Einst zog es die Kröver Richtung Eifel

Am 1. Januar 1969 wurde die Verbandsgemeinde Kröv-Bausendorf ins Leben gerufen. Wie kam es dazu? Mit Flußbach gehört ein "Vorort von Wittlich" ebenso dazu wie Reil, das damals unmittelbar an den Altkreis Zell grenzte.

Kröv-Bausendorf. Es waren spannende Zeiten, damals Ende der 60er Jahre. Die vom Land Rheinland-Pfalz beschlossene Verwaltungs- und Gebietsreform war mitten in der Umsetzungsphase, es bildeten sich neue Landkreise und aus den "Ämtern" entstanden Verbandsgemeinden. Damals wie heute bewegte die Menschen die Frage: Zu welchem kommunalen Gebilde werden wir gehören? Hinter den Kulissen wurde hart verhandelt, Kommunalpolitiker versuchten Einfluss zu nehmen, um ihre Vorstellungen, die oft von persönlichen Interessen geprägt waren, durchzusetzen. Die Verbandsgemeinde Kröv-Bausendorf war damals eine der ersten Verbandsgemeinden im neuen Landkreis Bernkastel-Wittlich, die sich bildete. Vor allem die Kröver drängten zur Eile, erinnert sich Professor Erwin Schaaf aus Kinderbeuern, einer der besten Kenner der Regionalgeschichte. Grund: Es gab ernsthafte Überlegungen, eine große Verbandsgemeinde Traben-Trarbach unter Einbeziehung von Kröv zu bilden. Kröv ein untergeordneter Teil von Traben-Trarbach - das war für die meisten Kröver undenkbar. Hinzu kam: Der damalige Bürgermeister des Amtes Kröv, Theo Breidbach, wäre wohl kaum zum Bürgermeister der neuen Verbandsgemeinde Traben-Trarbach gewählt worden. Er streckte daher die Fühler Richtung Amt Bausendorf aus. Dort "regierte" Philipp Lenze, der kurz vor seiner Pensionierung stand. Breidbach sah also die Chance, erster Bürgermeister einer Verbandsgemeinde Kröv-Bausendorf zu werden. Und er wurde es auch. 1995 trat er in den Ruhestand, zum Nachfolger wurde Otto Maria Bastgen gewählt.

Im Prinzip entstand die Verbandsgemeinde Kröv-Bausendorf durch eine Verschmelzung der Ämter Bausendorf und Kröv. Aber so ganz stimmt das nicht. Denn zum Amt Bausendorf gehörten auch Neuerburg und Dorf. Beide Gemeinden wurden 1969 Stadtteile der Kreisstadt Wittlich. Dass Flußbach, ebenfalls nur wenige Kilometer von Wittlich entfernt, sich für Kröv-Bausendorf entschied, bleibt für Erwin Schaaf ein Kuriosum. Schaaf: "Es gab nie eine Verbindung zu Kröv." Der Ort gehörte ebenso wie Hontheim bis Ende des 18. Jahrhunderts zu Kurtrier, während Kröv/Kinheim, Reil, Kinheim/Kindel, Erden, Bengel und Kinderbeuern/Hetzhof das "Kröver Reich" bildeten. Willwerscheid war im Besitz der adligen Augustiner-Chorherrenabtei Springiersbach, und Diefenbach mit seinen sieben Häusern gehörte zuletzt einem Freiherrn von Wiltberg.

Kröv-Bausendorf "verlor" also Dorf und Neuerburg, behielt aber Willwerscheid, Diefenbach und Hontheim, die sich auf Drängen von Breidbach für Kröv-Bausendorf entschieden. Proteste aus diesen Orten sind nicht bekannt. Kröv musste aber eine "dicke Kröte" schlucken. Zum Amt Kröv gehörte der große und renommierte Weinort Ürzig. Aber Ürzig, bis etwa Mitte des 13. Jahrhunderts sogar Teil des Kröver Reiches, wollte nicht nach Kröv-Bausendorf, sondern entschied sich für die Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues.

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