Die Verbindung bleibt

Erden/Queensland · Er ist in Erden geboren, hat aber heute einen australischen Pass. Manfred Klink ist vor 35 Jahren mit seiner Frau Frauke ausgewandert, fühlt sich seinem Heimatland aber noch sehr verbunden.

Erden/Queensland. Die Idee, nach Australien zu gehen, hatte eigentlich seine Frau, erzählt Manfred Klink, der gerade für ein paar Tage in seinem Heimatort Erden Urlaub macht. Als Auslandsingenieur für mehrere deutsche Automarken war er es ohnehin gewohnt, in der Welt unterwegs zu sein. Und so ging es nach dem Verkauf der eigenen Firma nach Brisbane/Queensland. Als Automechaniker fand Klink schnell einen Job. Schon nach einem Jahr zog das Ehepaar nach Cairns, etwa 100 Kilometer nördlich von Brisbane, um dort eine eigene Firma zu gründen. "Es ist dort neun Monate im Jahr heiß, und drei Monate sehr heiß", sagt er schmunzelnd. Vor allem aber die hohe Luftfeuchtigkeit sei schwierig.
Den privaten Aspekt unterschätzt


Nach zehn Jahren zog es das Ehepaar wieder zurück in die Nähe von Brisbane. Er übernahm eine Firma, die Motoren repariert und bis zu 1800 Kilometer Entfernung verschickt. Mehrere Auszubildende erlernen bei ihm das Handwerk. Viele Jahre lang gab er Kurse für Obdachlose "all about cars", bei denen er ihnen viel über Autos und deren Reparatur beibrachte. Für den besten Kursteilnehmer besorgte er eine Lehrstelle oder nahm ihn selbst in seiner Firma auf.
Klink genießt in Australien nicht nur deshalb hohes Ansehen, vor allem wegen seines großen Einsatzes in der deutschen Community. Diese ist unter anderem auch Ansprechpartner für Einwanderer aus dem deutschsprachigen Raum. Als Mitglied des Rotary-Clubs hat er schon vielen Menschen geholfen, die in Not waren. Außerdem ist er Laienrichter, "Justice of peace". Ein Amt, das neben Aufgaben, die hier ein Schiedsmann übernimmt, noch viele weitere Kompetenzen und Befugnisse enthält. So dürfe er beispielsweise auch Menschen festnehmen, bis zum Eintreffen der Polizei. Besonders wichtig ist Klink aber, dass er amtliche Dokumente ausstellen kann. Zum Beispiel schreibe er Bescheinigungen für deutsche Rentner. Die müssen sich jährlich beglaubigen lassen, dass sie noch leben, um Geld aus Deutschland zu bekommen.
Heimat- geschichte(n)


Belohnt wurde er für seine vielen Verdienste mit der Order of Australia Medal, ähnlich dem deutschen Bundesverdienstkreuz. "Die eigentlichen Erfolge sind aber privat", sagt Manfred Klink. Zum Beispiel hat er eine Gesangsgruppe mit deutschsprachigen Sängern gegründet. "In unserem Repertoire sind etwa 150 deutsche Lieder und 50 australische". Viele Lieder gebe es aber auch in beiden Sprachen. Das Besondere des Chores sind die Begleitinstrumente. Klink selbst spielt Akkordeon, aber besonders gut kommen bei den Australiern die dort unbekannten Kuhglocken an. Höhepunkt ist jedes Jahr die Weihnachtsfeier, die nach alter deutscher Sitte", gefeiert wird. "Es ist anders", antwortet Klink auf die Frage, ob es ihm in der Heimat oder in Australien besser gefalle. In seiner neuen Heimat sei vieles einfach unkomplizierter. In Deutschland sei aber zum Beispiel die Berufsausbildung besser. Auch das Rentensystem gefällt ihm in Deutschland besser. Denn in Australien bekomme jeder eine Einheitsrente von umgerechnet 130 Euro, egal ob er viel oder gar nicht gearbeitet habe. "Mit dem heutigen Sachverstand", räumt Klink ein, "wären wir damals nicht ausgewandert." Denn schwierig sei für ihn, dass er weit entfernt von der Familie sei.
Seine Tochter lebt auch in Australien, aber sein Sohn, seine Mutter und die Geschwister sind in Deutschland. In den vergangenen 35 Jahren, seit er in Australien lebt, sei er nur dreimal in Erden gewesen. Selbst bei Todesfällen habe er nicht kommen können. Seine Firma, die er 2014 abgegeben hat, hätte Reisen nicht erlaubt. Der private Aspekt werde von vielen Auswanderern völlig übersehen. Der Kontakt zu seinen Schulkameraden in Erden ist aber trotzdem nicht abgebrochen. Er organisiert sogar das Klassentreffen. Und das von Australien aus.
Kennen Sie auch Auswanderer? Wir interessieren uns dafür, was diese an ihrer Heimat am meisten vermissen. Schreiben Sie uns per E-Mail an mosel@volksfreund.de

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