Ein Prosit auf Betttuch und Mosel

Wittlich · Der Erfinder des Spannbetttuchs, Starköchin Lea Linster und Tatort-Schauspielerin Barbara Philipp haben eins gemeinsam: Sie lieben die Mosel! 220 Wittlicher locken sie zur Buchvorstellung in die Synagoge. Draußen ist der wohl bisher heißeste Tag des Jahres, drinnen trinken die Moselfreunde Wein und kosten Gebäck von Linster.

Wittlich. Starköchin Lea Linster und Schauspielerin Barbara Philipp sind bei der Vorstellung des Buchs über die Mosel in der Synagoge die Stars. Konkurrenz macht ihnen höchstens ein Portugiese. Der heißt Mario Marques. Er ist wie viele andere geladene Gäste eigentlich dort, um darüber zu sprechen, was ihm zu dem Begriff Mosel so alles in den Sinn kommt. Aber der Mann ist der Erfinder des Spannbetttuchs. Und das interessiert die feinen Damen und Herren im Publikum. Er ziert sich aber, die Geschichte zu erzählen. "Die ist nicht jugendfrei." Der TV deckt sie nachträglich auf (siehe Extra).Beide mal beim Tatort


Doch zurück zur eigentlichen Geschichte: Es geht um das Buch "Mosel - Eine Hommage - Von der Quelle zur Mündung". Auch dafür sind 220 Menschen in die Synagoge gekommen. Drei Weine zur Verköstigung gibt\'s für alle. Lea Linster und Barbara Philipp stoßen auf der Bühne erst mal an. Dann löchert die Wittlicher Schauspielerin den luxemburgischen Kochstar mit Fragen, die sich (teilweise) im Buch wiederfinden: "Was reizt Sie am Wein?" "Das braucht man einen Moselaner nicht fragen", meint Linster. "Ich bin schon genetisch gereizt." "Wenn Sie die Augen schließen und den Begriff Mosel hören, was kommt Ihnen in den Sinn?" "Da muss ich nachlesen … im Buch steht: mein Mann." Und später: "Ich denk dann nur noch an Riesling, aber das darf man ja nie zugeben." Die Damen verstehen sich gut - kommt das vielleicht daher, dass nicht nur Philipp beim Tatort war, sondern auch Linster? In den Saarbrücker Folgen trat sie in einer kleinen Rolle als Wirtin auf.
Anders als Spannbetttuch-Erfinder Marques will Linster eine Geschichte unbedingt loswerden: "Die herzogliche Hochzeit habe ich ausgerichtet, und 800 Leute in zwei Stunden mit einem Menü versorgt - ohne Zwischenfall." Für die Wittlicher, die ihr "jedes Mal ein bisschen besser gefallen", bringt sie an diesem Nachmittag Madeleines mit. Die Adresse der Wittlicher Synagoge will sich Linster übrigens merken: "Für überheiße Tage ist das ja ein fantastischer Zufluchtsort!" Für einen schreckhaften Moment sorgen hin und wieder die laut krachenden Mikros. Auch das nimmt Linster mit Humor: "Also dass wir so komische Laute von uns geben, das hättet ihr nie gedacht." Gelächter im Publikum, aber: der ein oder andere, vor allem auf der Empore, hat manchmal leider gar nichts verstanden.
Barbara Philipp, die seit mittlerweile 25 Jahren in Berlin lebt, zeigt sich in Wittlich ganz als Lokalpatriotin: "Meine Großmutter stammt aus Ürzig, meine Kindheit hab ich im Weinberg verbracht. Was den Wein angeht, bin ich Moselanerin." Wenn sie mit geschlossenen Augen den Begriff Mosel höre, denke sie an eine romantische Landschaft. Das sei ihr Begriff für ein schönes Deutschland. "Und ich hab auch gar keine Männer im Kopf." Und überhaupt: "Die Moselmädchen sind eh immer berühmter als die Moseljungs gewesen." Und die Madeleines von Lea Linster sind übrigens richtig gut.Extra

Der Textilkaufmann Mario Marques war 1977 auf Dienstreise in Schweden. Dort lernte er eine junge Frau kennen und verzog sich mit ihr auf ein Hotelzimmer. Etwas später… stellte er fest, dass das Bettlaken noch genauso straff auf der Matratze lag wie zuvor. Das sah sich Marques genauer an und entdeckte, dass die Ecken des Lakens unter der Matratze mit Schnüren zusammengebunden waren. Die Idee fand Marques anscheinend fesselnder als die junge Schwedin. Er ging zurück nach Portugal, experimentierte mit Gummibändern und gründete eine Fabrik für Spannbettlaken. Das neu erfundene Spannbettlaken kam auf den Markt, und nur fünf Jahre später hatte sich der Anteil an Spannbetttüchern von 0 auf 97 Prozent gesteigert. Heute ist er mehrfacher Millionär und Hobbywinzer: Er hat seine Firma verkauft und ein Weingut in der Nähe von Maia bei Porto erworben. eibExtra

Mit dem Buch "Mosel - Eine Hommage - Von der Quelle zur Mündung" wollen die Autorinnen Hilde Kessel und Annette Köwerich der Mosel huldigen. In 60 Interviews stellt das Werk den Fluss, die Landschaft und den Wein vor. Stimmen:Staatsministerin Ulrike Höfken: "Ich verbinde die Mosel besonders mit dem Weingenuss. Der Riesling spielt die Hauptrolle, aber den Burgunder find ich auch gar nicht so schlecht." Landrat Gregor Eibes: "Ich bin zwar gebürtiger Morbacher, aber ich bin Mosel-Fan." Oenologe Dr. Gerhard Scholten vom Steillagenzentrum: "Kleider machen Leute - Weinlandschaften machen Wein." Architektin und Baudenkmalpflegerin Marie-Luise Niewodniczanska: "Mit ihren Fachwerkbauten verfügt die Mosel über eine besonders wertvolle Architektur. Da wünsche ich mir noch mehr Aktivitäten und Ideen." Hermann Lewen, Intendant Mosel-Musikfestival: "Die Mosel klingt für mich wie ein feierliches Hochamt. Hier gibt es wunderbare Konzertstätten, die man zum Klingen bringen kann." Geologiedirektor Dr. Ernst-Dieter Spies, Geologisches Landesamt Mainz: "Terroir Moselle, das bedeutet für mich das Zusammenspiel aller natürlichen Faktoren, die auf den Wein einwirken." Mario Marques, Winzer in Maia bei Porto: "Man will heute keinen Perfektionismus mehr, sondern Natur, Ursprüngliches. Genau das hat die Mosel." Zuschauerin Renate Oster aus Zeltingen-Rachtig ist Winzerin und wurde von ihrem Mann mit Karten für die Veranstaltung überrascht: "Ich fand das toll und sehe mich in dem, was ich denke, bestätigt." eib Infos: www.moselbuch.de

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