Ein Sack voll Zukunft

Bei der Zentralveranstaltung der Europäischen Biomasse-Tage der Regionen nahm die Mainzer Umweltministerin Margit Conrad am Montag vor 250 Gästen offiziell eine Holzpelletier-Anlage in der Morbacher Energielandschaft (Mel) in Betrieb.

Wenigerath. (iro) Wie man Aufmerksamkeit erregt, das weiß Fred Jung offenbar genau. Als der Vorstand der Mainzer Juwi-Gruppe im Rahmen seines Vortrags über den "Weg zum Energieland Rheinland-Pfalz" sein Jackett ablegte, seine Krawatte entfernte und begann, sein Hemd aufzuknöpfen, wurde es still im Festzelt. Sein "Striptease" endete allerdings, als unterm Hemd ein rotes T-Shirt zum Vorschein kam. Die Aufschrift lautete: "100 Prozent". Jungs Credo: Bis 2030 kann das Land Rheinland-Pfalz seinen Strombedarf komplett mit erneuerbaren Energien decken.Das Stichwort "100 Prozent" zog sich wie ein roter Faden durch die Veranstaltung in der Mel. Als Umweltministerin Margit Conrad persönlich gemeinsam mit Jung und Bürgermeister Gregor Eibes einen Sack mit Pellets abfüllte, pries Jung die Brennstäbchen an: "100 Prozent sauber und 100 Prozent Hunsrück". Die Pellets werden komplett mit erneuerbaren Energien produziert. Dass der Rohstoff für die zwei Zentimeter langen und sechs Millimeter dicken "Kraftpakete" aus der Region stammt, versteht sich für den Unternehmer von selbst. Einen 15-Kilo-Behälter füllte die Ministerin selbst ab und beschriftete ihn: "Ein Sack voll Zukunft" war in der Handschrift der Ministerin zu lesen. Dass Conrad von den Projekten in der Mel überzeugt ist, beweist auch die Tatsache, dass sie bereits zum vierten Mal zu Gast auf der 145 Hektar großen Konversionsfläche bei Wenigerath war. Bürgermeister Gregor Eibes begrüßte sie denn auch neben Landrätin Beate Läsch-Weber und den Landtagsabgeordneten Bettina Brück, Peter Wilhelm Dröscher und Alex Licht als "Stammgast".

Die Pellets-Anlage ist ein weiterer Baustein im Gesamtkonzept. Im kommenden Jahr will die Mainzer Firma dort das höchste Windrad der Welt - 210 Meter - aufstellen. Noch in diesem Jahr soll ein Solartestfeld hinzukommen. Es werden verschiedene Fotovoltaik-Anlagen und Module ausprobiert, die sich nach dem Sonnenstand ausrichten. Angedacht ist ebenfalls eine industrielle Biogas-Anlage im 1,5-Megawattbereich, die mit Grünschnitt und Speiseresten "gefüttert" werden kann.

Am selben Abend sprach sich der Morbacher Gemeinderat für eine 100 000 Euro teure Projektstudie im Zusammenhang mit der Anlage aus, die eine nachhaltige Entsorgung von Gär-Resten aus Biogas-Anlagen ermöglichen soll. In der Mel soll ein patentrechtlich geschütztes und wissenschaftlich begleitetes Verfahren realisiert werden, informierten Bürgermeister und Fachleute. Pellets-Anlage Die Pellets-Anlage in der Energielandschaft ist nach 14 Windrädern, einer 3460 Quadratmeter große Fotovoltaik-Anlage und einer Biogas-Anlage der vierte Bestandteil in der Energielandschaft. 20 000 Tonnen Pellets können pro Jahr produziert werden. Zunächst werden 8000 Tonnen angepeilt. Diverse Haushalte in der Region wurden bereits mit den Produkten "Made in Morbach" versorgt. Der Bau der 3,1 Millionen Euro teuren Anlage hat sechs Monate gedauert. Für die Produktion wird die komplette Abwärme der benachbarten Biogas-Anlage mitgenutzt, die vor einem Jahr ihren Betrieb aufnahm. (iro)

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