preis von rund 345 000 Euro. Die Firma habe neben ihren Orgelneubauten gerade bei historischen und erhaltenswerten Orgeln hervorragende Leistungen und Erfolge erzielt und gelte in vielen Organistenkreisen als die Nummer eins, betont Egon Kappes, Vorsitzender des Orgel-Fördervereins. Die Entscheidung des Verwaltungsrates wurde auch vom Referat Orgelbau des Bistums Trier begrüßt. Die fachliche Erneuerung unter Verwendung brauchbarer Teile des alten Instruments (Orgelprospekt von 1739) lassen die König-Orgel wieder in ihrer ursprünglichen Größe erklingen. "Für uns eine wunderbare Aufgabe", freuen sich die Orgelbauer Friedbert und Sohn Frank Weimbs. Seit mehr als 70 Jahren ist die Firma, jetzt in der vierten Generation, als Handwerksbetrieb tätig. Das Orgelbau-Team kennt sich aus in der Rekonstruierung von König-Orgeln. Die gesamte Orgel wird abgebaut. Das Innere wie Pfeifenwerk, Windladen und Spieltisch wird von einem polnischen Kollegen abgeholt und wieder verwertet. Nach einer technischen Zeichnung, die dann mit dem Bistum und dem Auftraggeber Gemeinde abgeklärt ist, geht es ans Werk. Außer den brauchbaren Fragmenten wird alles, was zu einer Orgel gehört, neu gefertigt. "Und zwar im Sinne der alten Meister des 18. Jahrhunderts", erklärt Weimbs. Dabei ist er nicht nur reiner Handwerker, sondern mit Herz und Seele bei dieser Aufgabe. Und er legt Wert auf den engen Kontakt zwischen Werkstatt und Gemeinde, die durch regelmäßige Besuche den Werdegang ihrer Orgel mitverfolgen soll. Denn das sei schließlich ein Jahrhundertereignis. Durch dieses Miterleben hätten die Leute auch hinterher mehr Respekt vor der Technik und dem, was der Orgelspieler daraus macht, ist sich Weimbs sicher. 300 Orgeln hat er bisher gefertigt - und jede ist anders. Die Orgelbauleidenschaft liege wohl im (Familien)blut. "Wenn man den Virus in sich hat, dann gibt es keine Antikörper mehr", lacht der Orgelbauer und betont, dass es in dem Beruf keine Nachwuchssorgen gebe. Der Orgelbauerberuf, der nicht weniger als zehn verschiedene Grundberufe in sich vereinigt vom Allround-Handwerker über den Architekten und Kaufmann bis hin zum Musikwissenschaftler, sei eine interessante und spannende Tätigkeit. "Denn man schafft etwas Beständiges für sehr lange Zeit". Oft werde er gefragt, was denn seine bisher schönste Orgel sei. Darauf gebe es nur eine Antwort: "immer die letzte". Seiner Verantwortung ist sich der Orgelbauer bewusst: "Das Vertrauen, das die Gemeinde dem Orgelbauer entgegenbringt, ist riesengroß." In der Firma wird die Orgel technisch aufgebaut, in Kartons zerlegt und nach Rachtig transportiert, dort kommt sie an Ort und Stelle und wird zusammen mit dem Organisten intoniert. Und wenn es soweit ist, dass sie vor den Zuhörern in der Kirche erklingen soll, dann müsse der Orgelbauer Rechenschaft ablegen vor Hunderten von Leuten", sagt Weimbs. Das sei für den Orgelbauer Anspannung und Entspannung pur.

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