Arbeiter finden römischen Sarkophag in einem Weinberg

Bernkastel-Kues · Bei Flurbereinigungsarbeiten in einem Weinberg zwischen Bernkastel und Graach, 40 Meter oberhalb der Mosel, sind Arbeiter auf einen römischen Sarkophag gestoßen. Es befanden sich keine wertvollen Grabbeilagen darin. Die Fachleute erhoffen sich Informationen durch Knochenüberreste.

 Die Römer haben in und um Bernkastel-Kues einiges hinterlassen – auch diesen Sarkophag. Das Foto zeigt Stadtbürgermeister Wolfgang Port an der Fundstelle. Foto: privat

Die Römer haben in und um Bernkastel-Kues einiges hinterlassen – auch diesen Sarkophag. Das Foto zeigt Stadtbürgermeister Wolfgang Port an der Fundstelle. Foto: privat

Bernkastel-Kues. Der römischen Geschichte der Stadt Bernkastel-Kues kann ein weiteres Kapitel hinzugefügt werden. Mit einer Planierraupe ist Anfang März ein Bauarbeiter in einem Weinberg zwischen Bernkastel und Graach auf einen römischen Sarkophag gestoßen. Experten des Rheinischen Landesmuseums Trier haben unter der Leitung von Dr. Karl-Josef Gilles den Sarkophag komplett freigelegt, geborgen und zum Bauhof in Andel transportieren lassen.
Nach Auskunft von Dr. Gilles stammt der 2,20 Meter lange, 80 Zentimeter hohe und 80 Zentimeter breite aus hellem Sandstein gefertigte Sarkophag aus dem vierten Jahrhundert nach Christus. Der Steindeckel wurde von der Raupe leicht beschädigt. In dem Sarg befanden sich Knochenreste, unter anderem Teile vom Schädel, des Oberschenkels und der Wirbelsäule. Grabbeilagen waren nicht vorhanden. Die Knochenreste werden nun in Trier untersucht. Gilles: "Vielleicht bekommen wir raus, ob es sich um eine Frau oder Mann handelte, und wie alt etwa die Person war." Mit großer Sicherheit müsse es sich bei dem Begrabenen um eine sozial höher gestellte Person gehandelt haben.
Weil keine Grabbeilagen gefunden wurden, vermutet Gilles, dass sich zu dieser Zeit - viertes Jahrhundert nach Christus - bereits das Christentum in der Region verbreitet hatte. Außerdem müsse in unmittelbarer Nähe eine römische Siedlung existiert haben. Bislang sei davon aber noch nichts bekannt.
Im Moseltal wurden nur wenige Sarkophage entdeckt - unter anderem in Trier, Trittenheim, Mülheim. Stadtbürgermeister Wolfgang Port freut sich über den seltenen Fund. Erst Mitte 2012 waren bei Sanierungsarbeiten an der Burg Landshut die Überreste eines römischen Kastells gefunden worden. Die Stadt will die Burgruine Landshut für über zwei Millionen Euro sanieren und touristisch aufwerten (der TV berichtete). Vorgesehen ist ein Rundweg "Römische Funde" mit Schautafeln, der laut Port noch in diesem Jahr in Angriff genommen werden soll.
Der an der Gemarkungsgrenze zu Graach entdeckte Sarkophag bekommt dort einen Platz, und zwar an der Nordflanke der Burgruine. Von dort hat man einen Blick auf den Weinberg, wo er gefunden wurde.Extra

Ein Sarkophag ist ein steinernes Gefäß, zumeist ein ziemlich großes und prunkvoll verziertes, in dem man Tote bestattet. Üblich war diese Form der Beerdigung vor allem bei den Ägyptern und den Römern, also schon vor zwei- bis dreitausend Jahren. Oft wurden die Steinsärge kunstvoll verziert oder gar der Kopf des Verstorbenen auf dem Deckel abgebildet. In den seltensten Fällen wurden Sarkophage be-, also vergraben. Zumeist stellte man sie in eigens hergerichteten Grabkammern auf, zum Beispiel in einer Pyramide. Es gibt auch Sarkophage aus Metall. Der bekannteste ist wahrscheinlich der des altägyptischen Königs (Pharao) Tut-ench-Amun, der aus purem Gold besteht. sim

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