Ende einer langen Tradition: Von Moselbrück ins Reich der Mitte

Ürzig · Das Weingut Mönchhof in Ürzig war 212 Jahre im Besitz der Familie Eymael. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge hat es Robert Eymael für mehrere Millionen Euro an eine Investorengruppe aus China veräußert. Und die hat auch schon bezahlt. Der ehemalige Besitzer bleibt Geschäftsführer.

Die Szenerie im Weinbauort Ürzig erinnert an ein Foto, das im Sommer zumindest in Rheinland-Pfalz für Aufregung sorgte. Am 6. Juni reichten sich Vertreter aus Deutschland und China die Hand, um den Verkauf des Flugplatzes Hahn zu besiegeln. Das Ende ist bekannt. Das Geschäft zerplatzte wie eine Seifenblase. "Hier ist alles seriös. Das Geld ist auch schon auf dem Konto", sagt Robert Eymael, schon bevor er Han Xiaohuang die Hand reicht.

Mit dem Verkauf des 1177 erstmals erwähnten Weingutes Mönchhof (Ürzig) endet eine lange Tradition. 212 Jahre war der Betrieb mit dem markanten Wohnhaus in Händen der Familie Eymael. In dieser Zeit haben der Betrieb und seine Besitzer Höhen und Tiefen erlebt. Unter anderem diente das Areal von 1987 bis 1993 als Kulisse für 30 Folgen der Fernsehserie "Moselbrück".

Neuer Besitzer ist die BHC international Wine assets management group. Sie hat ihren Sitz in der chinesischen Hauptstadt Peking. Hauptinvestor ist Han Xiaohuang. Der BHC gehören jetzt das Haus, zwölf Hektar Weinberge (sechs davon hatte Eymael gepachtet), Kellerei, Vinothek und die Maschinen. Eymael glaubt, dass der neue Eigentümer auch viel Wert auf die Vermarktung des Namens "Mönchhof" legt.

Den genauen Kaufpreis will der Winzer nicht nennen. Er bestätigt aber, dass es sich um einen nicht kleinen einstelligen Millionenbetrag handelt. "Ich bin sehr zufrieden", sagt Eymael. An einem Teil eines Kellereigebäudes besaß auch Volker Besch, Eymaels rechte Hand, Anteile.

Wie kam der Kontakt mit den Chinesen zustande? BHC-Präsident Yu Min sei über Jahre zu seinem Stand auf der Messe "Pro Wein" in Düsseldorf gekommen, erzählt Eymael. Er sei ein profunder Weinkenner. Vor etwa zwei Jahre habe Yu Min unangemeldet vor der Tür des Mönchhofs gestanden und mitgeteilt, dass er das Anwesen kaufen wolle - dafür müsse er noch nicht einmal alles gesehen haben.

Natürlich habe er dem Verkauf nicht gleich zugestimmt. Doch im Grunde sei es ein Glücksfall, sagt Eymael. Schließlich ist er auch schon 61 Jahre alt und hat keinen Nachfolger. Und es ändere sich für ihn auch nichts. Er sei nun BHC-Angestellter und wirke als Geschäftsführer. Fünf festangestellte Mitarbeiter seien ebenfalls übernommen worden. Sein Elternhaus könne er auch weiter nutzen.

BHC war und ist auf Einkaufstour. Erworben wurden bereits mehrere Weingüter in Frankreich. Auch Hotels und Uhrenfabriken in der Schweiz stehen, so Robert Eymael, auf der Liste. Zur offiziellen Übergabe in Ürzig reisen die Chinesen sogar mit zwei Fernsehteams an. "Wir wollen eine spannende Geschichte fortschreiben", sagt Yu Min. Hauptinvestor Han Xiaohuang betont: "Der Kauf hat eine historische Bedeutung für uns. Das ist ein Meilenstein für unsere Gruppe."

Prominentester Gast ist allerdings Rainer Brüderle, ehemaliger Wirtschaftsminister in Bund und Land. Der FDP-Mann ist ein Parteifreund von Eymaels Bruder Günter, vormals Staatssekretär in Mainz. Der Handel mit China habe eine wichtige Bedeutung - und zwar in beide Richtungen, sagt er. "Wenn jeder der 1,4 Milliarden Chinesen nur einmal im Jahr eine Flasche Wein trinkt, haben wir ein Lieferproblem."

So eine Transaktion falle niemandem leicht, sagt der Ürziger Ortsbürgermeister Arno Simon. Zum Erfolg gehöre aber auch, den richtigen Zeitpunkt für Verkauf oder Übergabe zu wählen. "Mit den Investoren hast du die beste Wahl getroffen", sagt er zu Robert Eymael, der mit ihm im Ürziger Gemeinderat sitzt.

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