Dicke Luft im Kurgastzentrum

BERNKASTEL-KUES. Der Wind blies Stadtbürgermeister Wolfgang Port ganz schön ins Gesicht, als er die Erweiterungspläne für das Wohngebiet auf dem Plateau vorstellte. Die über 100 Bürgerinnen und Bürger brachten wichtige Gegenargument vor.

Das Forum im Kurgastzentrum war gut gefüllt, als Stadtbürgermeister Wolfgang Port und Bauamtsleiter Heiner Nilles über die Erweiterung des Wohngebietes informierten. Ausdrücklich betonten beide, dass es sich lediglich um eine Grobplanung handele und nicht um einen Bebauungsplan. Die Skizze sei von einem Architekten honorarfrei erstellt worden. Port eröffnete die Diskussion und ein Anwohner fragte nach der Bedarfsanalyse auch vor dem Hintergrund, dass die Eigenheimzulage gekappt werde. Die Analyse sei zu teuer und der Bedarf vorhanden. Auch nach Änderung der Neubauförderung würde gebaut, glaubt Port. Zudem könne die Stadt relativ preiswerte Grundstücke zum Preis von etwa 105 Euro pro Quadratmeter anbieten.Ein Anwohner des Drosselweges kritisierte, dass durch die notwenige Verlegung der RWE-Stromleitung die Kosten auf die Bürger abgewälzt würden. Auch die Streuobstwiese, die als Ausgleichsfläche angelegt wurde, würde wieder zerstört. Er forderte, dass den Anwohnern ein Vorkaufsrecht gewährt werde. "Die Verlegung der Stromleitung kostet uns 400 000 Euro und ist auch ein Vorteil für die Anwohner", sagte Port. Und: Ein Vorkaufsrecht sei denkbar. "Mein Hauptkritikpunkt ist: Aus einem attraktiven Wohngebiet werden zwei unattraktive. 21 Grundstücke werden entwertet", sagte Ratsmitglied und Anwohner Bernd Gelz, der mit zehn Jahren Baulärm rechnet. Er forderte, dass alternative Flächen gesucht werden und nannte das Wehlener Plateau."Die massive Erweiterung des Baugebietes stellt unser klimatisches Gutachten in Frage", gab Hermann Lewen zu bedenken. Das Plateau soll als heilklimatischer Kurort anerkannt werden. Und als Anwohner sagte Lewen: "Keiner will ein Haus hinter seinem Haus."Als "Unhöflichkeit" bezeichnete Karl Otto Büllesbach, Verwaltungsdirektor der fünf Rehakliniken, dass der größte Arbeitgeber der Stadt nicht informiert wurde. 62 Baugruben bedeuteten zusätzlichen Lärm, Verschmutzung und Zunahme des Verkehr auf der Panoramastraße und zusätzliche Abgase. Das beeinträchtige den Reha-Standort massiv. "Der Stadtrat ist dann auch für mögliche Folgen verantwortlich", sagte Büllesbach und erntete viel Applaus. Darüber müsse man nachdenken, sagte Port. Dass die Stadt für Baugebiete sorgen müsse, sei unbestritten, sagte Anlieger Günter Rösch. Er kritisierte aber, dass die Information so kurz vor der Stadtratssitzung erfolgte. Und: "Sie rechnen sich froh, Herr Port", so Rösch im Hinblick auf die Grundstückspreise. Zudem seien manche der neuen Grundstücke unattraktiv und vorhandene Häuser würden um ein Drittel entwertet, meinte Rösch.Heute Ratssitzung in der Güterhalle

"Die Vorleistungen der Gemeinde sind enorm und das zahlen wieder wir Bürger", sagte Detlef Faltin. Der Stadtrat habe zu wenig Zeit, über die Einwände der Bürger nachzudenken. "Der Rat sollte sie ernst nehmen", forderteWerner Klein.Diskutiert wurden alternative Flächen in Wehlen. Laut Port und Nilles spreche zu viel dagegen. "Erst müssen Arbeitsplätze geschaffen werden und dann Grundstücke," sagte Hans Reh, der in der Reha-Klinik arbeitet und den Abbau von Stellen befürchtet. Es seien keine Arbeitsplätze gefährdet und man werde das Gespräch mit den Kliniken suchen, versicherte Port. "Ich komme auf jeden Fall zu Ratssitzung", sagte Reh.Da das Interesse Bürger an diesem Thema sehr groß ist, wird - auf Anregung von Bernd Gelz - die Stadtratssitzung heute, Donnerstag, 18 Uhr, in die Güterhalle verlegt.

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