Damit der Lok der Dampf nicht ausgeht

Dampfloks mussten auch nachts unter Dampf bleiben, auch wenn sie nicht fuhren. Im Bahnhof Wittlich gab es dafür eigens einen Nachtheizer.

 Der Wittlicher Bahnhof heute: Früher wurden die ankommenden Waren von Hand ausgeladen, später mit Gabelstaplern. TV-Foto: Erich Gerten

Der Wittlicher Bahnhof heute: Früher wurden die ankommenden Waren von Hand ausgeladen, später mit Gabelstaplern. TV-Foto: Erich Gerten

Wittlich. Die meisten der ehemals 40 Beschäftigten des 1989 aufgelösten Bahnhofs in Wittlich-Stadt arbeiteten in der Güterabfertigung. Im Wittlicher Bahnhof wurde nicht nur das Reisegepäck verladen, das mit dem Handwagen, der Schubkarre oder später dem Elektrofahrzeug von der Gepäckabfertigung zu den entsprechenden Personenzügen gebracht wurde.

Auf dem Gelände des heutigen Parkplatzes zwischen dem Bahnhofsgebäude und der Südtangente stand zudem ein Güterschuppen. "Bis in Höhe der Polizei in der Schlossstraße verlief die lange Laderampe des Güterschuppens", erzählt Reiner Staudt, ehemals Bahnbeamter in Wittlich. Dort wurden jeden Tag Dutzende von Waggons mit Gütern für die Wittlicher Firmen angeliefert.

"Für die ehemalige Holzindustrie Kümmel in der Kalkturmstraße kamen zeitweise Holzstämme aus den Tropen an. Den Waggon haben wir dann mit einer Güterlokomotive direkt dorthin gefahren." Die Holzindustrie hatte ebenso wie der dort benachbarte Eisenhandel Lütticken einen eigenen Gleisanschluss. Von daher brauchten die Holzstämme nicht umgeladen werden. "Trotzdem war es Murkserei", erinnert sich Staudt. "Wir mussten vor der Güterhalle die Waggons jeden Morgen bereitstellen. Das Rangieren um die bereits dort stehenden Güterwagen war zeitaufwendig." Das Einladen der Waren und auch das Ausladen ankommender Fracht geschah damals von Hand, allenfalls mit Hilfe eine Sackkarre, später mit Gabelstaplern und Paletten. "Im Winter fror man sich einen ab, denn der Güterschuppen, zu dessen Rampe die Waggons gezogen wurden, war nicht beheizt."

Morgens um 6 Uhr kamen die Güterwagen an und wurden Paket für Paket per Hand ausgeladen, damit die Ware gegen 8 Uhr den von der Bahn beauftragten Fuhrunternehmern für die Zustellung an die Empfänger übergeben werden konnten.

Ein Beamter hatte über Nacht Dienst



"Zeitweise gab es da ein heilloses Durcheinander, denn der Güterschuppen war je nach Saison viel zu klein für das Aufkommen an Fracht."

Damals war im Wittlicher Bahnhof eine Lok für Rangierarbeiten stationiert. Der Lokschuppen war am äußersten Ende des Bahnhofsgeländes, etwa im Bereich des heutigen Hela-Baumarkts. Abends wurde der Triebwagen der Strecke Wittlich-Wengerohr dort abgestellt. Auch die Dampflok für den Güterzug Wengerohr-Wittlich-Daun stand dort über Nacht. Ständig hatte ein Bahnbediensteter nachts Dienst zu schieben. Der Grund: Das Kohlefeuer, durch das der Wasserdampf als Antriebskraft erzeugt wurde, durfte nicht ausgehen, weil ansonsten die Lok am anderen Morgen nicht betriebsbereit gewesen wäre und es Stunden gedauert hätte, bis durch ein neues Feuer die Lok hätte fahren können.

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