Entstanden ist es allerdings in vorreformatorischer Zeit, im 13. Jahrhundert, angeregt durch eine Vision der Augustinernonne Juliana von Lüttich als Wiedergutmachung für mangelnde Ehrfurcht und als dankbare Erinnerung an die Gabe der Eucharistie. Die Dominikaner trugen zur Verbreitung dieses Festes bei.

Auch wenn die Prozessionen nicht ursprünglich zu diesem Fest dazugehörten, gelten sie heute als sein wesentliches Merkmal. In früheren Zeiten waren "lebende Bilder" biblischer Szenen Teil der Prozession. Den Brauch der Blumenteppiche scheinen die Franziskaner besonders gefördert zu haben.

Wir tragen Christus durch die Straßen, nicht im Sinne einer Demonstration katholischen Selbstbewusstseins und Eucharistiefrömmigkeit, sondern als Zeichen seiner Gegenwart mitten in diese Welt. Wo sich das Leben der Menschen abspielt, da ist Christus. Er weiß von den Sorgen, der Freude und den Leiden der Menschen, an deren Häusern er vorbeigetragen wird.

Rainer Birkenmaier beschreibt diesen Sinn des Fronleichnams-Festes in einem Gedicht, in dem er Christus sagen lässt:

Ich sage dir mit Taten: Ich bin da für dich seit Ewigkeit.

Ich hüte dich wie meinen Augenstern, denn du bist mein.

Ich teile mit dir alles, was ich habe.

Ich teile deinen Schmerz und deine Wunden.

Ich teile mich dir mit als Mensch.

Ich gebe mich aus der Hand und mache mich verletzbar, arm!

Ich lege mich als Brot in deine Hand für dich und für die Vielen.

DICH habe ich befreit - so sagt die Gute Hand - von aller Sorge um dich selbst, damit du frei bist, Hand zu sein voll Brot.

Christiane Friedrich, Pastoralreferentin im Dekanat Wittlich