Die Brücke trennt weiterhin

Befürworter und Gegner des Hochmoselübergangs haben wieder einmal Argumente ausgetauscht. Dieses Mal in einer Live-Sendung des Deutschlandfunks. Eine Annäherung der Standpunkte gab es nicht.

Zeltingen-Rachtig. Für Michael Roehl und seine Kollegin Petra Ensminger vom Deutschlandfunk (DLF) war es das erste Mal, dass sie Argumente für oder gegen den Bau des Hochmoselübergangs hören. Nicht so für ihre Gesprächspartner bei der Live-Übetragung des DLF aus Zeltingen-Rachtig. Die haben sich bei ähnlichen Veranstaltungen bereits für den Bau der rund 160 Meter hohen Brücke bei Zeltingen-Rachtig ausgesprochen - oder dagegen.

Für Verkehrsminister Hendrik Hering, der sich durch Lothar Kaufmann vertreten lässt, ist die B 50 neu eine wichtige Investition in die Infrastruktur der strukturschwachen Region. Das sagt der Minister - Technik sei Dank - in einem Mitschnitt eines Telefonats. Und sein Abteilungsleiter Kaufmann fügt hinzu, dass Befindlichkeiten der Anlieger der Brücke verständlich seien. Nach 50 Gutachten und einem langjährigen Rechtsstreit sei nun genug diskutiert. Jetzt werde gebaut.

Den Bau verhindern will Winzer Ernst Loosen aus Bernkastel-Kues. Er fürchtet, dass Weinbau und Tourismus unter dem Bauwerk leiden. Auch Heide Weidemann vom Bund Umwelt und Naturschutz hofft, dass "es für Vernunft noch nicht zu spät ist". Für sie ist die rund 300 Millionen Euro teure Strecke zwischen Platten und Longkamp Geldverschwendung. Bekennender Gegner der Verbindung über die Mosel ist auch der Trierer Verkehrswissenschaftler Heiner Monheim. Die Pläne für die B 50 neu erinnern ihn an die Politik der 50er und 60er Jahre, als Autobahnen als Garant wirtschaftlicher Zukunft galten.

Solch kritische Aussagen kommen bei der Mehrheit der gut 50 Zuhörer im Rachtiger Sängerheim gut an. Die machen oft und lautstark ihren Unmut über den Bau der Brücke kund. Aussagen wie die von Bernkastel-Wittlichs Landrätin Beate Läsch-Weber, wonach die Brücke als Eingangsportal für die Weinwelt Mosel dienen soll, werden mit Unverständnis aufgenommen. Das Beispiel Wittlich zeige, dass Autobahnen Arbeitsplätze schaffen. In der Kreisstadt an der A 1 gibt es 19 000 Einwohner und 17 000 Arbeitsplätze. Auch die Aussage von Bernhard Simon vom Wittlicher Schlachthof Simon, dass die Brücke notwendig sei, um den LKW-Verkehr aus dem Tal herauszubekommen, kommt nicht gut an.

Wie sehr die Brücke über das Moseltal die Menschen spaltet, zeigen kurz vor Schluss der Sendung auch Hörer-Reaktionen. Die reichen von Zustimmung bis Ablehnung.

Meinung

Die Wahrheit liegt in der Mitte

Die Positionen von Befürwortern und Gegnern der Brücke über die Mosel sind zu eingefahren, als dass die Diskussion des Deutschlandfunks neue Erkenntnisse hätte bringen können. Vermutlich werden sich weder massenhaft Firmen entlang der neuen Straße ansiedeln und Hunderte Jobs schaffen. Das zeigt die Realität entlang der A 60, wo es viele Gewerbegebiete und wenig Nutzer gibt. Das Moseltal bei Zeltingen-Rachtig wird auch nicht veröden, wie das Moseltal bei Winningen zeigt, wo ebenfalls eine hohe Brücke das Tal überspannt. Bis sich diese Einsichten durchgesetzt haben, wird noch viel gestritten werden. Wobei sich stets zeigen wird, dass Hegels Ansatz von "These - Antithese - Synthese" in der Diskussion um den Hochmoselübergang nicht greift. h.jansen@volksfreund.de

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