Ein Luxusflitzer von der Mosel

Unter der Haube Audi, außen ein Hauch von Italien und eine Prise England: Benarrow PB 5 heißt die 525 PS starke und rund 225 000 Euro (plus Mehrwertsteuer) teure Luxuskarosse der Wittlicher Firma Benarrow, die den Wagen zum 100. Geburtstag des Unternehmens Benninghoven entwickelt hat.

 Extravagantes Geschenk: Die Firma Benninghoven hat zum 100. Geburtstag ein Luxus-Auto entwickelt. TV-Foto: Klaus Kimmling

Extravagantes Geschenk: Die Firma Benninghoven hat zum 100. Geburtstag ein Luxus-Auto entwickelt. TV-Foto: Klaus Kimmling

Wittlich/Mülheim. 525 PS treiben den Wagen an, ein durchschnittlicher Kleinwagen hat etwa 60. Der V-8-Motor brummt lässig vor sich hin. Die Landschaft flitzt vorbei. In 4,5 Sekunden beschleunigt der Benarrow PB 5 von 0 auf 100 Kilometer pro Stunde.

Trotzdem lässt sich der Wagen gemütlich steuern. Bei niedriger Drehzahl gleitet das Auto sanft dahin. Am Straßenrand in Bernkastel-Kues zücken die Touristen ihre Kameras und knipsen das Auto. Der Benarrow fällt auf. Dunkelgrau-metallic, wuchtige Formen: Rundungen dominieren die Front und die Seite. Von hinten wirkt er ein bisschen kantig.

Prototyp in England in Handarbeit gefertigt



Innen ist der Prototyp mit edlem roten Leder ausgestattet. Tachometer und Drehzahlmesser leuchten blau aus der Metallfassung heraus. Die Zahlen sind kursiv in weiß gehalten. An mehreren Bedienelementen ist das Benarrow-Logo zu finden, ein B in einem Zahnrad, das auch Benninghoven als Logo nutzt. Kaum ein Außengeräusch außer dem satten Aufheulen des Motors dringt in die Fahrerkabine. Bei etwa 3000 Umdrehungen zeigt der Wagen so richtig, was in ihm steckt. Andere Fahrzeuge sehen aus, als stünden sie am Straßenrand, während der 1800 Kilogramm schwere Luxusflitzer vorbeirauscht. 225 000 Euro plus Mehrwertsteuer ist der Einstiegspreis für das Gefährt. Doch was steckt hinter diesem Benarrow?

Die Antwort: Ein Geburtstagsgeschenk. Die Firma Benninghoven aus Mülheim hat es sich selbst gemacht. Ein Jahr vor dem 100. Geburtstag des Maschinenbau-Unternehmens im September 2009 ließ Geschäftsführer Bernd Benninghoven ein Luxusauto entwickeln. Dazu gründete er die Firma Benarrow mit Sitz in Wittlich. Ein kleines Team von Autoentwicklern um den Engländer Paul Bolly setzte sich 2008 im Auftrag der Firma an der Universität Coventry zusammen und entwickelte das Konzept. Vorbild waren die großen GT-Modelle von Fiat, Lancia, Alfa Romeo oder Ferrari der 60er Jahre. GT steht für Gran Turismo, was auf italienisch frei übersetzt große Fahrt bedeutet. Eine solche große Fahrt soll durch luxuriöse und bärenstarke Sportwagen ermöglicht werden.

In Zusammenarbeit mit der Tuningfirma MTM war schnell der passende Motor gefunden: Ein getunter Audi-S-5-Motor, der ursprünglich 364 PS hat.

In England wurde dann der dunkelgraue Prototyp des Wagens in Handarbeit angefertigt. Motortuning, Fahrwerks- und Bremsenoptimierung übernahm dann MTM in Wettstetten bei Ingolstadt. Dunlop steuert die Reifen bei. Die letzten Tests fanden in Wittlich statt. Zurzeit verhandelt Rettig mit Sattlerbetrieben und einem Lackiermeister aus der Region, die an der Produktion des Autos beteiligt werden sollen.

Vor etwa einem Jahr während der Jubiläumsfeierlichkeiten der Firma Benninghoven wurde das neue Luxusmobil einem auserwählten Kreis auf der Dunlop-Teststrecke in Wittlich vorgestellt. Testfahrer Michael Teschmer drehte 450 Runden mit den geladenen Gästen. Und nicht nur der Rennfahrer hatte seinen Spaß.

Millionärsmesse als wichtiger Vorstellungstermin



"Damals hat das Auto drei Tage lang verdammt gut funktioniert und es kam blendend an", sagt Harald Rettig, Projektmanager der Firma Benarrow. Er kümmert sich federführend um die Vermarktung der Luxuskarosse, denn es soll nicht bei dem Prototypen bleiben. "Natürlich wollen wir, dass künftig möglichst viele Benarrows auf der Straße fahren", sagt Rettig. Ein Wagen sei nach Rumänien verkauft worden, und es gebe weitere Kaufinteressenten. Monatlich sollen künftig ein bis zwei Wagen gebaut und verkauft werden.

Ein erster wichtiger Termin für Rettig und sein Team ist vom 22. bis zum 24. Oktober der "Millionaires Fair", eine Millionärsmesse in Moskau. Gerade im Osten - vor allem in Russland und China - sieht Rettig gute Absatzmöglichkeiten. Der deutsche Markt ist für ihn aber "das A und O". Für 2011 kündigt Rettig deshalb eine aggressivere Vermarktungskampagne an. Nächstes Jahr soll der Benarrow auch beim Autosalon in Genf dem Fachpublikum vorgestellt werden. Für die Messen wird zurzeit ein extra Vorführmodell gebaut.

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