Der König des Federweißen

Osann-Monzel · Jetzt beginnt die Zeit des Federweißen. Das Geschäft mit dem gärenden Weinmost machen vor allem italienische und pfälzische Anbieter. An der Mosel gibt es nur wenige Winzer, die sich auf die Herstellung von Federweißem spezialisiert haben. Einer ist Günter Meierer aus Osann-Monzel. Er ist Marktführer für Mosel-Federweißer.

Osann-Monzel. Die Rebsorte Solaris spielt im deutschen Weinbau eine unbedeutende Rolle. Auf gerade mal 50 Hektar wird diese 1975 gezüchtete Sorte in Deutschland angebaut. Zum Vergleich: Der Riesling wächst auf rund 22 000 Hektar.
Die Solaris-Trauben werden extrem früh reif, sind sehr süß, ergeben aber im Gegensatz zum Riesling keinen edlen Wein. Für Winzer Günter Meierer aus Osann-Monzel ist die Solaris dennoch besonders wichtig. Mitte dieser Woche, so früh wie noch nie, hat er mit einem Vollernter einen Weinberg mit Solaris-Trauben geerntet. 1500 Liter Most liefen von der Weinpresse. Inzwischen hat die Gärung eingesetzt - aus Most wird Federweißer und schließlich Wein. Mit gezieltem Einsatz von Kälte und Wärme hält Meierer den Most viele Wochen in der Gärung. Die Weinhefen sollen nämlich weitere Moste, die Meierer in den kommenden Wochen im Keller einlagert, möglichst schnell zum Gären bringen.
Am morgigen Samstag schon will Meierer 5000 Liter Most ernten, damit er kommende Woche seinen ersten Federweißen in Flaschen füllen kann. Im vergangenen Jahr vermarktete der Osanner Winzer 80 000 Liter gärenden Most. Damit ist er Marktführer für Mosel-Federweißen.
Es ist ein Geschäft, für das viel Know-how nötig ist. 1991 fing er an - mit 800 Liter. "Ich habe in den Folgejahren viele gute, aber auch schlechte Erfahrungen gemacht", sagt Meierer. Das Wichtigste sei, "just in time" zu arbeiten. Meierer: "Federweißer kennt keine Vergangenheit und keine Zukunft, alles muss sofort geschehen. Liegt ein Auftrag vor, gehen wir sofort Trauben lesen, egal ob morgens, abends oder in der Nacht." Dabei kommt ihm zugute, dass sein Weingut zu den größten Lohnunternehmen an der Mosel zählt. Vier große Trauben-Vollernter stehen im Herbst bereit. Meierer und seine Mitarbeiter ernten im Herbst für rund 200 Moselwinzer Trauben. Von vielen kauft er die Trauben, aus denen er Federweißen macht. Sein Weingut hat eine Rebfläche von neun Hektar, ein Drittel seiner eigenen Ernte vermarktet er ebenfalls als Federweißen. Im vergangenen Jahr erhielt Meierer einen Großauftrag von Edeka Rhein-Ruhr über 57 000 Liter. Meierer ist zuversichtlich, auch in diesem Jahr mit dem Lebensmittelkonzern ins Geschäft zu kommen. Meierer: "Die wollen unbedingt Mosel-Federweißen. Es gibt sonst niemanden an der Mosel, der eine so große Menge liefern kann."
So richtig los geht das Geschäft Anfang September. Rund 20 000 Liter verkauft Meierer an Gastronomiebetriebe und Winzer mit Straußwirtschaften in der näheren Umgebung. Ab Hof kostet die Liter-Flasche 2,50 Euro, Wiederverkäufer zahlen 2,20 Euro.
Wenn Meierer den gärenden Most in Flaschen füllt, hat das Getränk einen Alkoholgehalt von etwa zwei Prozent. Die Flaschen dürfen nicht verkorkt werden, sondern werden mit einer Kapsel verschlossen, aus der das bei der Gärung entstehende Kohlendioxid entweichen kann. Beim Transport müssen die Flaschen stehen, damit nichts ausläuft. In den Flaschen gärt der Most weiter und bildet immer mehr Alkohol. Meierer: "Am besten schmeckt der Federweiße bei einem Alkoholgehalt von drei bis vier Prozent."Als Federweißen bezeichnet man den in der Gärung befindlichen Traubenmost. In die Supermärkte wird in der Regel sehr süßer Federweißer geliefert. Man sollte ihn warm stellen und möglichst einmal pro Tag probieren. Dann kann man schmecken, wie sich der Traubenzucker in Alkohol verwandelt und der Federweiße von Mal zu Mal trockener wird. sim

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