Aufstieg in die Bundesliga

MÜLHEIM/GRAACH. 18 Bundesehrenpreise verlieh die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft gestern in Mainz. Zwei davon gingen an die Mosel, beide in die Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues.

"Bundesliga der besten Weinerzeuger", steht im Weinführer "Deutsche Spitzenwinzer und ihre Weine" in der Titelzeile des Berichts über die neuen Bundesehrenpreisträger. Natürlich beteiligen sich längst nicht alle Top-Winzer an der Verkostung der Deutschen-Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG), bei der Weine aus ganz Deutschland einer Blindverkostung unterzogen werden. Gleichwohl stellten sich in diesem Jahr 493 Betriebe mit insgesamt 3616 Weinen den Prüfern. Jörg Bauer aus Mülheim beteiligt sich bereits seit mehreren Jahren an diesem Wettbewerb. Den Lohn für seine Qualitätsanstrengungen heimst er nun ein. Doch er gibt die Lorbeeren gleich weiter: "Das ist das Verdienst meines Sohnes." Thomas Bauer sitzt bescheiden neben seinem Vater, doch der 26-Jährige ist selbstbewusst genug, um klar zu machen, dass er eben eine fundiertere Ausbildung als sein Vater genossen hat. Deshalb gibt es in dem Betrieb auch eine Aufgabenteilung. "Mein Vater geht raus, ich bin im Keller", sagt der Junior. Zumindest während der Traubenlese ist das so. Was die Bauers besonders auszeichnet: Beim einem von der DLG erstmals ausgeschriebenen Wettbewerb erhielten sie auch die Auszeichnung für die beste fruchtige Weißwein-Collection.Bauer-Weine in Paris

Vor allem die halbtrockenen Rieslinge überzeugen mit ihrer ausgewogenen Struktur und ihrem feinen Säuregerüst, heißt es in der Begründung. Natürlich genügt es nicht, ein paar Nischenweine anzustellen. Je nach Betriebsgröße ist eine gewisse Anzahl verschiedener Weine nötig. Jörg Bauer hätte sechs Weine anstellen müssen, reichte aber acht ein. Fünf von ihnen erhielten eine Goldmedaille, die drei anderen bekamen Silber. Wie hoch die Weine des 52-Jährigen Betriebsinhabers eingeschätzt werden, zeigen zwei Beispiele. Weine von Jörg Bauer werden im Waldhotel Sonnora in Dreis, einem der besten Restaurants Deutschlands, ausgeschenkt. Auch die deutsche Botschaft in Paris hat in Mülheim Wein bestellt - unter anderem einen Spätburgunder. Und das will im Rotweinland Frankreich schon etwas heißen. Ein paar Kilometer weiter moselabwärts, bei Josef Bernard in Graach, war die Überraschung groß, als er erfuhr, dass er zu den Bundesehrenpreisträgern gehört. "Denn ich habe zum ersten Mal Weine zu dieser Prämierung angestellt", erzählt der 50-Jährige. Auch Bernard präsentierte mehr Weine als erforderlich. Der Lohn: fünf Mal Gold, einmal Silber, einmal Bronze. "Hier wird mit stetig wachsendem Erfolg Weinbau betrieben", loben die Prüfer. Das Resultat von naturnaher Bewirtschaftung der Weinberge, später selektiver Handlese und schonender Verarbeitung des Leseguts seien "fruchtbetonte, bekömmliche Weine". Josef Bernard, ein eher zurückhaltender Mann, hat sich mit seinen Weinen in diesem Jahr öfter an Wettbewerben beteiligt - und überall Lob erfahren. Dies bringt natürlich auch neue Kontakte und neue Kunden. Kontakte werden aber besonders in der Straußwirtschaft geknüpft, in der alle Weine aus dem Sortiment auch glasweise (0,1 Liter) ausgeschenkt werden. Dass zumindest der Wein Konjunktur hat, merkt Josef Bernard derzeit. "Das Weihnachtsgeschäft läuft sehr gut", sagt er. Mit dem Bundesehrenpreis im Rücken wird es sowohl in Graach als auch in Mülheim sicher noch ein bisschen besser laufen.

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