Bald gilt: Wittlich hat's

Wer sich in Wittlich nicht auskennt, soll mit Hilfe des Verkehrsleitsystems seinen Weg besser finden. Das Großprojekt, dessen Realisierung mehrfach stockte, nimmt nun Gestalt an: Die Vitrinen und Wegweiser der beiden inneren Informationsringe werden derzeit aufgestellt.

Wittlich. Der Wittlicher Marktplatz ist derzeit reich geschmückt: In seinem Zentrum gibt es die Blumenpyramide, daneben das "Eiswetten-Häuschen" und seit Neuestem ragen am Rand des Marktrundes drei Info-Tafeln aus dem Pflaster. Sie sind zu finden am Café am Markt, zwischen dem Altem Rathaus und dem Modehaus Freckmann und an der Freitreppe zur ehemaligen Posthalterei derer von Thurn und Taxis.

Details auf Magnettäfelchen sollen noch folgen

Auf den Tafeln finden Ortsunkundige einen skizzierten Stadtplan plus den üblichen roten Punkt, der den Standort markiert sowie im runden Ausschnitt dazu nochmals einen Übersichtstadtplan Wittlichs in kleinerem Maßstab.

Ziel dieser Informationen ist: Der "Fremde" soll sehen, wo er sich befindet, und wohin ihn der Weg in seiner jeweiligen Blickrichtung führt. Die Pläne werden noch durch Magnettäfelchen zu Sehenswürdigkeiten und Geschäften ergänzt. Vor Jahren schon hatten die Cima-Gutachter bemängelt, die "Hinweisbeschilderung auf öffentliche Einrichtungen für Fußgänger und Radfahrer ist verbesserungswürdig" und Ortsunkundige müssten besser "über die Historie und anderes Wissenswerte in der Stadt informiert werden".

Das wollte man ändern und dazu mit dem äußeren Ring des Verkehrsleitsystems die Erreichbarkeit der Stadt und ihrer Parkplätze für Autofahrer verbessern.

Das Gesamtkonzept dazu wurde bereits im November 2004 dem Stadtrat vorgestellt und anschließend mehrmals im Bauausschuss besprochen und "abgesegnet". Im September 2006 zur Wirtschaftswochenzeit war dann offizieller Spatenstich für die Aktion. Schließlich wurden die Fundamente an 34 Standorten geschaffen. Dann tat sich lange nichts, obwohl man hoffte, zum Weihnachtsgeschäft mit dem neuen Verkehrsleitsystem fertig zu sein.

Im Februar 2007 dann wurden die "Willkommens-Schilder" an den Ortseinfahrten montiert, die eine erste Übersicht über die Parkplätze bieten sollen. Sie stießen wegen ihrer Unübersichtlichkeit auf Kritik.

Schon beim ersten Stadtratbeschluss im November 2004 hatte es Fragen zu Unklarheiten "im Detail" des Konzepts gegeben. Damals hatte die SPD gefordert, den Beschluss zu vertagen, sich aber nicht durchsetzen können. Die Ratsmehrheit wollte wie die Verwaltung die "Zügigkeit der Maßnahme gewährleisten".

Die Konzeption wurde anschließend noch durch die Hotelroute ergänzt.

Und jetzt scheint sich das Projekt mit den beiden inneren Info-Ringen dem Abschluss zu nähern.

Immerhin hatte die Verwaltung der beauftragten Firma zuletzt ein Ultimatum zum 4. August gestellt (der TV berichtete).

Dann kann der Besucher neben den neuen Stadtplanvitrinen an den Parkplätzen plus den noch zu ergänzenden Tafeln in der Innenstadt auch hohe, schmale "Info-Stelen" entdecken.

Was weit weg ist, steht ganz oben

Diese Wegweiser zeigen, etwa am Zentralen Busbahnhof, wie weit es zu Fuß bis zum Wohnmobilstellplatz (20 Minuten) ist, oder dass man in Pfeilrichtung das Vitelliusbad, Lieserpfad, Stadtpark erreicht oder auch die historische Altstadt. Sie steht ganz unten auf der Liste, denn das Schema der Wegweiser listet durchweg die entferntesten Ziele ganz oben auf. Ergänzt wird die Liste durch Piktogramme wie WC, Post, EC-Automat und Touristinformation.

Über die tatsächlichen Kosten des Projekts ist nichts bekannt, nur dass die zunächst kalkulierten 70 000 und dann 130 000 Euro nicht ausreichen, zumal das Ursprungs-konzept ständig erweitert und verändert wurde.

Meinung

Tücke im Detail

Die Grundidee war überzeugend: Wittlich für Autofahrer und Fußgänger "transparenter" machen, Fremde freundlich Willkommen heißen, Ortsunkundige unkompliziert und übersichtlich zu Sehenswürdigkeiten und Geschäftswelt leiten. Dazu wurde ein wieder erkennbares Design gesucht und das Ganze systematisch angepackt. Dann ging es los: Die Wunschstandorte konnten nicht genutzt werden, an Alternativ-Orten spielte der Untergrund nicht mit, das Konzept wurde hin- und herberaten und abgeändert, Sachzwänge und Kompromisse ließen das Verkehrsleitsystem für manchen zum Verkehrtleidsystem werden. Gestoppt hat es niemand. Die ersten Schilder an den Stadtzufahrten wurden belächelt und dann gab es noch Stress mit der beauftragten Firma. Der "Maßanzug" für die Stadtbesichtigung mit seinen vielen Schneidern scheint aus den Fugen geraten zu sein, und mit jeder Änderung stiegen auch die Kosten. Wenn er denn mal ganz fertig ist, wozu auch eine Entrümpelung des "Schilderkleids" der Stadt gehört, muss Bilanz gezogen werden. Und zwar nicht "nur" von Wittlichern, sondern von denen, für die das Spektakel veranstaltet wird, den "Fremden". Man darf gespannt sein. s.suennen@volksfreund.de

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